Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
haben, Ihnen den Steinkreis oberhalb des Glens zu zeigen?"
Die Ablenkung schien bei Claire zu funktionieren. Sie lachte leise. "Ich glaube immer noch, dass ich einen Geist gesehen habe … oder irgendetwas Ähnliches."
"Es ist ein Wunder, dass Ihr Vater mich nicht deswegen nach Amerika eingeschifft hat."
Sie redeten eine Weile weiter und erinnerten sich gemeinsam an Geschichten aus vergangenen Tagen.
"Ich schätze", sagte Claire endlich, "dass wir am Morgen in Sichtweite von …"
Noch bevor sie aussprechen konnte, erspähte Ewan ein flackerndes Licht in der Ferne, das aussah, als wäre ein Stern zur Erde gefallen.
"Da!" Er hob den Arm und deutete hinüber. Sein Hals schien einen Augenblick lang zu eng, als dass er noch etwas hätte sagen können.
"Ich sehe es", erwiderte Claire. "Was ist das?"
"Das Licht von Galloway Head", antwortete Ewan, als er seine Stimme wieder gefunden hatte. "Mein erster Blick auf Schottland seit zehn Jahren."
"Ah!" Claire drückte ihm das Glas wieder in die Hand. "Das verdient einen Trinkspruch, finde ich, und es müsste gerade noch genug Whisky dafür übrig sein."
Ewan hob sein Glas in Richtung des Rhyns, jener schmalen Landzunge, die Schottland hinunter in die Irische See streckt.
Claire gähnte laut. "Willkommen zu Hause, Ewan Geddes."
Plötzlich überwältigte ihn das alles – der Anblick seiner Heimat und ihre Nähe. Bevor er so recht wusste, wie ihm geschah, hatte er Claire herumgewirbelt und die Arme um sie gelegt. Er küsste sie so, wie er schon seit vielen Jahren kein Mädchen mehr geküsst hatte. Seit jener lang vergangenen Nacht nicht mehr, für die er so teuer bezahlt hatte.
Er war sich nicht sicher, ob in seinen Adern Whisky oder Mondschein floss oder eine süße, berauschende Mischung aus beidem. Ihre Lippen waren so weich und erwiderten jede zarteste Bewegung. Als wolle sie ihn willkommen heißen.
Er nahm ihre Gastfreundschaft freudig an.
Mit einer langsamen Bewegung seiner heißen Zunge öffnete er ihre Lippen und machte sich sanft, aber gründlich mit ihrem Mund vertraut. Eine Hand spielte in ihrem Haar, während die andere … das leere Glas fallen ließ.
Es zerbrach, als es auf dem Boden aufschlug, und zerstörte damit zugleich auch diesen gemeinsamen Moment.
Was hatte er nur getan?
"Pass auf deine Füße auf!" Er hob Claire vom Boden auf und wandte sich mit ihr ab, um sie in einiger Entfernung von dem zerbrochenen Glas wieder abzusetzen.
"Alles in Ordnung, Sir?" rief der erste Maat.
"Ich habe nur ein Glas zerbrochen und kann nicht genug sehen, um es aufzuwischen."
"Machen Sie sich deswegen keine Gedanken, Sir. Ich hole jemanden, um das wegzumachen, sobald die Crew wach ist."
Nachdem er sich um die praktischen Konsequenzen gekümmert hatte, wandte Ewan sich den wichtigeren Dingen zu.
"Es tut mir Leid, Claire." Er ließ sie los und wünschte sich, er dürfe sie festhalten. "Ich weiß nicht, was eben in mich gefahren ist!"
"Whisky und Mondschein vielleicht." Sie ließ es so beiläufig klingen. "Und überwältigende Empfindungen, die nach einem Ventil gesucht haben."
"Ich schätze, Sie haben Recht."
Was sie sagte, klang vernünftig, und er wollte ihr glauben. Irgendwie befürchtete er jedoch, dass mehr dahinter steckte.
11. Kapitel
Es tat Ewan Leid, dass er sie geküsst hatte.
Claire fühlte sich, als wäre ihr Herz aus Glas und er hätte es auf Deck fallen gelassen.
Vielleicht war das aber auch nicht wichtig, solange keiner von ihnen sich an den spitzen Scherben die Füße verletzte und die Splitter vor dem Morgen wieder aufgewischt wurden.
Dem Himmel sei Dank für die Dunkelheit, sagte sie zu sich selbst, als sie sich zurück in ihre Kabine stahl. Es war nicht das erste Mal, dass die Dunkelheit ihr ein Freund gewesen war, indem sie ihr Gesicht vor Ewan Geddes versteckte, nachdem er sie geküsst hatte. Wenigstens hatte er dieses Mal gewusst, wer sie war, auch wenn seine Beweggründe nicht gerade schmeichelhaft gewesen waren.
Auf jeden Fall war sie die Einzige, der es hätte Leid tun sollen.
Sie hatte ihre Versuche, Ewan Geddes ihrer Schwester abzuwerben, rechtfertigen können, solange sie ihn für einen skrupellosen Mitgiftjäger gehalten hatte. Jetzt, da sie vom Gegenteil überzeugt war, konnte es keine Entschuldigung mehr für ihr Benehmen dem Mann gegenüber geben. Sie schämte sich von Herzen dafür.
Was hatte sie nur geritten, dass sie mit ihm unter diesen Mantel geschlüpft war, obwohl sie beide nur ihre Nachtkleider trugen?
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