Die falsche Frau
entlassene Sträflinge, voll die Asis â¦Â«
»Und er hat persönlich angeordnet, dass sie keine Kompromisse machen
sollen. Wer sich zu nah rantraut, wird umgelegt. Die haben sogar Frauen erschossen,
mit Kindern an der Hand â¦Â«
»Also jetzt entschuldigt mal, Mädels. Das glaube ich einfach nicht.
Dass die Amerikaner sich im Irak nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben, weiÃ
jeder. Und von diesen sogenannten Sicherheitsfirmen habe ich auch schon gehört.
Aber das, was ihr mir hier auftischt, kommt mir doch etwas übertrieben vor.«
Doch die Zwillinge blieben hartnäckig.
»Er hat den Befehl gegeben, dass auf alles geschossen wird, was sich
bewegt«, erregte sich Sarah. »Und darum hat er doch wohl die Verantwortung! Er
ist schuld, oder nicht?«
»Jetzt mal langsam, bitte.« Es war Zeit, die Diskussion in ruhigere
Bahnen zu lenken. »Ich weiÃ, das Internet ist eine tolle Sache. Aber man darf
wirklich nicht alles unbesehen glauben, was man da liest.«
»WeiÃt du, wie viel der bei seiner Firma verdient?«, fragte Louise
mit grimmigem Blick, ohne auf meinen Einwand einzugehen.
»Verdient hat. Meines Wissens hat er seinen Vorstandsposten
aufgegeben, als er Minister wurde.«
»Siebzehn Millionen!«
»Dollar!«
»Fast eineinhalb Millionen im Monat!«
»Das ist eine Menge. Aber viele Manager verdienen heutzutage so viel
und sogar noch mehr.«
»Das sind fast zehntausend Dollar in der Stunde, haben wir ausgerechnet.
So viel kann doch kein Mensch arbeiten!«
»Der Typ könnt sich jeden Tag ein neues Auto kaufen! Jeden!«
»Krank ist das«, zischte Louise zornig. »Total krank und fies und
supermegaungerecht.«
Zum Stichwort Ron Henderson fand Google in 0,17Â Sekunden
etwas über zwei Millionen Informationsquellen im weltweiten Netz. Meine Töchter
waren losgezogen, nachdem sich ihre Empörung ein wenig gelegt hatte, um sich
mit irgendwelchen Freundinnen zu treffen. Ich hatte mir ein Glas Rotwein
eingeschenkt und mich vor den PC gesetzt mit dem Vorsatz, mich ein wenig über
den Mann zu informieren, der die beiden in solche Aufregung versetzte. Aus den
geplanten fünfzehn Minuten wurden dreieinhalb Stunden.
Ron S. Henderson kam neunzehnhundertachtundvierzig in Houston,
Texas, zur Welt. Sein vollständiger Vorname lautete Ronald Sebastian Frederic.
Der Vater, Jesse Henderson, war Besitzer einer kleinen Baufirma, der Henderson
Buildings. Die Mutter Felicity, geborene Miles, Hausfrau, religiös bis in die
Haarspitzen, war sozial eifrig engagiert. Neben Ron hatten die beiden noch drei
weitere Kinder. Die Eltern waren nicht reich, hatten es aber doch zu solidem
Wohlstand gebracht.
Nach Primary School und High School in Houston besuchte der
zweitälteste Sohn der Familie die Phillips Academy in Andover, Massachusetts.
Dort kreuzten sich seine Wege zum ersten Mal mit denen eines gewissen George
Walker Bush, auf dessen zukünftige politische Karriere damals niemand auch nur
einen Cent gewettet hätte. Die beiden heranwachsenden Männer freundeten sich an
und wurden mehr als einmal wegen wüster Saufgelage und anschlieÃend verübter
kleinerer Untaten verwarnt. Vermutlich hatte nur der Einfluss von Bush senior
verhindert, dass die beiden Früchtchen bald wieder von der Eliteschule flogen.
Im Alter von neunzehn Jahren machte Henderson als Jahrgangsbester seinen Master
of Business Administration.
AnschlieÃend trat er in die Firma seines Vaters ein. Anfangs
fungierte er dort als persönlicher Assistent des Alten und als Jüngelchen für
alles. Bald war er jedoch schon allein verantwortlicher Chef, da Jesse
Henderson einen Schlaganfall erlitt. Unbestätigten Gerüchten zufolge in einem
teuren Hotelbett, das er mit gleich zwei Callgirls teilte. Der Alte â damals
schon weit über sechzig â durchlief eine langwierige und teure Rehabilitation,
litt jedoch dennoch unter massiven Sprachstörungen, sodass er sich aus dem
Berufsleben zurückziehen und die Verantwortung für seine Firma endgültig an den
Sohn abgeben musste.
Ron Henderson machte sich nicht schlecht als umtriebiger und
ehrgeiziger Chef des mittelständischen Bauunternehmens. Die Gewinnkurve zeigte
bereits im folgenden Jahr einen deutlichen Knick nach oben. Nur zwei Jahre nach
Beginn seiner Managerkarriere übernahm die Henderson Buildings einen fast
dreimal gröÃeren Konkurrenten, der damals
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