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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Mackowski
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Richtung Brücke. Wieder über das Bullauge, wieder durch die Schiebetür und wieder am Wachmann vorbei.
    »Hast du alles?«, fragte eine bekannte Stimme. Katzan. François hatte keine Lust zu antworten und stieg schweigend in seinen Wagen.
    »Hast du das Zeug, hab ich gefragt.«
    Der Wagen glitt fast lautlos dahin.
    François redete immer noch nicht. Kurz vor einer Baracke hielten sie an.
    »Gib mir die Waffe«, sagte Katzan und klopfte auf die Taschen seiner Jacke.
    »Bist du wahnsinnig?«
    »Du gehst ohne Waffe zu Dimitri, sage ich. Mein Kontaktmann hat seine Prinzipien.«
    »Nein.«
    »Los, her damit!«
    François legte ihm die geladene Skorpion mit dem Lauf nach oben zwischen seine geöffneten Schenkel. Dann stieg er aus dem Wagen.
     
    Dumpf hallten seine Stiefel über den Boden. Er sah nichts, hörte nur, wie Männer durch das Gestrüpp krochen.
    Das Blut war ihn bis in den Hals aufgestiegen. Er fasste mit einer Hand hin und fühlte eine alte Narbe, die jetzt zu brennen begann. Mit der Spitze seines Fingernagels versuchte er das Brennen wegzukratzen, aber das Brennen fraß sich immer tiefer in seine Haut.
    Gespannt blieb er einen kurzen Moment lang stehen und wollte das Gefühl, etwas Katastrophales könnte geschehen, wieder abschütteln. Schwäche, das wusste er, war wie ein Virus, der sich im Körper des Menschen ausbreitete und von einem zum anderen ging. Und diejenigen, die der Schwäche nachgaben, wurden vernichtet.
    Er durfte jetzt nicht nachgeben, nur jetzt nicht schwach werden.
    Er war der beste Mann hier, dachte er, der allerbeste.
     
    Jemand hatte die Barackentür von innen aufgestoßen. François blinzelte. Dann trat er ein. Das Licht, das von einer Taschenlampe kommen musste, zog lange Schatten an den Wänden. Aus dem dunkleren Teil des Raumes hob sich ein Gesicht. Zuerst sah er nur pechschwarzes Haar, kurz darauf eine hohe Stirn, schmale Augenlider und einen stählernen Blick.
    Das war der Mann, der Irene in seiner Gewalt gehabt hatte. Irene, die vor ihm knien musste und die er mit dem Gesicht fast in die Scheiße gedrückt hatte. Das war dieselbe Hand in ihrem Nacken, dieselbe fleischige, widerliche Hand.
    Dimitri Kovac, dachte François.
    Für eine Schrecksekunde fragte er sich, ob ihn Dimitri wohl erkannt hatte. Er tastete nach dem Heroin in seiner Jackentasche. Als der Mann das sah, gab er ein dämliches Grunzen von sich.
    »Das Geld?«, fragte François.
    Das Schwein antwortete nicht. Wieso wollte er die Übergabe hinauszögern?
    »Das Geld«, sagte François, diesmal entschieden lauter.
    »Ausgemacht sind zwei Kilo«, antwortete Dimitri. »Wo ist der Stoff?«
    François zog zum Beweis den Stoff aus der Tasche und händigte ihm ein Kilo aus. »Zuerst die Kohle, dann den Rest.«
    Dimitri Kovac bewegte sich wie in Zeitlupe. Sein Körper machte eine Drehung, seine Finger griffen hinter sich ins Dunkel. Ein Koffer wurde gereicht. Alles schien glatt zu laufen.
    Von weither war das Hupen eines Autos zu hören.
    Dimitri, dachte er, was hatte er nur von Irene gewollt? War Irene in Drogengeschäfte verwickelt?
    François öffnete den Koffer und begann zu zählen.
    Er wusste: Nur wenige Meter von ihm entfernt wartete die Polizei. Wenige Sekunden noch, und der Spuk wäre vorüber.
    Wahnsinn! Die Typen hatten den Koffer präpariert.
    Oben lagen ein paar Geldscheine, darunter nur Papier.
    »Merde!«
    Plötzlich ein ohrenbetäubender Knall. François fühlte einen Stich in seiner Brust und duckte sich. Wo eben noch Dimitri gestanden hatte, musste ein Molotow-Cocktail in die Luft gegangen sein. Innerhalb von Sekunden breitete sich von der Explosionsstelle ein Flammenmeer aus.
    François robbte in Richtung Tür, öffnete seine Jacke und griff nach dem unteren Teil seines Pullovers, den er sich vor den Mund hielt. Dann richtete er sich auf, tastete mit der linken Hand die Klinke und warf die Tür auf.
    Ein großer Mann im Overall fing ihn auf und zerrte ihn zur Seite.
    Wenige Sekunden später stand die ganze Baracke in Flammen.
    »Wo ist dieses Schwein? Dimitri Kovac, habt ihr ihn?«, schrie François und spürte, wie ihm Metall die Haut zerschnitt. Der Mann hatte ihm Handschellen angelegt.
    »Was soll das? Der Typ ist über alle Berge, wenn wir jetzt nicht schneller machen!«, brüllte François.
    »Wir? Was heißt denn hier wir?« Der Bulle sah ihn abschätzig an.
    Einer der Schäferhunde, die das Gelände nach Stoff absuchten, kam angelaufen und schleckte François mit seiner Zunge über die

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