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Die Fallen von Ibex

Die Fallen von Ibex

Titel: Die Fallen von Ibex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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und dem Schatten verschmolz, und so verborgen kroch er leise auf den Wurm zu.
    Der Wurm aber hob indessen seinen großen Kopf und riß sein gewaltiges Maul noch weiter auf. Er schmeckte Persillis Anwesenheit und ringelte sich auf sie zu, und das Licht, das durch die Bäume fiel, tanzte auf seinen Schuppen. Abermals gab sie Kaermelka ein Zeichen, und dieser gehorchte sogleich und sprang und schnappte nach der weichen Unterkehle des Wurmes - und grub seine Zähne tief ins Fleisch des Wurmes hinein und wühlte sich immer tiefer. Und Persilli warf sich voran, geradewegs auf das Ungetüm, und ritt auf seinem Hals und trieb das Häutermesser in das harte, schwarze Auge und wühlte damit immer rundherum, und der Hund Kaermelka war unerbittlich in die Kehle des Wurmes verbissen, obgleich sich das Ungetüm schüttelte und wand und den Widersacher gegen einen Baum und gegen den Boden schlug, und auch das Mädchen Persilli hielt sich unerbittlich fest, obgleich der Wurm auch sie herumwirbelte und gegen Bäume und Boden schlug. Doch wie der Kampf weiterging, schlug der Hund Kaermelka seine Zähne immer noch tiefer in den Hals des Wurmes, und das Mädchen Persilli grub ihr Messer immer noch tiefer in das Auge des Wurms hinein, und schließlich fiel das Ungetüm nieder und starb.
    Takti Persilli schnitt ihm die Haut vom Leibe, und Kaermelka füllte sich den Wanst übermäßig mit dem Fleisch des Ungetüms.
    Im Nest des Wurmes fand Takti-Persilli die Knochenschädel all jener Mädchen, die vor ihr gegangen waren, und sie beweinte sie.
    ,Mit ein wenig Mut und Überlegen’, sprach sie zu den Schädeln,
    ,wäre es nicht soweit mit euch gekommen. Ich beweine euch, nicht jedoch die Menschen, die euch geschickt haben.”
    Singend kehrte sie ins Lager zurück, und die zusammengerollte Haut des Wurmes trug sie auf ihrer Schulter, und der Hund Kaermelka lief ausgelassen an ihrer Seite, mit dick gewölbtem Bauch.
    Sie schritten in das Lager hinein, und neben dem Zelt des Oberhauptes ließ Persilli die Haut des Wurmes niederfallen und blieb wartend stehen.
    Sogleich kam der Clanführer heraus und besah sich, was da zu seinen Füßen lag, und des weiteren besah er das auf Persillis Haut verschmierte Blut. Blut vom Kopf bis zu den Zehen, doch nicht ein Tropfen war von ihrem eigenen, und er besah den Hund Kaermelka, der ihn anzugrinsen schien, und dann verneigte er sich, zu Ehren ihres Mutes und ihres Könnens.
    Und die Sippe versuchte sie zu ehren, indem sie sie fortan den Sohn ihres Vaters hießen, und auch alle anderen Sippen zollten ihr große Ehre. Sie heiratete niemals, sondern sorgte für ihren Vater, bis jener starb, und dann lebte sie selbst bis ins hohe Alter, geehrt von ihrem Clan und von allen lebenden Hiiri. Dies besagt ein Frauenlied, das von Mutter zu Tochter weitergegeben wird, auf daß es niemals in Vergessenheit gerate.”
    Linfyar klatschte in die Hände, ergriffen von der Aussage der Geschichte, und vom Triumph des Mädchens in dieser Geschichte.
    Shadith gluckste, und Wakille schaute wohl belustigt, nicht aber gerade wissend drein.
    Shadith warf Juli einen Blick zu, die während dieser beiden Geschichten näher ans Feuer gerückt war. „Ich weiß auch eine Geschichte zu erzählen”, verkündete Shadith. „Lange, bevor einer von euch geboren war, auf einer Welt lichtjahreweit von hier, verließ ein armer, junger Mann den Bauernhof seines Vaters, um sein Glück zu finden. Stattlich war er, wie es alle Jünglinge sind in derartigen Geschichten, und natürlich bezaubernd und nicht ganz so schlau, wie er selbst von sich glaubte. Er zog die Landstraße entlang und schritt energisch aus, so daß roter Staub ihn bis hinauf zu den Knien umschwebte, und er pfiff ein Lied vor sich hin und genoß den strahlendhellen Frühlingstag und war überhaupt so übermütig, daß er beinahe erwartete, die Straße werde sich unter seinen Füßen alsbald in Gold verwandeln und die Kieselsteine in Diamanten. Aber dies geschah natürlich nicht. Allein das Wetter blieb weiterhin schön, und die Bäuerinnen an seinem Wege waren weiterhin freundlich, und so kam es, daß er jede Nacht ein Dach über dem Kopf hatte, wenn auch nur ein Scheunendach, und daß er genügend zu Essen bekam, um Bauch und Rückgrat weiterhin voneinander getrennt zu halten; und so kam es auch, daß seine Augen weiterhin genügend strahlten, um die Frauen und Töchter, die ihm auf seiner Wanderschaft behilflich waren, zu faszinieren. Doch das Glück war flüchtiger, als er

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