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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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Willen dem Herzog gegenüber durchgesetzt hatte und nun an ihrer Seite ritt. Er kümmerte sich um die gesamte Organisation der Reise, angefangen bei der Wahl ihrer Route bis hin zum Quartiermachen. Ohne ihn wäre der Ritt noch erheblich beschwerlicher geworden. Zudem machte sein glänzender Harnisch mit den bayrischen Wecken darauf ordentlich Eindruck, wenn es darum ging, auf einer Burg Einlass zu erbitten.
    Trotzdem wurde Margarethe immer unruhiger, je näher sie der böhmischen Grenze kamen. Was würde sie dort erwarten? Würden sie es schaffen, den Weida freizukaufen, und wenn ja, würde er sein Wort halten und sie freigeben? Ein dumpfes Gefühl der Angst brach sich nächtens in Margarethes Albträumen Bahn. Immer wieder wachte sie schweißgebadet auf, doch da sie sich weder vor Jan noch vor Trine eine Blöße geben wollte, erzählte sie niemandem davon.
    Auch in dieser Nacht ging es Margarethe nicht anders. Am Abend hatte sie das einfache Mahl aus Gerstenbrei mit Ziegenfleisch heruntergewürgt und war dann in die kleine Kammer gegangen, die man für sie und Trine gerichtet hatte. Nach den Anstrengungen des Tages hatte der Schlaf sie rasch übermannt, doch dann träumte sie vom Weida und wie er sie damals geschlagen und auf sein Lager geworfen hatte. Schweißgebadet wachte sie auf. Im Gasthaus war es totenstill. Das Lachen und Grölen aus dem Schankraum war längst verklungen.
    Missmutig stellte Margarethe fest, dass der heiße Stein, den sie sich ins Bett hatte legen lassen, erkaltet war. Da sie ganz erbärmlich fror, beschloss sie, sich unten in der Küche einen neuen aus dem Feuer zu holen. Vielleicht würde sie wieder einschlafen können, wenn ihre Füße wärmer waren. Sie schlüpfte in ihr wollenes Reisekleid, griff nach ihrem Mantel und zog auch ihre Schuhe an.
    Leise, damit Trine nicht erwachte, schlich sie aus der Kammer. Sie betrat einen kurzen Flur, der mit Dielenbrettern ausgelegt war. Die Bretter knarzten, und durch die Fugen zwischen den Bohlen zog die Kälte hoch. Margarethe ging es durch den Sinn, wie beschwerlich diese Reise für ihre Zofe Trine sein musste, die nichts mehr als eine warme Kammer in einer sicheren Stadt schätzte. Auch Jan würde sich jetzt sicher lieber in dem hübschen Stadtschloss in München aufhalten statt in diesem schäbigen Gasthof. Tiefe Dankbarkeit durchströmte sie bei dem Gedanken an die beiden, die sie nicht im Stich gelassen hatten und bei ihr geblieben waren.
    Einen Moment blieb die Rothaarige vor Jans Tür stehen. Wie schön wäre es, jetzt mit ihm Würzwein zu trinken und ein wenig zu plaudern. Für einen Moment legte sie die Hand auf den Türknopf und war versucht, seine Tür zu öffnen. Sie brauchte lediglich ein wenig zu drücken, um sie zu öffnen. Es wäre ganz leicht.
    Margarethe atmete tief ein. Die Versuchung, hineinzugehen und Jan zu wecken, war groß. Doch dann schüttelte sie fast unmerklich den Kopf und wandte sich ab.
    Erneut knarzten die Dielenbretter, und plötzlich stand jemand hinter ihr. Margarethe fuhr herum und sah eine Gestalt, die ein Schwert über dem Kopf schwang. Ihr Schrei blieb ihr in der Kehle stecken, dann wurde ihr schwarz vor Augen und sie verlor das Bewusstsein.
    Als sie wieder zu sich kam, wurde sie von starken Armen gehalten und Jans Stimme flüsterte: »Ich bin bei dir. Es ist alles in Ordnung.« Er roch leicht nach Schweiß und Feuer. Seine Muskeln zeichneten sich unter seinem Hemd ab, und sein Atem streichelte ihr Haar.
    »Oh Gott, hab ich mich erschreckt. Ich dachte wirklich, es ist vorbei mit mir.« Margarethe zitterte noch immer am ganzen Körper. Behutsam zog Jan sie näher an sich heran. Sie hörte sein Herz schlagen, das nicht weniger raste als ihres. Sie barg ihren Kopf an seiner Schulter, und plötzlich war es da, dieses Gefühl, sicher und geborgen zu sein, während die Zeit stillzustehen schien. Margarethe erschrak. Was tat sie da eigentlich, sich so an ihren guten Freund zu schmiegen?
    Auch Jan schien zu spüren, dass der magische Moment verstrichen war. Behutsam löste er seine Umarmung und senkte den Blick. »Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe«, entschuldigte er sich mit belegter Stimme. »Es war ein Geräusch, das mich weckte.«
    »Die Dielenbretter knarren«, erklärte Margarethe verlegen, während sie über ihren Mantel strich, um ihn zu glätten.
    »Und dann bewegte sich auch noch die Tür.«
    »Ein Luftzug vermutlich.«
    »Ich dachte, jemand wolle uns überfallen.«
    »Dabei wollte ich nur in die

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