Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
»Albrecht von Bayern-München.«
Sie deutete auf einen bequemen Stuhl ihr gegenüber. »Setzt Euch und kostet diesen herrlichen Tropfen, der wahrhaft die Seele beschwingt.«
Sie goss ihm von eigener Hand ein und reichte ihm den Trinkpokal, wobei sich ihre Fingerspitzen berührten. Keusch senkte sie den Blick. Liebevoll drückte sie ihr Schoßhündchen an ihren wohlgeformten Busen.
Albrecht tat einen großen Schluck. Er musste sich erst einmal fassen. Hatte ihm Margarethe nicht stets berichtet, Elisabeth wäre eine freche, nur schwer zu bändigende Göre? Ihm bot sich hier ein ganz anderer Eindruck. Um seiner Verwirrung Herr zu werden, bediente er sich erneut an seinem Becher. Der Wein schmeckte vorzüglich. Ein vollmundiger, süßer Tropfen, der in der Kehle prickelte, während ein Hauch von Zimt über den Gaumen strich.
»Ich sehe, dass wir uns unserer Kellermeister nicht zu schämen brauchen.« Elisabeth hob lächelnd den Krug, um nachzuschenken.
»Von Eurer Hand gereicht mundet jeder Wein, als wäre er in der Sonne des Südens gereift«, antwortete Albrecht. Die Begegnung begann, ihm Spaß zu machen.
Sie lächelte artig und setzte das Hündchen zurück auf den Boden, wodurch dem Herzogssohn ein großzügiger Blick in ihren Ausschnitt gewährt wurde. Kaum zu glauben, dass dieses Mädchen noch so jung war. Er kannte manch reifes Weib, das angesichts Elisabeths Rundungen vor Neid erblasst wäre, vor allem unter den Wittelsbacherinnen, die oft mit wenig Schönheit gesegnet waren.
»Ihr habt einige Strapazen auf Euch genommen, nur um mich zu sehen.« Elisabeth klimperte mit ihren langen, dichten Wimpern, während der Wein gluckernd in den Becher rann.
»Eure Bekanntschaft zu machen war jede Anstrengung wert«, entgegnete Albrecht.
Die Schwarzhaarige betrachtete ihn fast ein wenig melancholisch. »Ich bin froh, dass Ihr gekommen seid. Können wir offen miteinander reden?«
»Ich bitte darum.«
»Nun, offenbar wäre eine Verbindung zwischen uns für das Haus Wittelsbach von Nutzen, nur leider übersieht man dabei, dass weder Ihr noch ich danach streben.« Sie schenkte Albrecht einen unvergleichlichen Augenaufschlag.
Gebannt hing er an ihren Lippen und nickte. Elisabeth hatte etwas an sich, das ihn faszinierte.
»Ihr liebt Margarethe und ich Johann. Wenn wir uns also einig sind, dass wir einander nicht wollen, wie sollte man uns da zwingen können?«
Albrecht war sich plötzlich gar nicht mehr so sicher, ob diese Verbindung nicht doch Vorteile brächte. Wie hatte sein Vater noch gesagt: Schließlich könnte er sie beide haben, Margarethe und Elisabeth. Dann schüttelte er sich. Was für ein abstruser Gedanke! Gewiss war ihm der Wein zu Kopf gestiegen. »Wie stellt Ihr Euch das vor, Elisabeth? Wir sind nicht in der Position, diesbezügliche Entscheidungen zu treffen«, gab er zu bedenken.
»Keine Angst, Ihr müsst Euch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, Euer Liebden.« Sie lachte. »Lasst mich nur machen. Ich muss bloß Gewissheit haben, dass Ihr mein Land nicht in einen Krieg stürzt, wenn meine Hochzeitsglocken nicht in München läuten. Denn dass meine Leute für das, was ich tue oder nicht tue, niedergemetzelt werden, wäre nicht recht.«
»Nichts läge mir ferner, meine Dame.« Er deutete eine Verbeugung an.
Sie reichte ihm lächelnd ihre Hand, die winzig, zart und schneeweiß war. »Nun, dann ist es also ausgemacht. Ich stehe Euch nicht im Weg bei Margarethe und Ihr mir nicht bei Johann. Stattdessen werden wir glücklich mit den beiden Menschen, die wir lieben.«
Albrecht hielt ihre Worte für naiv. Dieses Treffen verlief überhaupt völlig anders, als er erwartet hatte, und Elisabeth war überaus entzückend. »Das wäre schön«, sagte er lahm, ergänzte jedoch im Stillen, »ihre Lippen kosten zu können.«
Sie lachte glockenklar und deutete dann auf die Laute. »Ich habe gehört, Ihr seid ein ganz vorzüglicher Sänger. Wollt Ihr mich nicht ein wenig an Eurer Kunst teilhaben lassen?«
Albrecht nickte wie hypnotisiert und schaute ihr tief in ihre glitzernden Augen »Was für ein Mädchen!«, dachte er, während er zur Laute griff.
Weida besah sich stöhnend den riesigen blauen Fleck an seinem Knie, wo ihn die Tür getroffen hatte. »Du wirst langsam zu alt für solche Eskapaden«, murmelte er vor sich hin.
Zwar war es ihm gelungen, die Rothaarige wieder einzufangen und zurück in ihre Kammer zu bringen, aber sie hatte sich wie eine Furie gebärdet und ihn angebrüllt, dass sie ihn hasse
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