Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Mackowski
Vom Netzwerk:
wiederfinden.
    »Durst, verdammt noch mal.«
    Seine Faust holte zu einem zweiten dumpfen Schlag aus. Totenstille. Niemand zu sehen. Scharren. Dann Schlurfen. Endlich.
    Ein Wärter kam, drückte sein rechtes Auge gegen die Scheibe und nickte. François wich zurück, strich mit beiden Händen sein Hemd glatt, taumelte, fühlte ein Stück Papier in seiner Brusttasche. Die Visitenkarte von Dr. Rosen, die den Männern, die ihn gefilzt hatten, entgangen war. Dann sank er ohnmächtig nieder.
    Eine dunkle Stimme weckte ihn. Ein Lichtstreifen stach messerscharf in sein Auge. Anfangs war die Umgebung mit keiner Wirklichkeit zusammenzubringen. François sah zwischen den Beinen des Wärters hindurch in einen aschgrauen Hof.
    Wo war er?
    Das Lichtmuster, das ihn verwirrte, nahm eine grauenvolle Bedeutung an. Er hatte seine Chance verpasst. Er hatte alles vermasselt. Dann kam das Licht, ein intrigantes Wesen, näher und näher.
    Die Tür fiel ins Schloss.
    Am Boden stand ein Becher Wasser. Aus der Ferne das Gemurmel schlafloser Insassen. François schloss die Augen und sah Irene. Wie sich ihr Mund über seinen Schwanz hergemacht hatte. Was wusste er von dieser Frau? Dass ihre Haut hell und weich war, ihr Gang stolz. Dass sie nichts von ihm wollte? Wie sie ihn angesehen hatte!
    François stieß mit dem Fuß gegen den Becher und starrte eine Ewigkeit in die kleine Pfütze auf dem Boden. Merde!
    Er musste es noch mal versuchen und schrie wieder. Jetzt fiel ihm Vera ein. Sie war die Einzige, die diesen Dreckskerl gesehen hatte, die Einzige, die Dimitri Kovac begegnet war.
    »Kann ich mal telefonieren?«, fragte François, als der Fettwanst wieder kam und die Luke öffnete.
    »Mal sehen«, sagte er.
    François stierte auf die Wand.
    »Bitte!«, sagte er zum zweiten Mal. Er wusste: Ein Anruf unter Aufsicht war gestattet.
    »Vier Minuten, und nicht länger«, entgegnete der Wärter.
    Wenig später kam er mit einem Mobiltelefon zurück.
    »Hier!«
    »Gutes Herz oder schlechtes Gewissen?«, fragte François und ließ seine Finger eine Weile lang über die Tasten des Telefons schweben. Dann wählte er die Nummer der Taxizentrale.
    »Warum sollte ich ein schlechtes Gewissen haben?«, fragte der Wärter.
    »Weiß nicht«, sagte François und hatte plötzlich keine Lust mehr, den Alten platt zu machen.
    »Verbinden Sie mich mit Vera Kirchner!«
    Zuerst hörte er nur die Funkerstimmen in ihrem Auto, dann das Rauschen der Standheizung. Vera war bestimmt eingenickt. Ihre verschlafene Stimme brachte nur ein langgezogenes Jaaaa? raus.
    »Bist du beschäftigt?«, fragte François.
    »Nicht besonders. Nachtschicht, wenig Kunden«, sie gähnte, »und du?«
    »Hör zu, Vera, ich bin im Knast.«
    Am anderen Ende der Leitung blieb es lange still.
    »Du bist was?«, fragte sie.
    »Hab nicht viel Zeit zum Reden.«
    François schüttelte das Mobiltelefon und dachte, dass die Verbindung gekappt wäre. »Vera? Hallo? Bist du noch da?«
    »Das letzte Mal dachte ich, du krepierst«, sagte sie in aller Seelenruhe. »Erzähl schon«, und dann nieste sie in den Hörer. »Mieses Klima in Wien!«
    »Sie glauben, dass ich Irene ermordet habe. Die Frau vor dem Hotel, erinnerst du dich?«, fragte er.
    »Ob ich mich erinnere? Du hast mich doch abserviert wegen der, außerdem will Faktum darüber eine Geschichte. Klar, ich hab die Frau in der Pathologie wieder gesehen. Aber warum verdächtigen sie dich?«
    François sah ihr dunkles, erstauntes Gesicht vor sich, stellte sich vor, wie sich ihr Oberkörper aufrichtete, sie den Sitz wieder hochstellte, in dem sie eben noch gedöst hatte.
    »Weil ich zuletzt mit Irene gesehen worden bin.«
    Das andere Ende der Leitung war wieder wie tot.
    »He!«
    »Ja.«
    »Ich war das nicht, verdammt. Ich bin unschuldig. Der Mann, der Irene Orlinger in seiner Gewalt hatte. Denk mal nach, der Typ könnte es gewesen sein. Der Sack ist jetzt weg mit der halben Ladung Stoff.«
    »Waaaaas? Mit welchem Stoff?«
    »War ein Drogendeal am Mexikoplatz, inszeniert von der Wiener Kriminalpolizei. Bitte, Vera, ich erklär dir alles. Später!«
    Vera seufzte. »Na schön.«
    »Hast du den Typen noch vor Augen?«, versuchte er es wieder. »Weißt du überhaupt, wen ich meine?«
    »Diesen Schönling?«
    »Ja. Glaubst du, dass du den auftreiben kannst?«
    Die Gefängnisgeräusche hatten inzwischen einen nervtötenden Ton angenommen. François hielt sich mit einer Hand das linke Ohr zu, um Vera auf dem rechten besser verstehen zu können. Jemand pinkelte,

Weitere Kostenlose Bücher