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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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stimmte ein, doch in Wirklichkeit hatte er ein ziemlich ungutes Gefühl.
    »Steh auf«, zischte ihr jemand zu. »Hoch mit dir.«
    Margarethe fühlte sich benommen. Ein derber Tritt in die Seite ließ sie zusammenzucken. Sie wollte ihr Gesicht mit den Armen schützen, da bemerkte sie, dass man sie ihr zusammengebunden hatte.
    »Schafft sie auf die Beine, oder tragt sie von mir aus«, befahl die Stimme barsch. »Wir müssen schleunigst von hier weg, bevor man uns entdeckt.« Margarethe hörte das Klirren von Sporen und das Stampfen eines Pferdes. »Raubgesindel!«, fuhr es Margarethe durch den Kopf. Im nächsten Moment wurde sie starr vor Schreck. Jan, Trine, was war mit ihnen geschehen? Verstohlen schaute sie sich um, entdeckte einen finster dreinblickenden Mann, der gerade sein Ross erklomm, zwei andere standen ganz in der Nähe. In einem erkannte sie ihren angeblichen Führer, der ganz offensichtlich nichts anderes war als ein Schlepper, jemand, der Reisende in die Falle lockte. Von Margarethes Freunden war nichts zu sehen. Hatte man sie in diesem vermaledeiten Gasthof zurückgelassen? Oder waren sie gar im Schlaf ermordet worden? In solchen Kreisen schreckte man vor einem Gemetzel nicht zurück, um unerwünschte Zeugen zu vermeiden. Allein bei dem Gedanken, dieses Gesindel könnte Jan und Trine etwas angetan haben, kochte in Margarethe eine ungeahnte Wut hoch. Sie begann an ihren Fesseln zu reißen, ohne darauf zu achten, dass ihr die Riemen tief in die Haut schnitten. Torkelnd kam sie auf die Beine und stürmte mit gesenktem Kopf auf den Mann zu, der sie verraten hatte. Der Anführer bemerkte es und stieß einen Warnruf aus. Im nächsten Moment fuhren seine Spielgenossen herum. Trotzdem erwischte sie den Mistkerl noch an den Rippen. Laut fluchend ging er zu Boden und riss sie mit sich. Mit gefesselten Händen versuchte Margarethe zu kratzen. Sie erwischte ihn an der rechten Wange. Dann jedoch wurde sie zur Seite gerissen. Sie versuchte noch, nach ihm zu treten, während sie ihn wie ein Rossknecht beschimpfte, wurde jedoch von dem anderen zu Boden gerungen.
    »Stopft ihr das Maul, wenn sie es nicht zu halten weiß!«, fauchte der Reiter.
    Ein alter Lappen wurde ihr zwischen die Lippen geschoben, der nach Pferdeschweiß roch. So fest es ging presste Margarethe die Kiefer aufeinander, und tatsächlich gaben die beiden Kerle auf, versetzten ihr stattdessen eine Ohrfeige, dass ihr schwindelte. Als ihre Sinne wieder klarer wurden, hatte sie den Knebel im Mund und stand auf den Füßen. Um ihre Handgelenke hatte man einen Strick gelegt, den der Ritter am Geschirr seines Pferdes verknotete und ihn so straff zog, bis er schmerzhaft spannte. Dann ließ er sein Pferd antreten. Gleichzeitig traktierten die beiden Männer sie von hinten mit Stockhieben, als müssten sie einen Esel antreiben. Sie stöhnte auf, als ein schmerzhafter Hieb ihre Schulter traf. Sie ließ sich auf die Knie fallen. Ohne sich auch nur umzudrehen, ritt der Ritter weiter und schleppte sie mit sich. Ihr Kleid riss am Ärmel ein, weil es über den Boden schrammte. Starke Arme stellten sie erneut auf die Füße.
    »Du läufst jetzt, Miststück, oder der werte Herr Ritter wird dich zu Tode schleifen«, knurrte ihr vermeintlicher Führer.
    Wie ein Hund trottete Margarethe hinter dem Pferd her, das unter den Sporen seines Reiters in Trab fiel. Margarethe fasste nach dem Schweif des Tieres, um ein wenig Kraft zu sparen, doch bereits nach kurzer Zeit brannten ihre Lungen. Der Schweiß rann ihr den Rücken herunter. Müde stolperte sie weiter. Die Sorge um das Schicksal ihrer Freunde ließen ihre Beine noch schwerer werden. Schon glaubte sie keinen Fuß mehr vor den anderen setzen zu können, da zügelte der Mann sein Ross. Ermattet sank sie auf die Knie. Kalte Tränen kullerten ihre Wangen herunter. Doch die Männer zeigten kein Erbarmen. Augenblicklich zogen sie sie wieder hoch und schubsten sie vorwärts. Unwirsch schüttelte Margarethe ihre Hände ab und stapfte weiter. Der Weg verengte sich und war schon nach kurzer Zeit nicht mehr als ein Trampelpfad.
    Margarethe lief und lief, bis ein dämmriger Morgen über den kahlen Kronen der Buchen heraufzog. Im ersten Tageslicht konnte sie ihre Entführer besser erkennen. Der Reiter trug einen weiten Mantel aus Loden und eine speckig glänzende Gugel. Doch seine Stiefel waren neu und aus gutem Leder gefertigt. Sein Gaul mochte zwar schon bessere Tage gesehen haben, aber er war stämmig, trittsicher und gut

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