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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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aufgepasst hatte. Ausgerechnet jetzt, in dieser sensiblen Phase, musste er der Waldeckerin über den Weg laufen. Hoffentlich wurde sie nicht misstrauisch. Der Hofmeister hatte einiges investiert, um zu verhindern, dass Nachrichten über ihn zu Margarethe vordrangen. Unter anderem hatte er den Burgpfleger bestochen, was nicht allzu schwer gewesen war, denn der Mann fühlte sich Herzog Ernst verpflichtet und spionierte die Waldeckerin ohnehin für diesen aus. Eine kleine Andeutung, dass Margarethe der geplanten Wittelsbacher Hochzeit im Wege stand, weil sie Albrechts Widerstand anheizte, hatte genügt, im Burgpfleger einen willfähigen Helfer zu finden. Und jetzt dieser dumme Zufall! Sachenheim stieß einen leisen Fluch aus. Er würde die Dinge vorantreiben müssen, damit sie ihm nicht aus den Händen glitten.
    Entschlossen stellte er sich an sein Schreibpult, setzte eine kurze Nachricht auf, die er in einer Plombe am Fuß einer seiner Tauben befestigte, und ließ den Vogel fliegen. Mit einem Stoßseufzer fiel er in einen Sessel und träumte von einem dunkelhaarigen Mädchen und einem großen Haufen Gold.

K APITEL 5
    Margarethe schmerzte der Rücken, und ihre Beine waren wund vom Reiten. Das Wetter war katastrophal gewesen, ganz so, als wolle der Herrgott sie mit Gewalt davon abhalten, ihr Ziel zu erreichen. Die ersten Herbststürme hatten das Laub von den Zweigen gefegt und so manchen Baum in die Knie gezwungen. Die umgestürzten Stämme zwangen die kleine Reisegesellschaft immer wieder zu Umwegen und das schlechte Wetter zu mehrtägigen Aufenthalten, damit ihre durchweichten Kleider wenigstens halbwegs trocknen konnten.
    Inzwischen hatten sie Passau hinter sich gelassen. Ihre Pferde kämpften sich durch den Schlamm die ersten Anhöhen des Bayerwaldes empor. Es war bitterkalt, und der Ostwind pfiff ihnen mit solcher Macht entgegen, dass sie sich tief in ihre Mäntel verkrochen. Es fehlte nur noch früher Schnee, und sie hätten ihre Reise abbrechen müssen. In Hauzenberg hatte man ihnen mitgeteilt, dass die nächste Etappe des Goldenen Steigs, wie der Weg im Volksmund hieß, aufgrund eines Erdrutsches unpassierbar wäre und sie einen Umweg nehmen müssten.
    Glücklicherweise fand sich rasch ein Einheimischer, der sich für wenig Geld und kostenlose Verpflegung bereit erklärte, ihnen den Weg durch die Wälder zu zeigen. Er müsse in dieselbe Richtung und sei froh, eine Reisegesellschaft gefunden zu haben, der er sich anschließen könne, ließ er sie wissen. Es sei nicht ungefährlich, allein diese Passage zu machen, da ein Plackerer, ein Raubritter, in der Gegend sein Unwesen treibe. Jan stimmte dem Umweg nur missmutig zu. Ihm kam die Verzögerung gar nicht recht, und die Andeutungen, es gäbe Gesindel auf dem Weg, schmeckten ihm noch weniger. Seit dem frühen Morgen durchquerten sie nun den dichten Wald, wobei der Weg immer unwegsamer und enger wurde. Jan führte den Trupp mit grimmiger Miene und quer über den Sattel gelegtem Schwert an. Die beiden anderen Männer, Jungspunde, die kaum den Ritterschlag erhalten hatten und sich vermutlich noch nie ernsthaft im Kampf bewährt hatten, bildeten die Nachhut. Ihr einheimischer Führer ging zu Fuß, konnte das Tempo aber problemlos mithalten. Margarethe war der stämmige Mann unheimlich. Wann immer er sich unbeobachtet fühlte, schien er ihr abschätzende Blicke zuzuwerfen. Sie beruhigte sich mit dem Gedanken, dass der Anblick einer Adelsfrau, die im Männersattel ritt, statt in der Kutsche zu fahren, für den Mann vermutlich ungewohnt war.
    Die Nacht stand kurz bevor, als sie wie versprochen eine Herberge erreichten. Margarethe atmete erleichtert auf. Viel länger hätte sie auch nicht mehr reiten können. Ihre Zehen schienen zu Eis gefroren, und ihre Finger waren vollkommen gefühllos. Erschöpft rutschte die Hofdame aus dem Sattel und drückte einem heraneilenden Stallknecht die Zügel ihres Pferdes in die Hand. Sie hatte nur noch einen Wunsch: hinein in die Wärme und ein Glas Würzwein.
    Auch Trine, die es sich nicht hatte nehmen lassen, ihre Herrin zu begleiten, war am Ende ihrer Kräfte. Margarethe rechnete es ihr hoch an, dass sie sich mit Bemerkungen zurückhielt, obwohl man ihr deutlich ansah, was sie von der Reise hielt. »Wenn’s nur nicht notwendig wird, uns selbst zu retten«, war der einzige Kommentar der Zofe gewesen.
    Immerhin schien Jans Anwesenheit sie ein wenig zu beruhigen. Auch Margarethe war dem Blonden inzwischen mehr als dankbar, dass er seinen

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