Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
überhaupt nicht gekränkt. Vielmehr zeigte er Verständnis für den Standpunkt des Truchsessen, lobte aber auch ihre Klugheit, dieses letzte Treffen herausgehandelt zu haben. Ein weiteres Mal prostete er ihr zu, und Margot leerte ihren Becher, der augenblicklich wieder gefüllt wurde.
»Wie geschickt Ihr doch seid und fähig, einem jeden Dinge abzuringen, selbst wenn er das gar nicht möchte. Ach, eine solche Frau an meiner Seite, und es ließe sich die Welt verändern.«
War das die ersehnte Erklärung? Es klang fast danach. Margot wurde schwindelig, und sie musste noch einen tiefen Schluck nehmen.
Ein weiteres Mal nahm er ihre Hand, hauchte einen Kuss auf ihre Fingerspitzen und flüsterte: »Ihr haltet mein Herz in Euren Händen, Fräulein Margot. Mein Leben gehört Euch.«
»Ich verspreche, ganz sanft damit umzugehen.« Erneut spürte sie seine Küsse auf ihren Fingern und dann, wie sie langsam an ihrem Arm aufwärts bis zu ihrem Nacken wanderten. Sie fühlte seine Bartstoppeln, die sie kitzelten und glucksen ließen. Spielerisch entzog sie sich ihm und flüsterte: »Herr Hofmeister, das ist aber nicht schicklich.«
Er machte ein erschrockenes Gesicht. »Verzeiht, ich habe mich vergessen. Aber Euer Liebreiz betört mich. Ach, ich wünschte, Ihr wäret eine gute Fee, die mir drei Wünsche gewährt.«
»Und die wären?«
»Ein gutes Wort aus Eurem Mund, ein Lächeln von Euch und einen Kuss, den ich auf Eure Lippen hauchen darf.«
»Oh«, flüsterte das Mädchen und spürte, wie ihm ganz heiß wurde. Es lächelte verträumt.
»Schon habt Ihr mir bereits einen Wunsch erfüllt«, flüsterte er. »Ihr berauscht meine Sinne, Margot.«
»Und Ihr die meinen.« Die junge Frau seufzte. Mit leuchtenden Augen, so als habe sie ihm gerade ein großes Geschenk gemacht, beugte er sich zu ihr hinüber. Sanft berührten seine Lippen ihr Ohr, während er ihr zuraunte: »Ihr seid wie der Abendstern, der dem einsamen Wanderer des Nachts den Weg weist.«
Ein wohliger Schauer durchlief Margot. Sachsenheim reichte ihr den Becher, und sie nahm einen weiteren tiefen Schluck. Dann legte er behutsam den Arm um sie und zog sie dichter an sich heran. Seine Lippen spielten um ihren Nacken. Margot glaubte, ihr Herz würde zerspringen vor Aufregung. Die Welt schien um sie herumzuwirbeln, sodass sie sich an seine Schulter lehnen musste. Gebettet in seine starken Arme fühlte sie sich der Zeit entrückt. So sollte es immer bleiben.
»Wie schön das ist«, flüsterte sie, »wunderschön.«
»Ihr seid zauberhaft – und begehrenswert.« Er umarmte sie voller Leidenschaft.
Dabei fiel ihr auf, was für ein großer, kräftiger Mann er war. Sachsenheim war zwar kein Ritter, der auszog, sein Glück mit Lanze und Schild zu suchen, aber er war gewiss kein Schwächling. Er war in der Lage, sie buchstäblich auf Händen zu tragen. Sie sah zu ihm auf und lächelte. Von irgendwo erklang eine Nachtigall, und ein leichter Windhauch ließ die Pappelblätter leise rauschen. Es duftete nach frisch gemähtem Gras und dem schweren Wein, den sie tranken. Überwältigt legte Margot ihre kleinen Hände um den Nacken des Hofmeisters, fuhr ihm dann mit den Fingern durchs Haar und über seine männlichen Schultern. Sie ertrank im Duft seines Körpers, während die Küsse an ihrem Hals immer fordernder wurden, bis seine Lippen schließlich ihr Dekolleté erreichten und seine Rechte ihren Busen umschloss. Dann hob er sie mit seinen starken Armen hoch, und als sie nach oben sah, blickte sie direkt in die Unendlichkeit des aufklarenden Sternenhimmels. Plötzlich lag sie auf einer weichen Wolldecke, und Hans von Sachsenheim kniete über ihr.
»Ich bete Euch an«, wisperte Sachsenheim in ihr Ohr. Irgendwie hatte er es geschafft, mit seiner Hand den Weg unter ihre Röcke zu finden, und streichelte nun ihren Schenkel.
Ein prickelnder Schauer ließ Margot erzittern, und die Welt schien vor ihren Augen zu verschwimmen.
»Ihr seid meine Göttin, mein Leben.«
Margot glaubte, vor Glück zerspringen zu müssen. Sie zog seinen Kopf zu sich herab und suchte seine Lippen. Sofort war er über ihr, drängte sich an sie, hielt sie umfangen und schürte ihr Feuer durch Küsse und kleine Bisse in den Hals. Sie hörte sich lustvoll aufstöhnen und schämte sich im nächsten Moment dafür. Er aber hielt sie nur noch fester. Ihre Körper waren sich so nah, als wären sie eins.
»Mein ganzes Leben lang hab ich auf Euch gewartet«, flüsterte der Hofmeister. »Ihr seid die
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