Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
Deck war alles still bis auf das übliche beruhigende Geräusch der Wellen, die gegen den Schiffsrumpf schlugen, das leise Knarren des Holzes und das Rascheln der Segel. Das blasse, traurige Gesicht des fast vollen Mondes warf sein geisterhaftes Licht auf die Irische See, spiegelte sich glitzernd in den Schaumkronen der Wellen und ließ die geblähten Segeln sanft leuchten.
Der Erste Maat hatte gerade das Steuer und zuckte zusammen, als Ewan auf ihn zukam. "Das ist keine Zeit, wo ich draußen herumlaufen würde, wenn ich die Wahl hätte, Sir. Kann ich etwas für Sie tun?"
"Ich schätze, wir müssten bald vor der Küste von Schottland sein", sagte Ewan.
"Wir kommen gerade in den Nordkanal, Sir. Wenn Sie nach Osten blicken, müssten Sie bald das Licht an der Landspitze von Galloway sehen."
"Das klingt nach einer guten Idee." Ewan ging zur Steuerbordreling.
Jetzt wusste er, was ihn gerufen hatte. Die Heimat.
Der Wind zerzauste sein Haar wie am Tag zuvor. Aber in dieser Nacht fühlte es sich irgendwie anders an. Wie die Hand des Vaters, an den er sich kaum erinnern konnte, der ihm immer die Mütze vom Kopf gezogen hatte, wenn er abends heimgekommen war. Über ihm kreischte eine Möwe. Der geisterhafte Laut klang in seinen Ohren wie ein Willkommensruf.
Er schreckte zusammen, als er Claires Stimme hinter sich hörte.
"Ist alles in Ordnung, Ewan?" Sie klang besorgt. Wie sich ihr Verhältnis zueinander in diesen drei Tagen doch geändert hatte!
"Es ist alles gut." Er drehte sich zu ihr um. "Was machen Sie denn um diese Nachtzeit hier oben?"
Das Mondlicht glänzte in ihrem Haar, das zu einem lockeren Zopf geflochten war. Sie trug einen Morgenmantel über ihrem Nachthemd.
"Ich konnte nicht schlafen, also bin ich ins Speisezimmer gegangen, um mir ein Schlückchen Whisky zu holen." Sie hob ein Glas, als wolle sie ihre Geschichte beweisen. "Auf dem Weg zu meiner Kabine habe ich gesehen, wie Sie an Deck gegangen sind. Konnten Sie auch nicht schlafen?"
"Nein, nicht so recht." Die Erklärung war so gut wie jede andere.
Claire nahm einen Schluck aus dem Glas und hielt es dann ihm hin. "Es ist genug für uns beide da, wenn Sie mit mir teilen möchten."
"Das würde ich gern. Danke." Er genoss das weiche Feuer des Whiskys auf seiner Zunge.
Es war genau das, was er in diesem Moment brauchte. Genau wie ihre Gesellschaft.
"Ich beneide Sie um diese Heimkehr." Ihr heiseres Murmeln ging beinahe in dem gedämpften Chor der Wellen und des Windes unter. "Ich weiß, dass Sie lange fort waren und Ihre Heimat furchtbar vermisst haben, aber wenigstens hatten Sie etwas, wohin Sie zurückkehren können."
Ewan verstand sie nicht. "Sie haben doch ein eigenes Haus in London, oder?"
"Ich habe ein Haus in London. Das ist aber nicht dasselbe, wie ein Zuhause zu haben. Wenn mein Haus in Mayfair morgen abbrennen würde, würde ich über die Unannehmlichkeiten murren, aber dann würde ich mir ein neues Haus kaufen und keine Träne vergießen."
Er drückte ihr das Glas wieder in die Hand. "Was ist mit Strathandrew? Würden Sie Tränen vergießen, wenn das abbrennen würde?"
Claire schien darüber nachzudenken, während sie noch einen Schluck trank. "Das würde ich. Strathandrew ist wahrscheinlich noch am ehesten so etwas wie meine Heimat. Aber ich war dort nie so verwurzelt, wie Sie es sind. Wie sagten Sie noch? Im selben Wasser angeln und in denselben Hügeln jagen wie Ihr Vater und sein Vater vor ihm."
Sie erschauerte. "Der Seewind wird nachts kalt. Jetzt, wo ich meinen Whisky getrunken habe, sollte ich wieder ins Bett gehen."
Ewan fragte sich, ob es wirklich die Nachtluft war, die sie frösteln ließ. Oder war es die Einsamkeit?
"Können Sie nicht noch ein wenig bleiben?" Er öffnete sein Cape. "Hier drin ist es schön warm. Und es ist noch Platz genug für Sie."
Sie zögerte einen Augenblick. "Sind Sie sich sicher?"
"Oh, aye." Er stellte sich hinter sie und wickelte den Mantel um sie beide. "Wissen Sie, ich glaube, sobald man einen Ort liebt, gehört man auch dorthin."
"Vielleicht haben Sie Recht." Claire klang nicht überzeugt. "Es wäre jedenfalls ein schöner Gedanke."
Mit einem Seufzen lehnte sie sich gegen ihn. Ihre schlanke, biegsame Taille war nun von ihrem Fischbeinkäfig befreit.
Ewan entdeckte, wie warm es wirklich in seinem Mantel werden konnte.
Er versuchte, Claire von ihren melancholischen Gedanken abzulenken und sich von seinen unschicklichen. "Sagen Sie, erinnern Sie sich noch daran, wie Sie mich dazu überredet
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