Die Fahrt Zu Den Sternen
sich dieser längst auf seiner Liege ausgestreckt und trug den Kopfhörer, der ihn mit dem LAANYE verband. Er hatte noch nicht einmal lange genug gewartet, um sich zu vergewissern, daß die Barbarin es bequem hatte… aber die leisen Schnarchtöne, die von Khaaris Liege herüberdrangen, versicherten Neeva und Melireenya, daß zumindest in dieser Hinsicht alles in Ordnung war. Sie tauschten einen Blick, der zum Thema dieser impulsiven jüngeren Generation eloquentere Aussagen machte, als ihre Gedankenbilder es taten, dann legten schließlich auch sie ihre Kopfhörer an und begaben sich für eine emsige Lernschlafnacht zur Ruhe.
Zu Beginn der nächsten Schicht, als Khaari das Licht in der Hauptkabine wieder auf volle Stärke hochschaltete, konnten sie sich mit Karina bereits in deren eigenen Sprache unterhalten.
Was ziemlich gleichbedeutend damit war, das auf allen von Karinas Volk bewohnten Welten für den Handel, die Diplomatie und den Krieg benutzte Basic Interlingua zu beherrschen.
Jetzt bereitete es ihnen keine Mühe mehr zu erklären, daß sie Verwandte von Acorna waren, die sich auf der Suche nach ihr befanden.
(Das ist aber nicht die ganze Wahrheit), mäkelte Neeva. (Es ist sogar eine ausgesprochene Unwahrheit, wenn wir sie glauben lassen – was sie gewiß tun wird –, daß wir in diesen Teil der Galaxis gekommen wären, um nach unserer verlorenen Kleinen zu suchen. Sollten wir ihr nicht von den Khleevi erzählen, und daß wir eigentlich gekommen sind, um ihr Volk zu warnen und ein Bündnis mit ihnen zu suchen?) (Alles zu seiner Zeit), erwiderte Melireenya. (Hast du vergessen, daß die Leute auf dem ersten Planeten so verschreckt waren, daß sie sich mit einem undurchdringlichen Energieschild von der Außenwelt abgeschottet haben? Wenn die Weichfüße, in deren Obhut ‘Khornya [so klang Acornas Name in der Muttersprache der Linyaari] sich befindet, das gleiche tun sollten, bekommen wir sie möglicherweise NIE
MEHR zurück!)
(Zuerst müssen wir unsere ‘Khornya finden), pflichtete Thariinye ihr bei. (Überleg doch mal, Neeva: Sie wird uns mit Sicherheit alles erzählen können, was wir über diese Barbaren wissen müssen, um zu beurteilen, ob sie khlevii oder linyarii sind – ob wir uns also mit ihnen verbünden oder besser verschwinden sollten, bevor sie unsere Welten überfallen können.)
Dieser nonverbale Gedankenaustausch vollzog sich so schnell, daß Karina nicht das mindeste von einer Unterbrechung ihrer gesprochenen Unterhaltung mit den Fremden bemerkte; sie bekundete immer noch wortreich ihre Verzückung darüber, wie schnell die Einhornwesen sich ihre Sprache angeeignet hatten.
Die Botschafter der Linyaari waren ihrerseits begeistert, als Karina ihre Hoffnung bestätigte, daß Acorna hier zu finden sein würde, auf der Mondbasis, zu der die Raumfähre unterwegs gewesen war.
»Ich habe erst vor ein paar Tagen eine Netznachricht von ihr erhalten, von dieser Datenverteilerstelle hier«, erklärte sie ihnen.
»Oh, dann bist du also bekaahnet mit – beehkanit mit – du kennst unsere kleine ‘Khornya?« fragte Neeva begierig. »Wie geht es ihr? Hat man sie hier gut behandelt?«
Karina blickte zu Boden. So sehr sie auch versucht war, sich einer Bekanntschaft mit Acorna zu rühmen, hatte das irgendeinen Sinn, wenn sich ihre Behauptung schon in wenigen Stunden als unrichtig herausstellen würde? »Wir haben uns noch nicht persönlich kennengelernt«, wich sie daher aus, »nur per Schriftwechsel. Aber unsere Auren sind im Einklang miteinander.« Die Netznachricht einer Person und die Eingangsbestätigung seitens des Empfängers stellte doch gewiß schon einen Schriftwechsel dar?
»Also sie…« Unsicher suchte Neeva nach den unvertrauten Worten. Die Bedeutungsinhalte des Fremdvokabulars in ihren Gedanken waren seltsam verschwommen und unpräzise definiert; hatte der LAANYE womöglich eine Fehlfunktion?
»Dein Karma ist mit ihrem verbunden… sie erwartet dich?«
Karina starrte mit seelenvollen Augen auf den funkelnden Haufen Mondsteine in ihren zu einer Schale geformten Händen. Sie hatte die Kristalle zärtlich befühlt und unentwegt mit ihnen gespielt, seit sie aufgewacht war.
»Wiird sie behunrui… besohrgt seiin«, wechselte Thariinye zu dem leichter auszusprechenden Wort, »daß duu niicht iin der Fähre waarst?«
»Oh, nein«, meinte Karina unbedacht und versuchte sich dann rasch zu verbessern: »Das heißt«, ergänzte sie mit ihrem perlenden Lachen, »wir hatten keine feste
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