Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
wage, mit seiner Braut auf die Jagd zu gehen, zumal er einen solchen Zeitvertreib mit ihr geplant hatte?
Der Herzogssohn ignorierte die Provokation geflissentlich, während er sprach: »So mancher alte Eber versucht, sich mit einem jungen Jäger zu messen. Weil er ihn für unerfahren hält, glaubt er, es mit ihm aufnehmen zu können, und endet dabei am Spieß.«
Jan lachte laut, während Margarethe zusammenzuckte. Wenn man das zornige Leuchten in Albrechts Augen flackern sah, wusste man, dass nichts Witziges an der Bemerkung gewesen war. Margarethe beobachtete die Männer mit angehaltenem Atem. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als sie bemerkte, wie viel Verachtung aus ihren Blicken sprach. In diesem Moment war sie froh, nicht in Weidas Haut zu stecken.
»Wir sollten besser reiten«, meinte sie und zog damit die Aufmerksamkeit des Vogts auf sich. Albrecht nickte. Er gab seinem Braunen die Zügel, und das Pferd setzte sich in Bewegung. Margarethe wollte Albrechts Beispiel folgen und am Vogt vorbeireiten, als der sich ihr mit einer höflichen Verbeugung in den Weg stellte. Ihr Fuchs schnaubte erschrocken auf und blieb stehen.
»Gestattet mir, Euch Jagdglück zu wünschen, Margarethe, und Euch zur Vorsicht zu ermahnen«, sprach Weida mit verkniffenem Gesichtsausdruck.
»Habt Dank für Eure Sorge«, erwiderte Margarethe unverbindlich und wollte ihr Pferd an die Seite lenken, doch der Vogt verstellte ihr erneut den Weg.
»Wie ich sehe, geht Ihr auf Wildschweinjagd«, begann er wieder. »Was für ein merkwürdiger Zeitvertreib, und dann reitet Ihr auch noch im Männersattel. Nun will ich es Euch für diesmal durchgehen lassen. Aber schicklich ist das nicht. Eine Dame hat sich um Haus und Hof zu kümmern und …«
Wutentbrannt fuhr Margarethe den Vogt an: »… und Kinder zu gebären. Ich weiß, vielen Dank, aber noch bin ich nicht verheiratet, Herr Weida.«
Der Alte ignorierte ihren Ausbruch und verbeugte sich knapp vor Albrecht. »Wenn Ihr nichts dagegen habt, würde ich mich gerne Eurer kleinen Jagdgesellschaft anschließen, hoher Herr. Mein Pferd steht bereits gesattelt vor dem Stall.«
Albrecht schüttelte hochmütig den Kopf. »Bedauere, aber Ihr müsst Euch anderweitig umsehen.«
Der Vogt mahlte mit dem Kiefer und machte ein finsteres Gesicht. »Dann hoffe ich, Herr von Wittelsbach, Ihr habt ein wachsames Auge auf meine Braut und seid ebenso auf ihre Unversehrtheit bedacht, wie ich es bin.«
Margarethe schoss bei dieser unverfrorenen Anspielung das Blut ins Gesicht. Sie atmete tief durch, und ihre Stimme klang fast spöttisch, als sie anstelle des Wittelsbachers antwortete: »In dieser Begleitung ist mir um meine Unversehrtheit nicht bang. Zudem vermag ich mir alte Eber durchaus selbst vom Hals zu halten, wenn es nötig wird.«
Jetzt war es an Weida, rot anzulaufen. Margarethe bemerkte es mit Genugtuung. Sie gab ihrem Fuchs die Sporen, sodass der Alte zur Seite springen musste, um nicht umgestoßen zu werden.
Kaum dass sie aus dem Burgtor waren, prustete Jan los. »Dem hast du es aber gegeben, Margarethe«, meinte er gutgelaunt und wandte sich dann Albrecht zu. »Das war unglaublich, nicht wahr?«
Der Herzogssohn brummelte einige unverständliche Worte und setzte sich mit seinem Pferd an die Spitze. Jan und Margarethe sahen ihm nach und kicherten vergnügt.
»Weidas Kopf wurde so rot wie der Kamm eines Gockels«, amüsierte sich Margarethe.
»Mit eingeklemmtem Schwanz stand er am Schluss da, dabei schwoll ihm schon die Brust, als er beobachtete, wie ich dir in den Sattel half. Er hat Gift und Galle gespuckt, als Albrecht ihn mit einem Schwein verglich.«
Doch der Herzogssohn stimmte nicht wie sonst in das Geplauder ein, sondern gab seinem Pferd die Sporen und ließ es zum Stadttor hinausgaloppieren. »Lasst uns zum Falkenfelsen reiten!«, rief er laut.
Ohne auch nur ein einziges Mal ihre Pferde verschnaufen zu lassen, erreichten sie die kleine Bucht. Erst dort parierten sie durch. Die Tiere dampften und atmeten schwer. Ihr Fell triefte von Schweiß. Die drei Freunde schlenderten zu ihrem Thronfelsen, während sich Albrecht immer noch in Schweigen hüllte. Er schien verstimmt, als wäre ihm der Ausflug vergällt.
Margarethe wollte ihn gerade nach dem Grund dafür fragen, als sie das laute »Hiäh« des heimkehrenden Falken hoch über sich hörte. Sie hob schützend die Hand über die Augen und legte den Kopf in den Nacken. »Seht nur, wie groß die Jungen schon sind!«, rief sie
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