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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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und sich dabei stets streng an die örtlichen
Bauvorschriften gehalten und nicht an die meist sehr viel strengeren Normen,
die in entwickelten Ländern galten. Und dies nicht nur mit Wissen, sondern auf
ausdrückliche Weisung Ron Hendersons. Der amerikanische Wirtschaftsminister
schien das Lieblingsthema zahlloser Foren in allen möglichen Sprachen zu sein.
Fast überall ging es um seine angeblichen oder nachgewiesenen Missetaten, bei
denen es immer nur ein Ziel gab: höheren Profit.
    Da ich schon einmal vor dem Monitor saß, hatte ich mich bei Facebook
angemeldet. Meine stille Hoffnung war, das Studium von Louises Profil würde mir
die Antwort auf die Frage liefern, für wen sie seit Neuestem die Pille nahm.
Aber meine Tochter teilte die meisten Informationen über sich nur mit ihren
Freunden. Und Facebook schien mich nicht zu ihren Freunden zu zählen. Ein klein
wenig hatte mich wohl auch die Angst vor dem PC festgehalten, ich könnte in
meinem Büro auf jemanden treffen, der heute Morgen vermutlich nicht allzu gut
auf mich zu sprechen war.
    Da es nichts weiter zu besprechen gab, löste ich die kleine Versammlung
auf und begleitete meine Leute hinaus, um Liebekind Bericht zu erstatten. Der
hatte auch schon von der Demonstration gehört und den Kommentar gelesen.
Außerdem hatte er Neuigkeiten betreffend David Hinrichs.
    Â»Angeblich ist er vergangene Nacht in Mannheim gesichtet worden«,
sagte er. »Eine Streifenwagenbesatzung will ihn erkannt haben.«
    Weshalb die Meldung auf seinem Schreibtisch gelandet war und nicht
auf meinem, wusste er auch nicht. Jedenfalls war Hinrichs, sollte er es
wirklich gewesen sein, schon wieder verschwunden. Beim Anblick der Polizisten
war er um die nächste Ecke gebogen und hatte sich Sekunden später in Luft
aufgelöst.
    Â»Heute habe ich das Gespräch mit diesem Herrn Stober«, berichtete
ich.
    Â»Das ist gut«, sagte Liebekind und sah auf die Uhr. »Sehr gut. Haben
wir sonst noch etwas?«
    Einen weiteren Aufschub verschaffte mir Sönnchen. Sie telefonierte,
als ich mein Vorzimmer wieder betrat.
    Â»Grad kommt er rein, Frau Vangelis«, sagte sie und reichte mir mit
herzlichem Lächeln den Hörer.
    Meine Erste Kriminalhauptkommissarin erläuterte mir zerknirscht, es
gebe immer noch Probleme. Das Programm ihres computerbegabten Cousins
funktionierte nicht wie gewünscht.
    Â»Im Lauf des Tages, hoffe ich …«
    Ich beruhigte sie. Erkundigte mich nach ihrem kleinen Sohn, der
wuchs und gedieh, dass es eine Freude war. Führte ein Fachgespräch über
Kindererziehung und die Schwierigkeiten, die es mit sich brachte, zugleich
Mutter und berufstätig zu sein. Verabschiedete mich herzlich und ausführlich.
Plauderte noch ein wenig mit Sönnchen über Kirchenmusik und die
Herausforderungen des Kanonsingens.
    Dann gab es keinen weiteren Aufschub mehr. Ich musste hinein, in
mein Büro, das mir im Augenblick eher wie die Höhle einer schlecht gelaunten
Löwin vorkam. Einer wütenden und sehr verletzten Löwin.
    Â»Es tut mir leid«, waren meine ersten Worte, nachdem ich die Tür
sorgfältig hinter mir geschlossen hatte. »Ich hätte mich nicht …«
    Sie war gar nicht da.
    Â»Frau Guballa ist nach Worms gefahren«, rief Sönnchen in meinem
Rücken. »Sie kommt wahrscheinlich erst morgen wieder ins Büro.«

34
    Kurz vor dem Mittagessen tauchte Rolf Runkel auf. Seine
zerknitterte Miene ließ mich fürchten, dass er wieder einmal nicht allzu viel
zustande gebracht hatte.
    Â»Es ist schwierig«, erklärte er mit großer Geste.
    Beim Kollegen Runkel war fast alles schwierig.
    Â»Diese Chaoten reden einfach nicht mit einem von der Polizei.«
    Â»Hat Jakoby denn wirklich nur Chaoten gekannt?«
    Â»So sieht’s aus. Ich hab mit seinem Vater telefoniert. Er wohnt in …« Er musste den Namen des Örtchens ablesen. »… in Herrieden. Das ist im Fränkischen.
Die Frau ist vor Jahren gestorben. Eine Kuh hat sie irgendwie … So ganz hab
ich’s nicht verstanden, ehrlich gesagt. Später hat der arme Mann den Hof
verkaufen müssen und seinen Sohn allein durchfüttern. Der ist damals fünfzehn
gewesen und mitten in der Pubertät, und so ein Bauernhof, ich weiß, was das für
einen Haufen Arbeit macht. Mein Cousin in Walldürn oben, was der immer am
Schimpfen ist …«
    Â»Herr Runkel«, fiel ich ihm ins

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