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Die Fallen von Ibex

Die Fallen von Ibex

Titel: Die Fallen von Ibex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Mädchen. Die Falknerin. In der linken Hand hielt sie einen der kurzen Speere, in der rechten ein Glasmesser. Es glitzerte im Sonnenlicht, kleine Regenbogen, tödlich und schön. Rückwärtsgehend tastete sie sich den Hang hinab, wartete angespannt und wachsam in der Mulde.
    Ein übel zugerichteter, häßlicher Mann mit einem knorrigen Stock erschien auf dem Hügelkamm. Ein Augenlid hing über einer leeren Höhle, die Ohren waren riesengroß, Elefantenohren, die sich bei jedem Schritt bewegten; Tentakel aus weichem Fleisch baumelten aus seinen Mundwinkeln hinab. Die Hände, die den Stock umklammerten, zitterten ein wenig. Alter oder Krankheit, bestimmte Aleytys. Auf keinen Fall Angst. Der Blick seiner dunklen Augen tastete gierig über die schmächtige Gestalt des Mädchens; aber er war auf der Hut vor dem Messer. Nach einem kaum merklichen Zögern setzte er sich wieder in Bewegung, näherte sich ihr. Sie wich langsam zurück, begann ihn zu umrunden… und schnellte vor, griff mit dem Messer an, sooft sie eine Chance sah, an ihn heranzukommen. Doch er war schnell, und sein Stock hielt sie auf Distanz; seine Deckung war zu vollkommen. Er trieb sie zurück, ließ Schläge auf sie herunterprasseln, fintierte, stach. Sie reagierte, versuchte ihn ihrerseits mit der Speerspitze zu täuschen.
    Sie war schnell, doch sie wurde müde, ihr Gesicht war gerötet und schweißüberströmt, ihr Atem rauh. Dem Mann erging es nicht besser, doch er war grimmig darauf versessen, sie zu besiegen.
    Schnittwunden, von ihrer Speerspitze geschlagen, überzogen sein Gesicht, seine Beine; an seinem Hals, nahe der Schlagader, klaffte ein großer Riß. Doch entweder war die Spitze nicht vergiftet, oder aber das Gift bereits an einen anderen Gegner verbraucht.
    In ihrer sicheren Deckung fluchte Aleytys verhalten. Sie kam hier nicht weg, ohne gesehen zu werden, und was das betraf, hätte sie jede Wette gehalten, daß das zu einem vorübergehenden Waffenstillstand der beiden führte - und ihr zwei Verfolger einbrachte.
    Die Tiere waren nicht nahe genug, um das Aufgeben der Deckun zu rechtfertigen, obwohl sie hinter den beiden sich umkreisenden, belauernden Gegnern eine kleine Herde ausmachen konnte, keine zwanzig Meter entfernt. Die Tiere zupften an den grünen Trieben der Gestrüppe. Was sie jedoch am meisten beunruhigte, war das Verstummen des Kampflärms jenseits der Hügel. Schon konnte sie den Triumpf in den schrillen Stimmen der Frauen laut werden hören, schon fühlte sie die Aura aus Wut und Zorn, die von den Männern ausstrahlte. Sie wartete, die Hände zu Fäusten geballt, und der seltsame Zweikampf nahm seinen Lauf.
    Der Mann griff an; das Ende seines Kampfstockes ruckte hoch und gegen den Speer, das Aufeinandertreffen von Holz auf Holz schmerzhaft laut; der Speer wirbelte aus der Hand des Mädchens, und sie warf sich mit einem wilden Aufschrei nach vorn. Ihre Messerhand rammte nach unten, suchte die Klinge wie einen Giftstachel in sein Fleisch zu treiben. Er schnellte den Stock herum und stieß das stumpfe Ende direkt unterhalb des Rippenbogens in ihr Zwerchfell, ein brutaler Rammstoß, der sie rücklings zu Boden warf. Bevor sie herumschnellen oder sich wieder aufrichten konnte, schmetterte er den Stock gegen ihren Schädel. Der dumpfe Schlag und das Splittern der Knochen waren selbst aus dieser Entfernung überdeutlich zu hören.
    Der Mann richtete sich auf, blickte über die Schulter in die Richtung, aus der er gekommen war; die großen Ohren bewegten sich nervös. Mit einem Fluch schulterte er den Stock und rannte zu den Gyori…
    Sobald er ihr den Rücken zuwandte, war sie auf den Füßen.
    Geschmeidig folgte sie ihm, ohne darauf zu achten, daß sie viel zu laut war. Nur eines zählte: Schnelligkeit. Er bemerkte sie, wollte herumfahren, aber sie war bereits zu nahe. Halb in der Drehung erwischte sie ihn mit der Handkante im Gesicht und aktivierte gleichzeitig die Betäuber-Implantate; die Muskeln unter ihren Fingern erschlafften, und sie riß die Hand zurück. Er brach zusammen.
    Sie kniete neben ihm nieder, fühlte den kräftigen Pulsschlag, richtete sich wieder auf. Wenigstens würde sie keinen toten Eingeborenen zu rechtfertigen haben, obwohl nach allem was sie gerade gesehen hatte, anzunehmen war, daß die Eingeborenen mehr Verständnis dafür gehabt hätten, wenn ihm einfach die Kehle aufgeschlitzt worden wäre.
    Sie näherte sich den Gyori. In den Tiefen ihres Bewußtseins öffneten sich Shadiths Augen. „Lee.” Der Ruf der

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