Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
über einen besonderen Ort für einen besonderen Menschen hinzu, aber sie ahnte, dass er es trotzdem so meinte. Sosehr sie sich auch anstrengte, sie konnte nicht umhin, sich geschmeichelt zu fühlen.
Bis zu dem Augenblick, als Claire ihn gefragt hatte, wo er sie hinbringen wollte, hatte er einen anderen Ort im Auge gehabt. Er hatte eigentlich damit warten wollen, nach Linn Riada zu gehen, bis Tessa ihn dorthin begleiten konnte. Doch genau in dem Augenblick hatte Ewan gewusst, dass er keinen einzigen Tag mehr warten konnte. Und er konnte auch den Gedanken nicht loswerden, dass Claire den Ort mehr zu schätzen wissen würde als ihre Schwester.
Ewan legte seinen Dessertlöffel mit einem Seufzer nieder, der zum Ausdruck brachte, dass seine Erwartungen vollkommen erfüllt worden waren. Allein der Gedanke, wie Mrs. Arbuthnot sich an einem solchen Mangel an Manieren weiden würde, hinderte ihn daran, den Teller abzulecken, um auch den letzten Rest seines Lieblingsdesserts auszukosten.
"Das war ein großartiges Essen!" Claire berührte die Lippen mit ihrer Serviette und legte sie dann neben ihren eigenen leer gekratzten Dessertteller. Sie wandte sich an das Dienstmädchen, das servierte. "Bitte richte Mrs. McMurdo unsere Komplimente aus."
Das Mädchen nickte lächelnd, während es die Teller einsammelte.
"Wenn die Teller leer zurück in die Küche kommen, ist es das beste Kompliment, das man Rosie machen kann", sagte Ewan.
Wie gut er sich daran erinnern konnte, wie die Köchin stets besorgt zugesehen hatte, wenn die Teller wieder nach unten kamen – sich über die leeren freute und die kaum berührten als Beleidigung ihres Könnens und ihrer Mühen ansah. Manchmal hatte er auf der Hintertreppe das Servierpersonal abgepasst und das restliche Essen von mehreren Tellern aufgegessen, nur um Rosie den Kummer zu ersparen.
Claire erhob sich von ihrem Stuhl. "Ich ziehe mich jetzt zurück, dann können Sie in Ruhe Ihren Brandy genießen. Setzen Sie sich doch ins Billardzimmer."
Sie wies auf eine aufwändig geschnitzte Doppeltür hinter ihm. "Einfach da entlang."
Ewan stand auf. "Ich weiß, wo es ist."
"Das wissen Sie?"
"Aye. Früher hab ich ab und zu mal einen Blick durch die Fenster ergattert, wenn der Laird und seine Gäste gespielt haben."
Während er im Jagen und Angeln besser als jeder der Herren gewesen war, hatte man ihm zum Billardspiel nie den Zugang gewährt. Als er angefangen hatte, sich hochzuarbeiten, hatte er sich sofort darangemacht, es zu erlernen.
"Es tut mir Leid." Claire verzog das Gesicht. "Ich hätte fragen sollen, ob Sie spielen."
Vielleicht. Aber es gefiel ihm, dass sie davon ausgegangen war, dass er es konnte. "Oh, aye. Ich bin sogar gut darin."
Claires Kummer löste sich in Gelächter auf, als sie verstand, was das bedeutete, und mit ihm sympathisierte. "Schade, dass mein Vater nicht hier ist, damit Sie ihn zu einem Spiel herausfordern können."
Sie verstand ihn wirklich.
"Warum nehmen Sie dann nicht einfach seinen Platz ein?"
"Ich? Sie machen wohl Witze!"
"Warum nicht? Ich kann wohl kaum ohne Gegner spielen."
Das brachte sie zum Nachdenken. "Ich schätze nicht, aber ich würde Ihnen nichts nutzen. Ich habe keine Ahnung von dem Spiel."
"Ich könnte es Ihnen beibringen." Er verwendete denselben Tonfall und den gleichen Blick, mit denen er sie dazu überredet hatte, mit ihm spazieren zu gehen.
Einen Augenblick lang schien sie beinahe bereit zuzustimmen. Dann machte sie einen Rückzieher und schüttelte den Kopf. "Billard ist ein Männerspiel."
"Aye. Genau wie die Führung einer der größten Reedereien im Land. Das haben Sie schnell genug gelernt, und ich wette, Sie hatten nicht so einen guten Lehrer wie mich dafür."
Claires ständig wachsamer Blick entspannte sich, und ihre schönen, klaren Augen funkelten. "Ihre Bescheidenheit ist herzergreifend!"
Wie schön sie aussah! Und wie sehr er sich wünschte, sie wieder zum Lachen zu bringen. "Bescheidenheit ist eine sehr überschätzte Tugend."
Als sie über seinen Scherz lachte, wusste Ewan, wie Rosie sich fühlen musste, wenn ein ganzes Tablett mit leer gegessenen Tellern in der Spülküche ankam.
"Ach, jetzt kommen Sie." Er nutzte seinen Vorteil. "Es ist nicht wie Baumstämme werfen. Es gibt nichts am Billard, weswegen ein Mann einer Frau gegenüber im Vorteil sein sollte. Es ist alles eine Frage der Strategie und der Zielgenauigkeit."
Claire verschränkte die Arme und sah ihn aus schmalen Augen an.
Einen Augenblick lang
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