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Die Fallen von Ibex

Die Fallen von Ibex

Titel: Die Fallen von Ibex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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wurden. Trotzdem … ein paar Lieder habe ich doch aufgeschnappt, die der Mühe wert waren. Musik, die das Herz zerreißt und über dieses Zerreißen lachen läßt, die die Starken verflucht und die Schwachen auch, die alles verspottet, wovon Menschen nur träumen… und die sich sorgt um die Sorgen der Welt. Irgendwann werde ich dir ein paar von diesen Liedern vorsingen; wenn ich in der richtigen Stimmung bin. Dann wirst du verstehen, was ich meine.
    Als ich den Bau verließ, kam der Regen herunter, und es war, als hätte irgendwo irgend jemand eine Schleuse geöffnet, und gleichzeitig begann es zu stürmen, und der Wind hatte sich beileibe noch nicht so recht entschieden, aus welcher Richtung er hauptsächlich zu blasen beabsichtigte. Ich habe mein Zimmer geräumt in aller Eile; die paar Sachen, die mir etwas bedeuteten, nahm ich mit, ein paar Kleider, zwei oder drei Töpfe, die ich mir gekauft hatte, ließ ich zurück. Kleider und Töpfe konnte ich mir immer wieder besorgen. Den Werkzeuggürtel hatte ich bereits angelegt, der Nadler war an meinem Oberschenkel befestigt, mein ganzes Geld hatte ich in meine Stiefelspitze gestopft. Ich hab meinen Mantel angezogen und war noch am Überlegen, ob ich das Radio mitnehme oder nicht… Es würde keinen Lärm machen; ich hatte einen Kopfhörer. Mittlerweile war ich immerhin sehr nervös. Aber ich rechnete noch immer nicht damit, daß der Sturm wirklich kommen würde. Und wenn - ich hatte ein paar höllische Kriege überlebt… was also konnte mir da ein Unwetter anhaben? Ich steckte das Radio und die Kopfhörer in meine Manteltasche, sah mich im Zimmer um. Ein paar Schnitzereien und einen Wandteppich hätte ich gerne behalten … Aber vielleicht konnte ich ja zurückkommen.
    Im Moment wollte ich nicht auch noch ihr Gewicht bei mir haben.
    Als ich am Sicherheitszaun ankam, war ich völlig durchnäßt und kam mir vor, als hätte man mit Keulen auf mich eingeprügelt, so hart kam der Regen herab. Der Zaun stand unter Starkstrom; ausreichend, um einen Ochsen zu töten, und irgendwo oben, auf der Mauerkrone, sollte es Wachen geben, aber nicht bei diesem Regen. Ich hab’ mich an die Arbeit gemacht. Der Zaun war kein Problem, und niemand kam vorbei, während ich damit beschäftigt war. Zum Glück! Ich konnte kaum die Hand vor Augen sehen, immer wieder knallte mir der Regen in die Augen. Von zielstrebigem Arbeiten - keine Spur. Zwei- oder dreimal war ich davon überzeugt, daß ich es verpatzt hatte, aber ich hatte Glück … naja, vielleicht war ich auch einfach besser, als ich es jetzt in Erinnerung habe. Auf jeden Fall brachte ich diesen Teil der Aktion hinter mich.
    Dann mußte ich die innere Mauer knacken, drei Meter hoch und mit Glasscherben besetzt, außerdem mit weiteren Verdrahtungen und nach außen gebogenen Stacheln gesichert. Sie lieben ihre Privatsphäre, diese Machttypen… Vielleicht wußten sie auch nur zu gut, was wir armen Ratten für sie empfinden. Wenn du schon mit Tigern spielen, sie necken und quälen willst, dann sei lieber so schlau und sieh zu, daß du einen Zaun zwischen dir und ihnen hast.
    Ich kann jederzeit bezeugen, daß sie da einen ganz prima Zaun hatten. Aber ich war recht gut in Form, außerdem hatte ich diese Steigleiter aus Memory-Plastik, ein Ding, auf das ihre Sensoren nicht ansprechen würden… Obwohl, ich habe natürlich damit gerechnet, daß der Regen den einen oder anderen Kurzschluß auslöst. So oder so - die Wachen würden in einer solchen Nacht nicht allzusehr auf derartige Alarmsignale achten -nicht, wenn ich mich nicht zu auffällig benahm. Ich also die Mauer ‘rauf und ‘rüber; schneller noch, als bei dem Zaun. Das Ding war nur zwei Meter dick und solide. Wenn man da durchkommen will, braucht man einen ziemlich robusten Panzer. Jedenfalls - ich war drin und mit gezogenem Nadler unterwegs. Sie ließen ihre leerstehenden Häuser von Killerkatzen bewachen; besagten einige Gerüchte. In jener Nacht habe ich keine gesehen - schwer zu sagen, ob es stimmt.
    Vielleicht hatten die Tierchen aber auch nur genügend Verstand, um in dieser Nacht dort zu bleiben, wo es sicher war und trocken und warm. Was das betraf, hatte ich mehr als genug Verständnis für sie; auch ich wollte es trocken haben und warm, als ich etwa die Hälfte des Hügels hinter mir hatte, den sie innerhalb der Mauern aufgeschüttet hatten. Ich war auf dem Weg zum Oberbonzenhaus; dem am höchsten gelegenen von allen.
    Ich kam ziemlich leicht hinein, denn sie vertrauten

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