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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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holen lassen. »Sepi, was ist dein Plan?«
    »Saufen, raufen und die Ohren spitzen. Wenn jemand weiß, wohin man Frau Margarethe gebracht hat, dann sind das diese Leute. Sie kennen in den Bergen jeden Fußbreit Boden und jedes Versteck.«
    »Margarethes Spur führt ins Hinterland. Von einem Aussichtspunkt aus habe ich die Überreste einer Burg entdeckt. Weißt du vielleicht, wem sie gehört und ob sie noch bewohnt ist?«
    Sepi zuckte mit den Schultern. »Weiter als zur Klause bin ich nie geritten, aber wie schon gesagt weiß ich, wer uns Auskunft geben kann.«
    »Dann sollten wir keine Zeit verlieren.«
    Sepi nickte, deutete jedoch auf Jans Schultern. »Ich würd vielleicht das Wappen der Wittelsbacher nicht gar so protzig vor mir hertragen, Herr Sedlic, das kommt bei denen nicht so gut an. Ich hätte in meinem Gepäck noch ein unauffälligeres Kleidungsstück. Wenn Ihr den Bauch ein wenig einzieht, könntet Ihr Euch eventuell hineinzwängen.« Der Kaufmann lachte spöttisch.
    Jan, an dem nun wirklich kein Gramm zu viel war, erwiderte: »Nichts als Muskeln. Die lassen sich nicht einziehen, aber ich werde trotzdem versuchen, mich dünn zu machen.«
    Mit diesen Worten stieg er vom Pferd, verschwand mit dem gereichten Gewand hinter einem Busch und kam kurz darauf als rechtschaffener Kaufmann verkleidet wieder.

K APITEL 9
    Man hatte die Gartenpforte für Albrecht offen gelassen, durch die er nun das hoch über dem Neckar gelegene Anwesen des Schlosses in Heidelberg betrat. Ein Domestik in prächtigem Livree wies ihm den Weg zu einer kleinen Orangerie. Albrecht fragte sich, ob er hier auf Elisabeth treffen würde. Nun war er doch neugierig. Jedermann lobte das Aussehen der jungen Gräfin und ihren Charme. Unwillkürlich strich Albrecht seinen Mantel zurecht und fuhr sich übers Haar. Sein Herz klopfte vor Erwartung, als der Domestik auf eine offen stehende Tür deutete, sich verneigte und dann zurückzog.
    Der Eingang selbst war mit matt schimmernden Tüchern verhangen. Albrecht schlug die Seide zur Seite. Es roch nach Rosenwasser und vorzüglichem Rotwein. Offenbar sparte man weder Kosten noch Mühe, es dem hohen Gast angenehm zu machen. Sogar ein Kohlebecken hatte man aufgestellt, das für angenehme Temperaturen sorgte. Albrecht hob erstaunt die Augenbrauen. Er hatte ein Kind erwartet, höchstens ein heranwachsendes Mädchen, doch was er sah, war eine Schönheit mit langem, schwarzem Haar, die ihm den Atem stocken ließ. Sie streckte sich gerade zu einem kleinen Hündchen herab, wobei ihr Rocksaum etwas verrutschte und mehr von ihren schlanken Knöcheln sehen ließ, als schicklich war. Als das Tier nicht kommen wollte, hockte sie sich auf die Knie, beugte sich über die Lehne der Bank und angelte in die Tiefe, um nach ihrem Schoßtier zu greifen, wodurch Albrecht ein vielversprechender Blick auf die Rundungen ihres Gesäßes vergönnt war. Man hatte nicht übertrieben. Elisabeth war das, was Margarethe gewesen war, als sie sich in Prag ineinander verliebt hatten: ein Temperamentsbündel und doch voller Unschuld.
    Albrecht öffnete den Mund, um auf sich aufmerksam zu machen. In diesem Moment schoss ein weißes Wollknäuel kläffend auf ihn zu. Die junge Gräfin fuhr herum und starrte ihn aus haselnussbraunen Kulleraugen an. Erschrocken ließ sie den Mund leicht offen stehen. Doch dann trat zorniges Blitzen in ihre Augen.
    »Lernt man in München nicht anzuklopfen, bevor man die Gemächer einer Dame betritt?«, fragte sie barsch.
    Ihre Stimme war erstaunlich tief. Albrecht mochte sie vom ersten Moment an. Er verneigte sich höflich, während er versuchte, das Hündchen vorsichtig davon abzuhalten, ihm die teuren Stiefel zu zerbeißen: »Verzeiht mein ungestümes Eindringen, und doch hätte ich diesen Anblick um nichts auf der Welt missen wollen.«
    Das Mädchen klopfte mit der flachen Hand auf den Platz neben sich und rief: »Lili, komm her, bevor dir dieser ungezogene Ritter den Platz wegnimmt.« Knurrend und mit gesträubtem Nackenfell zog sich das Tier zurück und machte schließlich einen Satz auf die Liege, wo es Elisabeth begeistert die Hand leckte.
    »Ja, du bist ein braves Hündchen. Meine Beste.« Sie liebkoste Lili und zerzauste ihr das Fell, während sie Albrecht keines weiteren Blickes würdigte. Endlich schaute sie wieder hoch und streckte ihm gnädig ihre feingliedrige Hand entgegen. »Elisabeth von Württemberg.«
    Nun war es an Albrecht, galant zu sein. Er hauchte einen Kuss darauf, ohne sie zu berühren.

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