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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Mackowski
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die Leiche umgezogen haben muss. Außerdem befinden sich Blutspuren und dunkle Haare auf der Kleidung.«
    Sarah Rosen hatte Mühe, den Triumph in ihrer Stimme zu unterdrücken. »Sehr gut. Das bringt uns ein erhebliches Stück weiter. Der Täter muss also tatsächlich gewusst haben, dass Irene nachts joggen geht, aber von wem stammen das Blut und die fremden Haare?«
    »Das lassen wir gerade überprüfen«, erklärte Karlich. »Übrigens konnten wir den Mann verhaften, der Irene Orlinger vor ihrem Tod bedroht hat. Als wir ihn zum Mordfall vernehmen wollten, hat er jede Auskunft verweigert. Auskunftsverweigerungsrecht, sagte er bloß. Klang wie auswendig gelernt. Dimitri Kovac konnte übrigens bestätigen, dass François Satek kein Mitglied des ORTIS-Kartells ist.«
    »Wie sicher ist das?«, fragte Sarah Rosen.
    »Wir glauben ihm. Er hätte keinen Grund, ausgerechnet François zu entlasten. François ist also frei!«
    Karlich schnaubte ins Telefon.
    »Habt ihr für Polizeischutz gesorgt?«, fragte Sarah.
    »Wieso Polizeischutz? Der Mann ist doch Legionär.«
    »Ist er nun frei oder nicht?«, fragte Sarah noch mal.
    »Herrje, ja doch. Morgen früh um zehn haben wir ihn als Zeugen in der Sache Orlinger geladen. Ich hoffe, dass er sich zur Verfügung hält und genau beschreiben kann, was vor dem Hotel Orient passiert ist, vor allem, warum er in diese dubiose Drogengeschichte verwickelt wurde.«
     
    Wie auf Wolken schwebend ging Sarah zur Garderobe und hüllte sich in ihren Fischgrätmantel. François war unschuldig, das hatte sie gleich gewusst. Zufrieden mit sich und der Welt ging sie nach draußen und blieb noch eine Weile vor dem Musikverein stehen. Der zweite Teil des Konzerts hatte gerade begonnen. Ein Wirbel von tiefen Klaviertönen drang an ihr Ohr.
    »Morgen um zehn«, flüsterte Sarah Rosen und beschloss, in aller Ruhe zu Fuß nach Hause zu gehen.

23
    S IEBEN U HR . Der Radiowecker brachte gerade die Lottozahlen. François wachte verkatert auf, würgte mit geschlossenen Augen den Ton ab und steckte sich noch im Bett eine Zigarette an.
    Eine dreiviertel Stunde bis zur Vernehmung.
    Er dachte an Katzan. Zum x-ten Mal hatte er versucht, ihn zu erreichen. Vergeblich. Niemand meldete sich. Er war kein Mörder, dachte er. Schon gar kein Dealer.
    Er hatte seine Ideale. Und seinen Stolz.
    Die Zigarette schmeckte nicht. François drückte sie halb angeraucht aus. Dann knipste er das Licht an und wählte Katzans Nummer. Das Handy spielte ihm wieder nur die Mailbox vor. Er wollte sich eine Strategie zurechtlegen, aber nichts von dem, was er sich überlegte, ergab Sinn. Vielleicht war Katzan bei seiner Mutter untergetaucht? Sollte er etwa in den zweiten Bezirk fahren und sie ausfragen?
    Dieser Deal, in den er verwickelt worden war, hatte nicht funktioniert, aber vielleicht sollte er ja auch gar nicht funktionieren.
    Von wegen fingiert! Warum hatte die Polizei nichts von ihm gewusst? Wieso hielten sie ihn für einen Dealer? War es möglich, dass Katzan in eine Falle gegangen war? In eine ausgeklügelte Polizeifalle? Oder ist da was schief gelaufen? Auch Bullen sind bestechlich, dachte François. Auch Bullen arbeiten für die Mafia.
    Ab jetzt wollte er auf der Hut sein und die richtigen Fragen stellen, falls es überhaupt dazu kommen würde. Sie hatten ihn zwar vorgeladen, würden aber sicher nichts durchsickern lassen.
    François rieb sich das Gesicht.
    Er müsste sie irgendwie provozieren, irgendwie dazu bringen, ihn in die Ermittlungen mit einzubeziehen, aber wie? Er war immer noch nicht aus dem Schneider. Wollte er die Polizei endgültig von seiner Unschuld überzeugen, musste er den Schmugglern selbst auf die Schliche kommen.
    François sah auf die Uhr.
    Für eine Dusche war keine Zeit mehr. Dröhnender Schmerz in seinem Kopf. Zwei Zeilen Rimbaud.
     
    Nous avons foi au poison.
    Ich setze mein Vertrauen auf das Gift.
     
    Zu viel gesoffen gestern.
    François stieg über einen Stapel zerdrückter Jeans und schleppte sich in die Küche. Er öffnete den Kühlschrank. Im Kühlschrank war nichts außer einer Flasche Bier. François schloss die Tür und trank Wasser aus der Leitung. Das war sein Frühstück. Dann hielt er seinen Kopf unter den kalten Strahl und ging sich sorgfältig rasieren. Er war nervös und musste aufpassen, damit er sich nicht in den Hals schnitt. Heute sollte alles perfekt sein. Perfekt und ordentlich. Anziehen! Das gebügelte Hemd aus der Reinigung fühlte sich steif an, die Stoffhose auf der Haut

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