Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
konnte, meldete Claire sich zu Wort. "Die Präferenzen unserer Gäste sollten doch sicherlich stets unsere Speisekarte diktieren, Mrs. Arbuthnot. Warum sollten wir nach Schottland kommen, wenn wir hier dasselbe essen wie in London?"
"Wie Sie wünschen, Miss." Die Haushälterin kniff die Lippen zusammen.
Ewan versuchte, ein freches Grinsen von seinen Lippen zu verbannen. "Schön, Sie wiederzusehen, Mrs. Arbuthnot. Sie haben sich kein bisschen verändert."
In ihrem Fall war das kein Kompliment.
Sie antwortete mit einem wortlosen Knicks, wobei sie so steif wirkte, dass es schien, als müsste ihr Rücken jeden Augenblick durchbrechen.
Die Brüder Gowrie schienen sich in den vergangenen zehn Jahren auch kaum verändert zu haben, auch wenn Fack ein bisschen gebeugter ging und Fergus etwas grauer geworden war. Der Gärtner schien beinahe ebenso erfreut zu sein, Ewan wiederzusehen, wie Rosie, wohingegen das Willkommen des Wildhüters kaum herzlicher war als das der Haushälterin.
Als Claire die jüngeren Dienstboten begrüßte und vorstellte, genoss Ewan ihre erstaunten Blicke. Er konnte sich gut vorstellen, wie er sich in ihrem Alter beim Anblick eines ehemaligen Dieners wie ihm gefühlt hätte, der zu den Schwindel erregenden gesellschaftlichen Höhen eines geehrten Gastes der Talbots aufgestiegen war.
Als er dem großäugigen jungen Gillie vorgestellt wurde, gab er dem Burschen einen warmen Händedruck. "Würdest du mir dein Zeug zum Fliegenbinden mal leihen, damit ich sehe, ob ich's noch kann?"
"Aye, Sir! Werden Sie angeln gehen, während Sie hier sind? Die Forellen sind besonders groß dieses Jahr. Und sie haben auch ordentlich Kampfgeist!"
"Ich freu mich schon darauf, wieder eine Angelrute in die Hände zu bekommen." Die Aussicht brachte Ewan zum Lächeln. "Fliegenfischerei macht den Kopf frei. Es gibt nichts Besseres."
Claire ging die Reihe weiter entlang zu einem hübschen jungen Mädchen mit dickem kastanienbraunen Haar, das unter einer Haube hochgesteckt war, und einem seltsamen kleinen Grinsen auf dem Gesicht, das wirkte, als hüte sie ein amüsantes Geheimnis.
"Das ist unser neuestes Stubenmädchen", sagte Claire. "Rosies Tochter Glenna."
"Nicht die kleine Glenna!" Er hob das Mädchen auf und wirbelte es durch die Luft. "Du hast dich genug verändert, dass es für alle anderen auch reicht, Mädchen. Ich fühle mich alt, wenn ich dich nur ansehe."
"Willkommen zu Hause, Ewan." Glenna trat zurück in die Reihe, ihr hübsches Gesicht war knallrot. "Lass dich von Ma nicht piesacken, dass du zu dünn bist. Du siehst einfach großartig aus. Wie ein richtiger Laird."
Das Kompliment beschwor eine seltsame Mischung gegensätzlicher Gefühle in Ewan herauf. Seit Jahren hatte er von diesem Tag geträumt – von seiner triumphalen Rückkehr als reicher und erfolgreicher Mann auf das Anwesen, von dem er in Ungnade verbannt worden war. Als er jetzt von Glenna McMurdo zu Claire Talbot hinüberblickte, fühlte er sich, als habe er seinen alten Platz eingebüßt und passe nun nirgendwo mehr wirklich hin.
Als Claire sah, wie er das junge Stubenmädchen in seinen Armen herumwirbelte, versuchte sie, ein albernes Gefühl von Eifersucht zu unterdrücken. Sie hatte schließlich kein Anrecht auf diesen Mann. Und es war offensichtlich, dass die Gefühle, die er Glenna McMurdo entgegenbrachte, rein brüderlicher Natur waren. Außerdem, wenn Claire schon dumm genug sein musste, neidisch auf seine Aufmerksamkeiten einer anderen Frau gegenüber zu sein, dann hätte diese Frau ihre Schwester sein sollen.
Solange sie sich erinnern konnte, hatte Claire dagegen angekämpft, eifersüchtig auf ihre Schwester zu sein. Und es war ihr stets gelungen, diese Gefühle zu besiegen. Sie war nicht bereit, die einzige wirklich liebevolle Beziehung, die es in ihrem Leben gab, zu vergiften, indem sie diesem Gefühl jetzt nachgab.
Als Ewan Glenna McMurdo wieder auf die Beine gestellt hatte, fuhr Claire damit fort, Ewan mit dem Rest des Personals bekannt zu machen, doch plötzlich tauchte Mrs. Arbuthnot neben ihr auf.
"Ich bitte um Verzeihung, Miss, aber vielleicht möchten Sie die weitere Vorstellung verschieben." Sie deutete auf die dicken, schwarzen Wolken, die der Wind vom Atlantik herübergetrieben hatte.
"Oh, ja." Claire erinnerte sich wieder an das unberechenbare Wetter in den Highlands. "Mr. Geddes ist kein Fremder in Strathandrew. Lasst uns alle hineingehen, bevor sich der Himmel über uns öffnet."
Das Personal benötigte keine
Weitere Kostenlose Bücher