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Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)

Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)

Titel: Die falsche Braut für Ewan? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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der Geschichte von dem verzauberten Essen, die ihr Kindermädchen ihr einmal erzählt hatte. Essen, das die Menschen noch hungriger machte, je mehr sie davon aßen.
    Wenn sie nicht aufpasste, würde sie sich vielleicht tot essen und gleichzeitig verhungern.
     
    Ewan schien sich nach jedem Blick auf sein Heimatland förmlich zu verzehren.
    Fischerdörfer mit weißen Häuschen trotzten dicht gedrängt dem Wind vom Atlantik. Ansammlungen von dicken, gefleckten Seehunden lagen faul an weiten, leeren Stränden. Da gab es buckelige Hügel, deren Gipfel bis in die Wolken ragten. Hohe, dürre Steinsäulen stachen aus dem Meer wie anklagende Finger, die zum Himmel deuteten. Dunkle, sich auftürmende Kliffs wurden von Seevögeln umschwärmt. Die Ruine einer uralten Festung stand geisterhaft Wache über der Landspitze, die sie einst geschützt hatte.
    All das verschlang er, als wäre er ein Verhungernder bei einem Bankett. Und Claire Talbots Gegenwart machte jeden Bissen noch schmackhafter.
    "Ist es nicht eigenartig, wie tief diese beiden größeren Inseln liegen, während die kleine so hoch aufragt?" Sie deutete auf die Inseln, von denen sie gesprochen hatte. Sie hatte ihre Stimme beinahe zu einem Schrei erhoben, um sich über dem Tosen der Brandung verständlich zu machen.
    "Ich frage mich, wie das kommt?" Ewan beobachtete eine Zeit lang die Inselgruppe, bevor sein Blick stattdessen von Claire angezogen wurde.
    Sie hatte ihren Hut mit einem breiten Tuch festgebunden, musste ihn aber trotzdem noch mit der Hand gegen plötzliche Windstöße schützen. Derselbe Wind hatte ihren Wangen die Farbe von Grasnelken verliehen, einer winzigen Blume, die im Frühling die Landschaft von Argyll bedeckte. Immer, wenn sie seine Aufmerksamkeit auf ein neues kleines Wunder lenkte, spiegelte sich die rastlose Energie der tosenden See in ihren Augen.
    Die Marlet raste gen Norden, die Segel vom Wind gebläht. Der Bug hob sich bei jeder Woge, die ihn traf, und fiel dann tief in die Wellentäler. Es hätte die meisten Menschen dazu veranlasst, über der Reling zu hängen und sich die Seele aus dem Leib zu speien. Aber Claire wirkte geradezu belebt. Ihre Stimmung erwies sich als ansteckend.
    "Wenn ich es nicht so eilig hätte, nach Hause zu kommen", sagte Ewan, "wäre es sicher nett, noch ein bisschen hier zu bleiben und sich ein paar der Inseln mal aus der Nähe anzuschauen."
    Claire nickte. "Ich hab mir das auch schon oft gedacht. Vielleicht können Sie und Tessa in den Flitterwochen eine Tour über die Inseln machen."
    "Oh, aye." Ewan versuchte, so enthusiastisch zu klingen, wie er sich hätte fühlen sollen. Warum erschien ihm die Vorstellung, mit Tessa die Inseln zu bereisen, nicht sonderlich reizvoll?
    Er musste sich gerade an der Reling festklammern, da kam ihm noch ein Gedanke. Er freute sich nicht so sehr darauf, Tessa auf Strathandrew zu sehen, wie er es hätte tun sollen. Seit Jahren war sie der Mittelpunkt all seiner Träume und Pläne gewesen. Nun, da sie so kurz vor der Erfüllung standen, kniffen und fesselten ihn diese Träume wie ein Anzug, dem er entwachsen war.
    In den letzten paar Tagen hatte Claire mehr und mehr seine Aufmerksamkeit erregt. Er konnte die Erinnerung an den kurzen Kuss nicht abschütteln, genauso wenig wie den Eindruck, dass sie seine unerwartete Leidenschaft erwidert hatte. Und doch benahm sie sich heute, als sei nichts passiert. Auch letzte Nacht hatte sie schon kühl reagiert und die Schuld an ihrem Ausrutscher dem Whisky und dem Mondschein gegeben.
    Vielleicht waren das ihre Beweggründe gewesen. Ewan hätte sein Verhalten auch gerne darauf geschoben. Aber er fürchtete, dass es nicht ganz so einfach war. Wenn er Claire nur des Whiskys und des Mondscheins wegen in seine Arme gezogen hatte, warum wollte er es dann in diesem Moment wieder tun, stocknüchtern und in hellem Tageslicht?
    Er hatte immer noch keine befriedigende Antwort auf diese Frage, als die Marlet Stunden später durch die enge Förde auf Strathandrew zuglitt. Und es war ihm auch nicht gelungen, das Bedürfnis zu unterdrücken.
    Was für ein seltsames Gefühl es war, auf der Yacht der Talbots zu stehen und zuzusehen, wie das Personal sich am Kai sammelte, um sie zu begrüßen. Ein Teil von ihm meinte, er müsste eigentlich dort unten bei den Dienstboten sein, nach seinem Platz suchen und Rosie McMurdos mütterlichen Rat beherzigen, sein Hemd in die Hose zu stecken und die Strümpfe hochzuziehen.
    Wo war Rosie überhaupt? Da, er hatte sie

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