Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
herein."
"Sie müssen die Engländer hassen."
"Als ich ein junger Bursche war, habe ich nach einem dankbaren Ziel gesucht, dem ich die Schuld für alle meine Probleme geben konnte. Aber als ich erst in Amerika war, habe ich in jeder freien Minute Geschichtsbücher gelesen. Ich habe erkannt, dass es alles nicht ganz so einfach ist. Über die Jahrhunderte hinweg gab es immer wieder Zeiten, wo wir Schotten uns selbst größere Feinde waren, als irgendjemand sonst es hätte sein können."
Claire fragte sich, ob man das auch von ihr hätte behaupten können, während sie auf die uralte Festung der Camerons hinausblickte, die sich geisterhaft aus dem Nebel erhob.
"Highlander gegen Lowlander", sinnierte Ewan und schüttelte den Kopf. "Clan gegen Clan. Die Kirche war in lauter Gruppen zersplittert, die sich gegenseitig im Namen Gottes töteten. Die paar Male, wo wir wirklich als eine Nation zusammengekommen sind, konnte keiner gegen uns bestehen."
"Wollten Sie mir Eilean Tioran zeigen?" fragte Claire.
"Was?" Ewan schreckte auf, als hätte er sie kurz vergessen. "Die Burg? Nein. Sie haben mich darauf aufmerksam gemacht. Der Ort, zu dem ich Sie bringe, ist noch ein Stück weit weg. Ich schätze, wir machen uns besser bald auf den Weg, wenn wir vor dem Abendessen hin und wieder zurückkommen wollen."
Er rappelte sich auf und streckte die Hand aus, um ihr hochzuhelfen. Die Kraft und Wärme seines Griffs riefen in ihr ein bittersüßes Verlangen nach intimeren Berührungen hervor. Wie sie sich wünschte, dass sie noch einmal jene Nacht auf dem Deck der Marlet und seine Umarmung erleben könnte.
"Ist alles in Ordnung, Claire?" In seiner Stimme schwang sanfte Besorgnis mit. "Sie sehen irgendwie so verträumt aus."
"Ich habe nur über die romantische alte Burg und all die Geschichten nachgedacht, die sie erlebt hat."
Ihre Ausrede traf teilweise zu. Zwischen all ihren Gedanken über Ewan war auch der eine oder andere über die verlassene Burg gewesen. Genau wie diese gestohlene Zeit mit ihm war Eilean Tioran ein romantischer Traum aus der Vergangenheit, der nie etwas anderes als bloße Fantasie sein konnte.
"Sind Sie sich sicher, dass das alles ist?" Ewan klang nicht überzeugt.
"Natürlich." Claire versuchte, wie der vernünftige Mensch auszusehen und zu klingen, als den ihre Stiefmutter sie gelobt hatte. "Was sollte es sonst sein?"
Sie hoffte, dass er es nie erraten würde.
Weswegen hätte Claire sonst so verträumt aussehen können?
Einen Schwindel erregenden Augenblick lang hatte Ewan geglaubt, dass sie ihn mit dem sanften, nachdenklichen Blick angesehen hatte, den eine Frau für ihren muirneach reservierte … für ihren Liebsten. Und in demselben Augenblick geschah etwas Seltsames mit ihm.
Manchmal, wenn oben in den Hügeln ein Hirsch geschossen worden war, wurde er über den Rücken eines Ponys gelegt, um ihn nach Hause zu bringen. Dann war es die Aufgabe des Gillies, seine Jacke über den Kopf des Ponys zu legen, damit das Tier nicht scheute. Jetzt glaubte Ewan zu wissen, wie sich ein Pony fühlte, wenn die Jacke weggenommen wurde und es plötzlich wieder sehen konnte.
Nachdem er so lange blind dafür gewesen war, erkannte er nun schlagartig, dass er dabei war, sich in seine alte Kontrahentin zu verlieben.
Aber wie konnte das sein? Was für eine unbeständige Kreatur war er nur, dass er innerhalb von wenigen Tagen der Frau untreu geworden war, die sein Herz mehr als ein Dutzend Jahre festgehalten hatte? Und wie konnte er nur so dumm sein, seine Liebe einer Frau zu schenken, die sie niemals erwidern würde?
Claires Stimme drang atemlos und ein wenig scharf in seine verwirrten Überlegungen. "Ich hoffe, das, was Sie mir zeigen wollen, ist die Anstrengung wert."
Er blickte zu ihr hinüber und sah, wie sie sich an einem der Gurte festhielt, mit denen das Bündel auf dem Rücken des Ponys befestigt war. Ihr Gesicht war gerötet und glänzte, und einige Haarsträhnen hatten sich aus ihrer Frisur gelöst und umrahmten ihr Gesicht. Sie sah beinahe aus, als hätte man sie beim Vorspiel zum Liebesakt überrascht.
Bilder von ihnen beiden, wie sie sich lustvoll im Heidekraut wälzten, ließen Hitzewellen durch seine Lenden strömen und brachten die Falten seines Kilts in Bewegung.
Es kostete all seine Selbstbeherrschung, seine Stimme ruhig zu halten, als er ihr antwortete. "Das ist es, ich verspreche es Ihnen. Und nur umso mehr, weil es Anstrengung kostet, dort hinzukommen. Ich schätze, ich brauche Ihnen nicht
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