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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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Stunden. Ladet die Maultiere ab und stellt die Kisten dort drüben hin, wo sie geschützt sind.«
    Augenblicklich machten sich seine Knechte daran, die schweren Holzkisten aus den Tragegestellen der Lasttiere zu hieven, und dann trugen sie sie zu einer offenen Stelle hinter dem Buschwerk. Sepi ließ seine Leute, die den Neuankömmlingen misstrauische Blicke zuwarfen, nicht aus den Augen. Dies war immer ein kritischer Augenblick. Ein achtlos hingeworfenes Wort der Knechte konnte leicht jahrelange Vertrauensarbeit zunichte machen. Erst als alle Kisten am Boden standen und die Träger sich zurückgezogen hatten, schlenderte der junge Kaufmann Seite an Seite mit Thomek zu der Ladung hinüber.
    Der Riese schnalzte mit der Zunge. »Zeigt her!«
    Eigenhändig stemmte der junge Kaufmann die starken Eisenbänder der ersten Kiste auf und schlug die Felle zur Seite, welche die eigentliche Lieferung bedeckten.
    Anerkennend pfiff Thomek durch die Zähne. »Habt Ihr alles bekommen?«
    »Zwanzig Tarasnitzen einschließlich Geschosse. Zusammenbauen müsst Ihr sie noch selbst, aber ich stehe mit meinem Wort dafür ein, dass sie einwandfrei funktionieren.«
    »Das will ich Euch auch geraten haben.« Thomeks Augen funkelten bedrohlich. Dann aber schlug er Sepi mit der flachen Hand freundschaftlich auf den Rücken.
    »Wahrlich, Ihr seid ein Teufelskerl, mein Freund. Damit werden wir den Papisten im nächsten Frühjahr ordentlich einheizen. Wie Ihr das nur immer wieder schafft, ist mir ein Rätsel.«
    »Geschäftsgeheimnis.« Sepi legte den Zeigefinger auf die Lippen. »Hast du das Gold?«
    »Jaja. Alte Krämerseele. Ich weiß, Ihr tut’s nicht für Gottes Lohn, aber erst lass uns dieses Geschäft begießen.« Er zog eine Flasche Borovička aus den Tiefen seines weiten Mantels sowie zwei zinnerne Becher.
    »Hast recht, Thomek. Ein Gläschen von deinem Wacholderschnaps ist bei solch einem Wetter erstrebenswerter als alles Gold der Welt. Er wärmt so schön von innen heraus.«
    »Aus Euch spricht der Böhme!« Der Riese legte den Arm um Sepis Schultern und pfiff kurz. Während die durchsichtige Flüssigkeit in die Becher gluckerte, wurden die Kisten geöffnet und umgepackt. Thomek reichte dem Kaufmann einen Becher und prostete ihm zu. »Na zdraví!«
    Sepi erwiderte den Trinkspruch. Die beiden Männer ließen das würzige Getränk die Kehle herunterrinnen und wischten sich den letzten Tropfen mit dem Handrücken von den Lippen.
    »Nun, denn, Eure Mühe soll nicht umsonst gewesen sein …« Der Hussit holte ein kleines Lederbeutelchen hervor.
    Sepi zuckte grinsend mit den Schultern. »Dafür ist das Risiko zu groß. Wenn man mich erwischt, schlägt man mir den Kopf ab.«
    »Da haben wir etwas gemeinsam.« Feierlich schüttete der Hussit den Inhalt in seine Hand.
    Die Goldmünzen schimmerten matt. Sepi nahm eine, wog sie prüfend und biss darauf. Dann zog er einen schmalen gläsernen Zylinder hervor, an dessen Wand feine Linien eingraviert waren. Er füllte ihn mit Wasser aus einem der Vorratsschläuche, die neben den Kisten lagen. Schließlich warf er die Münze hinein. Thomek betrachtete ihn neugierig.
    »Was tragt Ihr da für eine merkwürdige Apparatur mit Euch herum, Herr Kaufmann? Wollt Ihr das Gold erst reinwaschen? Keine Angst, es klebt kein Blut daran.«
    Sepi nickte zufrieden, schüttete das Wasser weg und angelte die Goldmünze heraus. »Ganz gewiss nicht. Ich erstand das Gerät in Stuttgart von einem gelehrten Apotheker. Es sagt einem, aus welchem Metall so ein Geldstück ist.«
    »Und zu welchem Ergebnis seid Ihr gekommen?«
    »Dass dieses genau aus dem gemacht wurde, aus dem es sein sollte.«
    Thomek grinste breit. »Dann ist es ja gut, denn wisst Ihr was, dieses Geldstück stammt ebenfalls aus Stuttgart.«
    »Welch ein Zufall. Darf ich fragen, wie du in seinen Besitz gekommen bist?«
    Er bekam nur ein breites Grinsen als Antwort, aber Sepis Neugierde war zu groß. »Es hat einem Eurer ›Gäste‹ die Freiheit beschert, nehme ich an?«
    »Schon möglich«, antwortete der Hussit.
    »Aber seit wann mischen die Württemberger denn im Hussitenkrieg mit?«
    »Oh, es war kein Württemberger, der damit freigekauft wurde, sondern der Vogt von Weida, der …« Thomek unterbrach sich hastig.
    Scheinbar unbeteiligt zuckte Sepi mit den Schultern. »Manche Menschen haben überall Freunde.«
    »Sieht so aus«, bestätigte der Hussit.
    »Und was hat er jetzt vor, der alte Weida?«
    »Was interessiert’s uns.« Thomek lachte rau.
    Sepi

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