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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Mackowski
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antwortete François.
    Geruch von gebratenem Fisch schlug ihnen entgegen.
    François sah in die offen stehenden Münder zweier dunkelhäutiger Männer, die Karten spielten. Über der Theke lief der Fernseher.
    Herrenslalom.
    Was ihm bevorstand, lag ihm wie eine gammelige Bulette im Magen.
    »Meinst du, sie taucht wieder auf?«, fragte François.
    »Was fängst du jetzt von Weibern an?« Katzan ging sofort hoch. Die Anspannung riss alte Geschichten auf.
    »Hör zu. Claire hat dich abserviert, weil sie längst den nächsten am Wickel hatte.«
    Der Gedanke, Claire an einen anderen verloren zu haben, war unerträglich.
    »Du hast dir doch längst eine Neue besorgt. Komm schon. Ich kenn dich. Ich weiß alles«, sagte Katzan.
    François schwieg.
    »Geh endlich aufs Ganze! Wenn’s klappt, bist du aus der Scheiße, wenn nicht … was hast du zu verlieren? Denk mal scharf nach, Bruder«, sagte er und stellte das Glas Bier mit einem lauten Knall auf die Theke. »Meinst du nicht, dass du mir was schuldig bist?«
    »Der Kosovo war ein Pulverfass«, sagte François. »Was soll das? Ohne mich hätten sie dich zu Brei gemacht.«
    »Ich hör wohl nicht recht?«, schrie Katzan.
    Das Herrenslalom war zuende, der Wirt hatte den Fernseher ausgeschaltet.
    François fühlte, wie er zu kochen begann.
    »Wer hat dich aus der Scheiße gezogen?«, schrie er zurück. »Ich! Sie wollten dich am Zaun aufspießen, weißt du noch? Sie haben dich mit Macheten bedroht, dir fast den Hals aufgeschlitzt und dir dann frisch zerlegte Arme und Beine unter die Nase gerieben, weißt du das noch?«
    Ein leiser Pfiff ging durchs Lokal.
    »Du hast gewinselt wie ein Hund und wolltest nichts wie weg. Ein lächerlicher Deserteur warst du! Ein Deserteur!«, rief François.
    »Arschloch!«
    Ein Mann mit Glatze und Hosenträgern, der eben noch an einem Tisch gesessen hatte, näherte sich der Theke, um sich das Schauspiel aus der Nähe anzusehen. François schob ihn weg und rutschte mit seinem Ellenbogen auf der Theke in Richtung Katzan.
    »Was hast du gesagt?«
    »Arschloch!«
    »Ich sag dir, dein Hirn, mit deinem Hirn stimmt was nicht. Du warst der Einzige, der noch an die Mission geglaubt hat. Der einzige gottverdammte Idiot in unserer Familie, der dachte, die Nato wollte aus uns Friedensengel machen. Scheiße, Mann. Die Legion, die Familie, das war doch nur noch Farce!«
    Katzan hatte mit der flachen Hand auf den Tresen geschlagen. »Wen interessiert das noch?«
    Der Mann mit Glatze nickte vielsagend. Es war immer noch mucksmäuschenstill in Charly’s Beisl.
    François stand auf, zog langsam den Reißverschluss seiner Lederjacke zu und warf seinem Freund einen abfälligen Blick zu. Katzan begriff nicht. Katzan hatte nie begriffen.
    Die Sekunden schlichen dahin.
    François ließ seinen Blick über die leeren Gläser wandern, dann erst sah er in das Gesicht seines Bruders.
    Katzan lächelte. Wieso brachte er es fertig zu lächeln?
    François stand auf und machte eine Kopfbewegung in Richtung Tür. Er wollte raus jetzt, die Sache hinter sich bringen, und Katzan folgte ihm ohne ein Wort.
    Um zum Anleger zu gelangen, mussten sie durch den Park, vorbei an der Jubiläumskirche. Wie ein breites, fettbäuchiges Schiff thronte sie über der Anlage. Ein öder Platz, obwohl Ratten vorbeiflitzten und schemenhaft Männer zu erkennen waren. Es gab kaum Straßenbeleuchtung.
    Unten auf der Promenade sah François die drohenden Türme der Uno-City. Später erst fiel sein Blick auf zwei Schiffe, das eine trug französische, das andere österreichische Flagge. Ihre Rümpfe schaukelten im Wind. In der Nähe des Hafenrestaurants, kam endlich die MS Jiri zum Vorschein. Das kleine Passagierschiff war vom Donaudelta über Belgrad, Budapest und Bratislava bis nach Wien gefahren und sollte hier für zwei Tage Halt machen. François beobachtete, wie das Schiff kurz vor der Brücke sein Fahrerhäuschen im Rumpf versenkte, um unter der niedrigen Brücke durchzukommen. Bunte Girlanden leuchteten. Noch gute dreihundert Meter vom Anleger entfernt, tönten Stimmen und Musik zum Ufer herüber. Dann kam die Kabine des Kapitäns wieder hoch, und die Stimmen sammelten sich an Deck.
    Das Schiff hatte sein Tempo gedrosselt.
    Ein Mann in langen Stiefeln sprang von Bord, wickelte Seile um die Poller, und die ersten Passagiere, deutsche Touristen, mit Rucksäcken und Taschen bewaffnet, gingen grölend an Land.
    »Also dann«, sagte Katzan, stieß seinem Freund in die Seite und wischte sich die Hand

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