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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Mackowski
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hier?«
    »Sarah!«
    Bruno hatte ihr beruhigend über die Wange gestreichelt.
    »Willst du denn gar nicht verstehen, was passiert ist?«
    »Das ist es ja«, sagte Karlich. »Passiert ist so gut wie gar nichts, das hat sich doch alles nur in Patrizias Kopf abgespielt.«

31
    D IE S PORTTASCHE IN EINER H AND , in der anderen eine warme Pappschachtel, aus der es nach würzigem Fleisch roch, drückte Semir mit dem Ellenbogen die Türklinke zum Präsidium runter, stolperte und ließ den ganzen Krempel zu Boden fallen.
    Zwiebelringe und eine plattgedrückte Boulette mit Ketchup kullerten bis vor das Zimmer von Karlich.
    Prompt öffnete sich die Tür.
    »Wollten Sie zu mir?«, fragte der Boss, der wie jeden Samstag im Büro saß.
    »Ähm, nicht direkt, oder sagen wir … in fünf Minuten?«
    Semir bückte sich, um die Reste seines Burgers zusammenzusammeln.
    »Bei mir?«, murmelte er.
    Bruno Karlich nickte kurz und schloss heftiger als notwendig gewesen wäre die Tür.
    Die nächsten Minuten verbrachte Semir damit, diverse Nachrichtenzettel, die auf seinem Schreibtisch lagen, durchzugehen. Vor ihm der Befund des Pathologen.
    Tod durch Erhängen stand da.
    Semir drehte eine Runde auf seinem Stuhl herum und schlug mit den Handflächen auf seinen Schreibtisch.
    Tod durch Erhängen? Das ist seltsam, dachte er. Äußerst seltsam.
    Mord oder Selbstmord? Beides war möglich.
    Dann blätterte er in der Akte und überflog die Vermisstenanzeige. Claire Raquin: blond, 1,73 m groß, schlank, zuletzt gesehen am 15. September im Quartier Corbusier.
    Aber wie war diese Claire ausgerechnet nach Wien gekommen, und was wollte sie hier? Claire Raquin und Irene Orlinger. Zwei junge blonde Frauen, die denselben Liebhaber hatten: François Satek, grübelte Semir. Der Mann hat garantiert Feinde.
    Semirs Gedanken flogen hin und her.
    Selbstmord wollte er ausschließen. Eine Frau, die sich erhängt? Unwahrscheinlich. Also: Wer war der Mörder von Claire Raquin? Ein Serienkiller, derselbe, der auch Irene umgebracht hatte? Oder handelte es sich nur um einen Trittbrettfahrer? Vielleicht waren die beiden Frauen der Mafia in die Quere gekommen und diese alberne Rose nur ein Ablenkungsmanöver? Oder hatte Claire Raquin als verdeckte Ermittlerin für Leo Schmidt gearbeitet? Sie und Katzan kannten sich schließlich. Aber von wem, tüftelte Semir, von wem war sie schwanger?
    Vielleicht sollte er darüber mit Sarah Rosen sprechen? Doch dann wählte er instinktiv Veras Nummer. Er hatte sie am Tatort vermisst. Ihre Zeitung musste doch von der Sache Wind bekommen haben.
    Semir stierte in die Luft und wartete.
    Nach siebenmal Läuten ging Vera endlich ran und meldete sich mit den Anfangstakten einer alten Jazznummer.
    »Vera! Du bist doch nicht etwa verknallt?«
    »Und Sie? Soviel ich weiß, gehört diese Journalistin nicht zum Morddezernat, also Vorsicht mit den Medien«, sagte Karlich, der plötzlich dicht neben ihm stand. »Die Sache mit Dimitri Kovac ist eine wackelige Angelegenheit. Wer weiß, ob sich nicht auch Vera Kirchner von irgendwem schmieren lässt.«
    Semir legte demonstrativ auf und deutete auf das Tonbandgerät.
    »Hören Sie sich das an«, sagte er ruppiger als sonst.
    Karlich warf ihm einen fragenden Blick zu und drückte auf Start.
    Es knisterte. Dann eine butterweiche Stimme mit russischem Akzent.
    Ich verschwende meine Zeit mit Ihnen.
    »Das ist doch Marian«, sagte Karlich erstaunt.
    Semir nickte betreten.
    Wir wollten den Kopf vom ORTIS-Kartell, erinnern Sie sich?
    Danach die Stimme von Leo Schmidt.
    François Satek, ich weiß. Wir sind dicht dran, keine Sorge.
    Dann wieder Marian.
    François Satek?
    Pause.
    Der ist doch nicht von ORTIS!
    Ein Zug donnerte vorbei.
    Karlich stoppte das Band und spulte zurück. Start.
    François Satek? Der ist doch nicht von ORTIS!
    »Hört sich an wie in einer Bahnhofshalle«, sagte der Kommissar. »Vielleicht hat der sich längst aus dem Staub gemacht.«
    Das war eine groß angelegte Razzia. Aus meiner Sicht ist das Ding einigermaßen gut über die Bühne gegangen, und wir haben dem ORTIS-Kartell einen ordentlichen Denkzettel verpasst.
    Pause.
    Schmidt war aufgeregt, seine Stimme atemlos.
    Ich weiß, dass mein V-Mann seine Provision schon kassiert hat. Was ist mit meinem Anteil?
    Stopp.
    Karlichs Unterlid zuckte. Er senkte den Kopf und drückte sich die Mittelfinger gegen die grauen Schläfen.
    »Aber – das ist ja ungeheuerlich!«
    Start.
    Fassungslos verfolgte er den Schlagabtausch zwischen Marian und

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