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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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küsste sie. »Wenn du mich doch ein ganz kleines bisschen liebhaben könntest, Margarethe. Das würde mein Herz mehr wärmen als alle Kaminfeuer dieser Welt.« Sein Kopf sank gegen ihre Schultern, und er seufzte tief. »Ich verehre dich wirklich.«
    Für einen winzigen Moment empfand Margarethe fast so etwas wie Mitleid für ihn. Dann sah sie es: Der Vogt hatte vergessen, die Tür ordentlich zu schließen. Ohne lange zu überlegen, stieß sie ihm den Ellbogen in den Magen und sprang auf, während er sich mit einem würgenden Laut zusammenkrümmte. Sie raffte ihr Kleid und stürmte zur Tür. Hinter sich hörte sie den Alten husten. Wenn es ihr gelang, den Riegel von außen vorzuschieben, konnte sie vielleicht entkommen – vorausgesetzt, Tonda stand nicht Wache im Flur. Schon war Margarethe an der Tür. Diese war schwer und ächzte in den Angeln, doch das konnte Margarethe nicht aufhalten. Als Weida begriff, was sie im Sinn hatte, jaulte er auf wie ein Hund und stemmte sich mühsam hoch. Die Hofdame hörte noch das Klirren seiner Sporen. Dann war sie draußen und drückte gegen das Türblatt. Bevor sie es jedoch schaffte, den Riegel vorzulegen, erschien Weidas Bein im Türspalt. Ohne darauf zu achten, warf sich Margarethe mit ihrem gesamten Gewicht gegen die Bretter. Weida fluchte entsetzlich, als sein Knie schmerzhaft eingeklemmt wurde. Zum Äußersten entschlossen trat ihm Margarethe auf die Zehen, was jedoch angesichts seiner massigen Reitstiefel wirkungslos blieb.
    »Margarethe, das hat doch keinen Sinn«, keuchte der Vogt und begann, sich nun seinerseits gegen die Tür zu werfen. »Du schaffst es nie aus der Burg heraus.«
    Für kurze Zeit hielt sie seinem Druck stand, aber der alte Mann war kräftig. Margarethes Arme begannen zu zittern. Schweiß rann ihr den Rücken hinab. Sie atmete schwer vor Anstrengung und Verzweiflung. Auch Weida schnaufte. Einen Moment sah es so aus, als wären sie beide gleich stark. Dann jedoch ließen Margarethes Kräfte nach. Ihre einzige Chance lag jetzt noch in der Flucht. Mit einem Schrei sprang sie zur Seite. Die Tür flog auf. Weida verlor das Gleichgewicht und taumelte auf sie zu. Sie schlug ihn mit den Fäusten ins Gesicht. Dann jedoch versetzte er ihr einen so heftigen Fausthieb, dass sie das Bewusstsein verlor.
    Lange Zeit war es Trine vorgekommen, als bestünde keinerlei Hoffnung, ihre Herrin jemals wiederzusehen. Dann war der junge Herr Sepi gekommen, hatte sie genauestens befragt und ihr gesagt, dass im Bayerwald, so unendlich groß er auch war, Menschen nicht einfach verschwanden. Er hatte ihr auch erzählt, dass er jemanden kenne, der Margarethe viel besser helfen könnte als die Truppen des Fürstbischofs, und sie gefragt, ob sie mit ihm reiten würde, um die Angelegenheiten ihrer Herrin zu vertreten. Allerdings müssten sie auf die Unterstützung der Bayernritter verzichten. Nur sie und Sepi, kein anderer. Und sie müsse auch bei ihrer Seele schwören, Schweigen zu bewahren über alles, was sie zu sehen und zu hören bekäme. Trine hatte nur kurz überlegen müssen. Sie verdankte Frau Margarethe ihr Leben und das ihrer Tochter. Sie waren von ihr aufgenommen worden, als die Not am größten war. Jetzt war es an der Zeit, die Schuld zu begleichen.
    Der Zofe war klar, dass sie sich auf ein gefährliches Unterfangen einließ. Doch nachdem sie ihre Entscheidung getroffen hatte, gab es kein Zurück mehr. Ohne Wehmut schaute sie den beiden Rittern nach, die am nächsten Morgen Hauzenberg Richtung Passau verließen. Sie würden ihrer Pflicht nachkommen und um eine Audienz beim Fürstbischof bitten, doch das war es auch schon. Mehr würde nicht geschehen. Nun würde es auf sie und Sepi ankommen.
    Kaum waren die Ritter außer Sichtweite, hatte Sepi die Pferde vorführen lassen. Trine, deren Reitkünste sich seit Prag stark verbessert hatten, konnte sein flottes Tempo gut mithalten. Nach einem Tag hatten sie das Gasthaus erreicht, an dem sie überfallen worden waren. Zufällig begrüßte sie der Wirt höchstpersönlich, der ganz blass wurde, als er Trine erkannte. Sepi löste seine Zunge mit einer kleinen Goldmünze, und so erfuhren sie, dass damals drei Männer den Wirt aufgesucht hatten. Sie hatten ihm geraten, sich für eine Nacht in die Büsche zu schlagen, wenn ihm sein Leben lieb wäre, und erst wiederzukommen, wenn die Sonne hoch am Himmel stand. Das habe er dann auch getan. Den Anführer beschrieb der Wirt als grantigen Kerl mit stechendem Blick, der die Gugel tief ins

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