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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Mackowski
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herrschte Stille.
    »Wie kommt eigentlich Georg damit zurecht, dass du so intensive Beziehungen zu deinen Patienten hast und so viel arbeitest?«, fragte Bruno aus heiterem Himmel.
    Sarah Rosen wurde wütend.
    »Georg? Was soll das? Was hat der damit zu tun?«
    »Tut mir Leid, Sarah«, sagte Karlich. »Ich wollte dich nicht kränken. Ich dachte nur … ich meine …«
    »Bleiben wir bei Patrizia«, sagte Rosen. Normalerweise nannte sie keine Namen und gab keine Details über eine Behandlung preis.
    In ihrem Fall konnte sie eine Ausnahme machen und war nicht an die Schweigepflicht gebunden, denn Patrizia war in Konflikt mit dem Gesetz geraten.
    »Eines Tages kam sie mit einer Packung Rasierklingen in die Stunde, wickelte sie aus und ritzte sich mit einer Klinge in den Handrücken. Ich sah, wie das Blut aus einem hauchdünnen Spalt quoll, der Schnitt war zum Glück nicht tief, denn ich musste mir die Hand natürlich ansehen und ihr ein Pflaster geben. Das war nicht leicht, Bruno, ich hatte Mühe, ruhig zu bleiben. Meine Angst war, dass sie sich das nächste Mal heftiger ritzen würde, um vor meinen Augen eine lebensbedrohliche Situation herbeizuführen. Sie war keine dieser unproblematischen Klienten, die in meiner Praxis erscheinen und wild entschlossen sind, ihr Leben zu verändern. Da läuft die Therapie wie von selbst.«
    Bruno Karlich war inzwischen näher gekommen, hatte sich über den Tisch gebeugt und Sarahs Hand genommen.
    »Immerhin hat die Frau ein Geständnis abgelegt, auch wenn die Fakten darin nicht mit den Fakten übereinstimmen, die wir bisher konstatiert haben.«
    »War sie nervös oder irgendwie auffällig, hat sie stockend oder flüssig gesprochen?«, wollte Sarah wissen.
    »Die war völlig normal, würde ich sagen, geradezu erstaunlich normal.«
    »Keiner, der einen Mord gesteht und glaubhaft ist, verhält sich so«, sagte Rosen. »Vielleicht hat sie das alles nur gespielt?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Das Einzige, was mir zu denken gegeben hat, war, wie sie sich eingeschätzt hat. Als ich wissen wollte, ob sie Schuldgefühle oder Mitleid empfunden hätte mit der Toten, vielleicht sogar Triumph, das ist auch schon vorgekommen bei Leuten, die bei mir ein Geständnis abgelegt haben, sagte sie nur: ›Nein. Ich bin eine dieser Frauen, vor denen sich die Welt fürchtet.‹ ›Wie meinen Sie das?‹, wollte ich wissen. ›Ich bin eben schlecht‹, sagte sie. ›Früher wäre ich sicher als Hexe verbrannt worden.‹«
    »Ach du meine Güte! Die ist da in was reingerutscht, und ich …«
    »Was denn, Sarah, wovon sprichst du?«
    »Patrizia Heral hat anscheinend paranoide Zwangsvorstellungen entwickelt«, sagte Sarah.
    »Kannst du mir das genauer erklären?«
    »Ich vermute, dass sich Patrizia nach der letzten Stunde in die fixe Idee gesteigert hat, sie könnte böse und verabscheuungswürdig sein. Genauer gesagt: Sie ist sauer auf mich gewesen, konnte sich den Zorn nicht eingestehen und hat dann Tötungsfantasien gehabt, die sie auf diese Irene Orlinger verschoben hat. Von der muss Patrizia in den Medien gehört haben. Also sagt sie einfach, dass sie es getan hat.«
    »Du meinst, wir sollen dem Geständnis gar nicht nachgehen?«, fragte Bruno.
    »Genau das meine ich. Außerdem hatte sie in der letzten Stunde von einem Traum erzählt, der von ihrem Double handelte, das sie bekämpfen wollte. Ebenfalls eine Frau mit violett geschminkten Lippen. Überhaupt: dieses ganze Schminkmotiv, das alles muss sie durcheinandergebracht haben. Und noch was, Bruno. Als ich am Tatort war und die Leiche vor mir sah, ist es mir genauso gegangen. Mein Kopf hat verrückt gespielt. Ich dachte, dass ich das alles schon mal gesehen hatte. Vielleicht sogar erlebt, doch ich wusste mit diesen Gedanken nicht recht etwas anzufangen. Aber jetzt. Jetzt weiß ich endlich, warum mir Irene Orlinger so bekannt vorgekommen ist. Es war dieser Traum, der mir noch so präsent war, als hätte ich ihn selbst geträumt.«
    »Davon hast du gar nichts gesagt, Sarah.«
    »Warum auch. Das hätte mir doch sowieso keiner geglaubt. Es war wirklich nur der Traum, von dem mir Patrizia erzählt hatte und der im Nachhinein betrachtet wie eine böse Vorsehung wirkte. Ich bin sicher, dass Patrizia mit der Leiche nicht das Geringste zu tun hat.«
    Bruno hatte aufmerksam zugehört.
    »Ich verstehe«, sagte er, obwohl er mit Sicherheit nicht alles verstanden hatte. Wie hätte sie ihm während eines Essens im Da Pablo zu Lachs und Risotto auch Phänomene wie

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