Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
Welt schaffen, dachte der Vogt bei sich. Dann fragte er laut: »Und das wäre?«
»Ich liebe Euch nicht. Mein Herz gehört Albrecht von Wittelsbach.«
Weida musste sich beherrschen, den Becher nicht auf den Tisch zu knallen. Immer dieselbe Leier. Langsam machten ihn diese Kindereien wütend, und so fiel es ihm schwer, seine Stimme gleichmütig klingen zu lassen. »Ach, meine Liebe, ich weiß dein Opfer wohl zu schätzen, und ich stünde dir auch nicht im Weg, wenn es dich nach Erfüllung deiner Pflicht an den Münchner Hof ziehen würde. Bedenke, dein Stand hätte sich bis dahin durchaus verbessert, was an einem Herzogshof von Vorteil ist.«
»Ihr sprecht weise Worte, mein Herr.« Erneut hob sie den Becher.
Weida nahm es zur Kenntnis: Nun gut, sollte sie glauben, ihr Plan ginge auf. »Lass uns den Pakt mit einem Kuss besiegeln«, lallte er und beugte sich zu ihr herüber, doch sie wich ihm aus. »Noch nicht ganz, werter Herr«, wehrte sie ihn ab.
Er machte ein enttäuschtes Gesicht und tätschelte ihr Bein. Mit zusammengebissenen Zähnen ließ sie es geschehen.
»Ich dachte, wir wären uns einig. Was denn noch? Die Zusicherung deiner Mitgift? Behalte sie. Ich brauch sie nicht.«
»Nein, das ist es nicht. Wisst Ihr, das Problem ist das Haus Wettin, Eure Lehnsherrschaft.« Sie erhob sich und ging durch den Raum auf einen zweiten Weinkrug zu. Zögerlich blieb sie davor stehen.
Weida rollte mit den Augen. Wollte sie ihn nicht nur betrunken machen, sondern ihm auch noch eins über den Schädel ziehen? Mal sehen, wie sie auf seinen nächsten Zug reagieren würde. Scheinbar vor Trunkenheit schwankend, folgte er ihr. »Du wirst sie nicht oft zu sehen bekommen.«
Er umfasste Margarethe von hinten und griff nach ihren Brüsten. Sie waren nicht besonders groß, aber fest und rund, wie es sich für eine Jungfrau gehörte. Die junge Frau entwand sich ihm nicht sofort, sondern tat, als fände auch sie Gefallen an der Berührung. Sie hoffte, Weidas Wachsamkeit würde nachlassen, wenn sein Begehren nur groß genug wäre. Fast hastig drängte sie ihn zum Bett zurück. Der Vogt grinste vor Vergnügen. Jetzt wäre es gleich so weit. Er zumindest dachte nicht daran, diese Gelegenheit ungenutzt verstreichen zu lassen.
»Katerina und ich können uns, gelinde gesagt, wenig abgewinnen, und ich fürchte, der kleine Mihai ist recht nachtragend«, hörte er ihre Stimme dicht hinter sich.
»Das siehst du völlig falsch. Das Fräulein Katerina ist sehr für eine Ehe zwischen uns.« Er drehte den Kopf weit genug, um sie aus den Augenwinkeln beobachten zu können.
»Ich fürchte, stehe ich einmal unter ihrer Kuratell, wird sie ihr wahres Gesicht zeigen. Sie will mir nichts Gutes und würde es an meinen Kindern auslassen. Auch deshalb kann ich Euch nicht heiraten. Es wäre unverantwortlich.«
Weida seufzte. Er klopfte mit der Hand neben sich aufs Bett, eine Aufforderung an Margarethe, sich neben ihn zu setzen. »Hab ich das jetzt richtig verstanden? Du verweigerst dich mir, weil du befürchtest, das Haus Wettin könnte dir und deinen Kindern nicht wohlgesonnen sein? Was für ein Unsinn, Mädchen. Selbst wenn: Du genießt den Schutz der Königin!«
Sie kam tatsächlich näher zu ihm, blieb jedoch vor dem Bett stehen. »Es sind unsichere Zeiten. Sigismund strebt nach dem Thron. Was, wenn er Wenzel stürzt?«
»Welch wirre Gedanken für eine Frau.« Weida grinste und vergaß für einen Moment sogar zu lallen. Sie bemerkte es nicht, so angespannt war sie. »Nein, ich lasse das nicht gelten. Schlag jetzt ein, sonst …«
»Sonst?«
»… sonst ziehe ich mein Angebot zurück, und du wirst mein für immer.«
Margarethe umklammerte den Krug. Ihre Knöchel traten weiß hervor. Sie war wütend, und das war gut so. Es war Zeit, dieses unwürdige Spiel zu beenden.
»Margarethe, du wirst meine Gattin, egal ob es dir gefällt oder nicht. Mir persönlich wär’s lieber, wenn du meinen Samen willig empfängst, doch am Ende kommt es auf das Gleiche hinaus.«
»Das meint Ihr nicht im Ernst?«
»Oh doch.«
Genau in diesem Moment hob sie den Krug, den sie immer noch in der Hand hielt. Krachend sauste er auf den alten Vogt nieder.
Trine hatte die Zeit genutzt und Gretchen zum Schlafen hingelegt. Dann war sie zurück zu Margarethes Kammer geeilt. Wie sie richtig vermutet hatte, stand keine Wache dort. Der Vogt wollte bei seinem Vorhaben unbelauscht sein. Trine musste lächeln: Wenn er sich da nicht mal verrechnet hatte. Sie traute Margarethe
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