Die Fahrt Zu Den Sternen
sie auf, als sie nach diesem ersten, stärkenden Schluck innehielt. »Du kannst ruhig alles austrinken«, setzte er mit einem beiläufigen Fingerschnipsen hinzu. »Ich habe noch mehr davon, wann immer du welches brauchst. Hast du Hunger?«
»Und wie. Sag mir nicht, daß du auch was zu essen auftreiben kannst! Gibt es überhaupt irgend etwas, das du über dieses Schiff nicht weißt?« Sie übertrieb ihren bewundernden Tonfall ein wenig und sah, wie ihr Lob bei Markel ebensolche Wunder wirkte, wie es das Wasser bei ihr bewirkt hatte, wie es das ausgetrocknete Gewebe seiner Seele erfrischte. »Bloß…«, sie wollte ihn warnen, bevor er Versprechen abgab, die er nicht würde halten können, »… ich kann kein Fleisch essen; nur Körner und Blattgemüse.«
Markel wirkte sichtlich erleichtert. »Das ist um so besser, weil es viel leichter ist, Pflanzen zu klauen als irgend etwas anderes, zum Beispiel gekochtes Essen. Trink aus. Wir sind nicht weit weg von der Hydroponikanlage.«
Acornas Magen machte ein freudiges Geräusch, dessen Widerhall, da war sie sich sicher, im gesamten Belüftungssystem zu hören sein mußte. Aber Markel hatte sich schon umgedreht, um sie zu frischer Nahrung zu führen. Sie ließ die Wasserflasche in einen ihrer Stiefel gleiten – wenn sie diese Dinger schon mit herumschleppen mußte, sollten sie sich wenigstens nützlich machen. Die Schnürsenkel waren lang –
vielleicht würden sie, wenn es ihr gelang, sie an Markels Seil zu knüpfen, lang genug sein, um bis zu Calum hinunterzureichen.
Durch die anderen Gerüche des Schiffs hindurch konnte Acorna jetzt das Aroma von Vegetation riechen: Mengen um Mengen verschiedenster Pflanzenarten und dieser leicht chemische Geruch, den ihre empfindlichen Nüstern als Hydroponik-Nährstoffe identifizierten. Sie fragte sich ausgehungert, ob der Artischockensämling, den sie auf der Acadecki gepflanzt hatte, jemals Blätter für sie austreiben würde.
»Sei jetzt ganz leise«, warnte Markel sie, wobei er seine Worte abermals eher hauchte, als sie tatsächlich auszusprechen, während er geschickt ein Werkzeug ansetzte und die Halterungen eines diesmal sehr viel größeren Lüftungsgitters abschraubte.
Die Pflanzendüfte waren beinahe unerträglich verlockend, aber Acorna wartete dennoch seine Aufforderung, ihm zu folgen, ab, nachdem er auf Händen und Knien eine vorsichtige Erkundung durchgeführt hatte. Das Aroma der Artischocken zog sie wie ein Magnet an, und sie hatte in der Tat Glück, daß sie näher an diesem Hydrokulturbecken war als an dem Wurzelgemüse, das Markel geschickt und klug erntete. Sie bemerkte, daß er sorgfältig nur die kleineren Pflanzen pflückte, die wahrscheinlich ohnehin ausgelesen worden wären. Er nahm Karotten und Steckrüben und Kartoffeln und mehrere andere leuchtend bunte Dinge, die sie nicht kannte. Hybride wahrscheinlich. Sie ergänzte seine Auswahl ebenso sorgsam mit Artischockenblättern, etwas Lattich und einem Kohlkopf und stopfte, was sie konnte, in ihren anderen Stiefel. Sie war froh, daß sie die Stiefel nicht lange an den Füßen getragen hatte, bevor sie sie zu Nahrungs- und Wassertransportbehältern umfunktioniert hatte.
Die verstohlene Ernte dauerte nicht lange. Sowohl Markel als auch Acorna hatten flinke Finger und bewegten sich geschickt auf Händen und Knien umher. Sie sammelten ihre Beute ein, zogen sich wieder in den Luftschacht zurück, und Markel befestigte das Gitter wieder hinter ihnen. Er wies sie mit Gesten an, ihm ein Stück weit von der Hydroponikabteilung fort zu folgen, bevor er ihr bedeutete, Halt zu machen und mit dem Essen zu beginnen. Eine Verzögerung, die vollkommen verständlich war, da Karottengekaue gehört werden konnte, wenn man darauf lauschte. Und möglicherweise auch dann, wenn man das nicht tat, weil sie jetzt so schnell kaute, wie sie nur konnte. Als nächstes nahm sie die Artischocken und versuchte sich dann an dem dunkelroten Ding, das er ihr reichte, und auch das schmeckte. Nun ja, bei ihrem gegenwärtigen Hunger hätte ihr beinahe alles gut geschmeckt.
Nach dieser arg benötigten Stärkung dachte Acorna wieder an Calum. Auch er würde hungrig und durstig sein. Wenn sie nur wüßte, wo er gefangengehalten wurde!
Sie tippte Markel auf die Schulter, der gerade auf einer rohen Kartoffel herumkaute, und bedeutete ihm mit Gesten, daß sie sprechen wollte. Er nickte, warnte sie aber mit einem an die Lippen gelegten Finger, leise zu reden.
»Mein Freund wird kein Essen oder
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