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Die Fallen von Ibex

Die Fallen von Ibex

Titel: Die Fallen von Ibex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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größtenteils auf die Mauern und den äußeren Sicherheitsring. Den Safe fand ich im Keller, hinter ein paar Weinregalen. Brauchte eine Weile, bis ich die Kombination ausgetüftelt hatte, aber darüber lasse ich mich jetzt nicht weiter aus; nur soviel sei gesagt: Ich hab’ das Ding auf eine Art und Weise aufbekommen, die sich der Hersteller nie hätte träumen lassen. Warum nicht ein bißchen prahlen, ich bin verdammt gut. Es war eine große Befriedigung, dieses Ding leerzuräumen, und das allein war schon fast die ganze Mühe wert, und ich habe bestimmt gegrinst wie ein Honigkuchenpferd… Ah, sich den irren Blick seiner Erhabenheit vorzustellen, die ungläubige Miene auf dem Schweinegesicht, nachdem er den Safe geöffnet hatte. Er würde nicht lange in dem Versteck bleiben, in das er sich aus Angst vor dem Sturm verkrochen hatte. Ein paar Tage noch, und er würde wieder hier sein; natürlich würden zu diesem Zeitpunkt die schlimmsten Verwüstungen behoben sein, und er würde auch nicht die Hysterie des verdammten Pöbels ertragen oder den Gestank rückgestauter Abwässer schnuppern müssen; was auch immer. Ich habe soviel wie möglich in die mitgebrachte Schultertasche gestopft; den Rest habe ich zu einem hübschen, kleinen Haufen aufgestapelt - Papiergeld, Aktien und so weiter - und verbrannt. Dann habe ich mir das Haus angesehen; eine richtige Besichtigung. Niemand da, nicht einmal ein einziger Diener. Anzunehmen, daß er sie mitgenommen hat - aus Angst, sie könnten ihm möglicherweise eine Flasche Wein klauen oder gar in seine persönliche Toilette pissen oder etwas ähnlich Entsetzliches. Ich habe mir ziemlich ernsthaft Gedanken darüber gemacht, den ganzen Bau zu erledigen; nach der Besichtigung, natürlich. Ich kam immer höher hinauf, und dann habe ich aus einem der höchsten Fenster hinaus-und über den tief unten liegenden Hafen hinweggeschaut. Und gerade, als ich an diesem Fenster stand, kam der Sturm. Lieber Gott, einen Sturmwind von dieser Stärke hast du noch nie im Leben gespürt, der knallte auf die Stadt herunter, und wenn ich sage knallte, dann meine ich genau das. Und das Wasser stieg und brauste in einer meterhohen Wand landeinwärts, und nichts - und ich meine überhaupt nichts! - konnte ihm standhalten, und es tobte immer weiter, und dann kam der erste Tornado mit einem Brüllen den Hügel herauf und auf mich zu. Damit alles klar ist: Ich war wie gelähmt; ich hätte mich auch dann nicht bewegen können, wenn jemand mit einem Viehstachel auf mich eingestochen hätte. Dieser riesige, schwarze Trichter war wie der Tod persönlich, und er donnerte den Hügel herauf und geradewegs auf mich zu. Er hat den Zaun erledigt, und er hat die Mauer erledigt, als seien sie nur aus Zellstoff, und er hat die paar Häuser so mühelos kurz und klein geschlagen, wie ich normalerweise atme. Ich glaube, ich habe mich so fest am Fenstersims angeklammert, daß Handabdrücke zu sehen waren. Mindestens. Der Sturm hat das Haus des Erhabenen verfehlt; sauste um eine winzige Haaresbreite vorbei. Aber ringsumher kamen in seinem Gefolge weitere Monstren. Ich hab’ sie gesehen, ich habe gesehen, wie sie sich durch die Stadt tief unten fraßen. Und das war erst der Anfang. Ich stand da an diesem Fenster, bis ich so sehr in die Macht und das Lärmen und die Majestät dieses Sturmes versunken war, daß ich mit keinem Gedanken mehr an mich selbst dachte; ich erlebte einen Höhenflug wie nie zuvor, ich hab’ geschrien und gelacht und auf den steinernen Sims vor mir eingeschlagen. Es dauerte Ewigkeiten; kam mir jedenfalls so vor .
    .. Aber als dann das Auge des Sturmes heranzog, kam ich doch einigermaßen zu mir… weit genug, um zu kapieren, daß es jetzt höchste Zeit für mich wurde, zu verschwinden. Die Nacht wurde still und sehr ruhig. Zum ersten Mal waren wieder Sterne zu sehen, und der Mond kam hinter zerfetzten Wolken hervor. Und der Sturm war noch immer nicht vorbei; nicht einmal halb. Lee. er hat diese Stadt dem Erdboden gleichgemacht, und Merzin war bestimmt keine zurückgebliebene, hinterwäldlerische Kleinstadt, das war eine größere Hafenstadt. Tonnen und Abertonnen von Handelsgütern kamen hier an und wurden verschifft, Hunderttausende haben hier gelebt und gearbeitet. Ich weiß nicht, wie viele umkamen. Zu viele Leichen wurden aufs Meer hinausgespült, als sich das Wasser zurückgezogen hat, die meisten davon menschliche Ratten …
    Leute, die niemand vermissen würde. Als ich das Haus endlich verließ,

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