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Die Falken Gottes

Die Falken Gottes

Titel: Die Falken Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wilcke
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Eintreffen Magnus Ohlins und dieses Mädchens hatte ihr Vorhaben erschwert, denn Ekholm hatte überstürzt das Weite suchen müssen, doch zumindest war er nun mit den Räumlichkeiten des Kollegs vertraut, und er hatte zudem schon vor seiner Flucht einen Schlüssel entwendet, mit dem sie die Tür zum Hof öffnen konnten.
    »Glaubt Ihr wirklich, daß es sich um den Nuntius gehandelt hat?« Kjell Ekholm stand gebeugt und schnaufend vor Dahlgren. Er war der Kutsche vom Kolleg aus durch die halbe Stadt gefolgt und dann eiligen Schrittes zurückgekehrt. Es hatte sich ausgezahlt, daß Ekholm und er die Toreinfahrt des Kollegs seit Ohlins Ankunft keinen Moment aus den Augen gelassen hatten. Wie sie es erwartet hatten, waren zuerst die fünf Reiter eingetroffen, und bald darauf war die Kutsche vor dem Kolleg der Jesuiten vorgefahren. Natürlich hatten sie weder die Gesichter der Reiter noch der Männer in der Kutsche erkennen können, doch nachdem Ekholm ihm berichtet hatte, daß die Kutsche zum Minoritenkloster gefahren war, bestand für Dahlgren kein Zweifel mehr daran, daß der Verdacht, über den der Diakon Laurelius mit ihm vor einigen Wochen gesprochen hatte, |195| mit jedem Wort der Wahrheit entsprach. Das Minoritenkloster war der Wohnsitz des päpstlichen Nuntius – eines Mannes, dem es vom Heiligen Vater strikt untersagt worden war, mit den protestantischen Gesandten dieses Kongresses persönlich das Wort zu wechseln. Doch nun hatte der Nuntius Fabio Chigi fast eine Stunde lang eine Unterredung mit der Königin des mächtigsten protestantischen Staates geführt.
    »Mach dich bereit«, sagte Dahlgren zu Ekholm. »Die Königin wird keine Gelegenheit bekommen, ihren Verrat zu vollenden.«
    Ekholm holte den Schlüssel hervor, schaute aber dennoch skeptisch drein. »Es ist kein Problem, in das Kolleg zu gelangen. Die Königin wird allerdings von mindestens vier Gardisten geschützt.«
    »Man erwartet uns nicht, das wird unser Vorteil sein«, machte Dahlgren ihm Mut. »Wir haben es in den zahlreichen Bataillen während des Krieges häufig mit einer Vielzahl von Gegnern aufgenommen, und Gott hat uns seinen Schutz gewährt. Er wird uns führen, Kjell.« Er klopfte seinem Kameraden aufmunternd auf die Schulter. Ekholm nickte knapp. Dahlgren zog ihn mit sich, und geduckt liefen sie durch die Nacht auf das Kolleg zu.

|197| Kapitel 20
    Bald nachdem die Kutsche abgefahren war, hörte Magnus Schritte hinter der Tür. Pater Vigan trat zu ihnen in die Kammer, gefolgt von Roald, dem Hünen. Magnus fiel auf, daß der Jesuit zufriedener und gelöster wirkte als bei ihrer letzten Begegnung. Welches Ziel Vigan auch verfolgen mochte – nach der Aufwartung der nächtlichen Besucher war er diesem anscheinend sehr viel näher gekommen.
    »Bitte folgt mir«, sagte Vigan. Er nickte auch in Annekes Richtung. »Die Königin wünscht Euch zu sprechen.« Vigan und Roald nahmen die beiden in ihre Mitte und führten sie in das obere Stockwerk.
    Im Vorraum zum Quartier der Königin empfing sie ein weiterer Gardist, der sich ihnen als Hauptmann Elisson vorstellte. Dieser Elisson wirkte drahtig und kräftig – ein Eindruck, der sich noch verstärkte, als sich seine Hand wie eine Eisenzwinge um Magnus’ Arm schloß.
    »Ich bürge mit meinem Leben dafür, daß die Königin auf dieser Reise nicht in Gefahr gerät«, zischte Elisson. »Und es gefällt mir nicht, daß Ihr Euch hier im Kolleg herumtreibt.«
    Magnus befand, daß Elisson ein wenig zur Übertreibung neigte. Seit der Ankunft der Königin hatte er schließlich keinen Schritt mehr ohne einen bewaffneten Begleiter getan. Doch er erwiderte gelassen: »Ich glaube, der Königin gefällt es durchaus, daß ich mich hier herumtreibe, wie Ihr es nennt.«
    Elissons Finger drückten noch kräftiger zu. Sein Blick aus schmalen Augen verriet Magnus, daß der Hauptmann nicht |198| zu Späßen aufgelegt war. Trotzdem zog er nun die Hand von Magnus fort und öffnete die Türflügel zu Christinas Zimmer.
    »Was hat er gesagt?« fragte Anneke leise, als sie eintraten, denn Elisson hatte schwedisch mit ihm gesprochen.
    »Daß er für unseren Schutz Sorge tragen will, indem er weiterhin einen seiner Männer für unsere Sicherheit abstellen wird«, sagte Magnus. Diese Antwort mußte Anneke genügen, denn nun standen sie bereits Christina gegenüber, die in ihrer Kammer auf einem Schemel Platz genommen hatte und die Füße in einen Bottich mit Wasser tauchte.
    Magnus fühlte sich an ihre erste Begegnung erinnert,

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