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Die Falken und das Glück - Roman

Die Falken und das Glück - Roman

Titel: Die Falken und das Glück - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reber Sabine
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werden an Universitäten Gastvorträge halten.
    Ja, dachte sie, ja, endlich einer, der eine Vision hat. Sie bewunderte seine Bestimmtheit, sein Selbstvertrauen schien ansteckend. Er würde es weit bringen, davon war sie überzeugt, er würde bekommen, was er wollte. Sie würden bekommen, was sie wollten.
    Entweder wir sind dann ein Paar oder wir bringen einander um, lachte er. Willst du mich heiraten? Mit dir möchte ich Kinder haben.
    Wir kennen uns doch gar nicht, sagte Linda.
    Sie sah die Irritation in seinen Augen. Er hatte damit gerechnet, dass sie ihm um den Hals fallen würde, dass sie jubeln oder er zumindest ein freudiges Ja! vernehmen würde.
    Ohne sie noch einmal anzusehen, verließ er sein Haus.
    Sie blieb.

Am ersten Nachmittag auf der Insel hatte Granuaile ihren Vertrauten Tuathal in den Turm kommen lassen, damit er ihr half, den massiven Schreibtisch und die mit Eisen beschlagene Schiffstruhe in ihre Kammer im dritten Stockwerk hinaufzuschaffen.
    Sie war an der Schießscharte gekauert und hatte beobachtet, wie er sich den Schnurrbart zurückstrich, diesen riesigen roten Schnurrbart, der seinen sturen, undurchdringlichen Gesichtsausdruck verfinsterte.
    Sie kannte Tuathal seit ihrer Jugend, wusste, dass sich hinter der kriegerischen Fassade Klugheit und Schalk verbargen. Er stand seit zwei Jahrzehnten im Dienst der O’Malleys und war von ihrem Vater zum Galeerenkapitän ernannt worden.
    Stolz hatte er den Sandstrand überquert und war durch das hohe Gras zu ihrer Burg hinaufgestiegen. Sie hatte gesehen, dass er sich der Blicke der anderen versicherte. Wahrscheinlich versuchte er sich in diesem Moment einzureden, er sei aus dem gleichen Holz geschnitzt wie Granuaile. Unter den eifersüchtigen Blicken der Wachmänner, der Ruderer und Krieger schien seine sehnige Gestalt noch größer zu werden, als wachse er tatsächlich.
    Er hatte vergessen, dass die Blicke, die ihr folgten, von Respekt und Ehrfurcht zeugten: Granuaile war diejenige, die die auseinanderstrebenden Kräfte vereinte, die O’Flahertys und die O’Malleys, aber auch die Burkes, O’Connors, Kellys, O’Donnells und O’Neills unter der Flagge der O’Malleys zusammenbrachte. Nur unter ihrer Führung zogen sie alle am selben Strick.
    Nach dem Tod ihres Mannes hatte Granuaile sich vorgenommen, Tuathal teilweise in ihre Pläne einzuweihen, sie wollte ihn öfters um Rat fragen, um seinem Stolz zu schmeicheln. Gleichzeitig würde sie darauf achten, die Fäden nicht aus der Hand zu geben.
    Am Fuß der Steintreppe hatte Tuathal seinen Überwurf aus Wolltuch über die Schultern geschlagen und die Truhe angehoben, und sie hatte einen verstohlenen Blick auf seine Oberarme geworfen, die Muskeln, die sich anspannten und hervortraten, die Adern, die sich mächtig aus seiner sonnengebräunten Haut hoben.
    Trotz Tuathals Kraft hatte sie darauf bestanden, ihre Truhe mitzutragen: Wer an Bord in vorderster Reihe kämpft, kann auch seine Möbel tragen.
    Granuaile beorderte den lokalen Chieftain in die Burg.
    Zu später Stunde sprach er an ihrer Türe vor und brachte ihr selbstgebrannten Whiskey. Er sei stolz und glücklich, dass die starke Tochter Dubhdaras seine Insel als ihren neuen Stützpunkt gewählt hatte.
    Sie schloss ihn in die Arme, gerührt, ihren alten Spielkameraden wiederzusehen, scherzte: Wie steht es um die heiligen Forellen?
    Früher hatten sie gemeinsam im Brunnen hinter der Burg nach den Fischen geangelt, die angeblich nur gläubige Menschen sehen können. Die beiden Kinder hatten sie an ihren Angelhaken gehabt und wieder freigelassen.
    Tot. Wahrscheinlich an Altersschwäche gestorben, lachte er. Ich habe sie durch Lachse ersetzen lassen.
    Sie erklärte ihm, dass lokale Chieftains ihren Clanführern und ihrem Haushalt Unterkunft und Nahrung zu gewähren hatten. Die Bauern, die die Landtaschen am Fuß von Cnoc More mit dem kostbaren Mist ihres Viehs düngten, würden Schaffleisch, Heu und Stroh, Torf sowie Kohl und den größten Teil des Getreides, das auf ihren Feldern wuchs, entbehren müssen. Die Fischerfamilien unter den Inselbewohnern arbeiteten sowieso schon seit Jahrzehnten für die O’Malleys.
    Krieger und Ruderer gehören nicht zum Haushalt, brummelte der eingeschüchterte Inselchieftain. Granuaile überhörte den Einwand. Falls er seinen schuldigen Teil nicht freiwillig herausrückte, würde sie die Nahrungsmittel durch Gewalt besorgen.
    Aber so weit musste es nicht kommen.
    Sie nannten es Schenkelfreundschaft. Sogar die große

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