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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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zweitens kannst du ja dann zu den Demos
gehen, von denen es mehr als genug geben wird.«
    Ihre Rechte suchte unbewusst nach Zigaretten und fand keine.
    Ich legte den Arm um ihre nackte Hüfte und wollte sie an mich
ziehen. Aber sie bockte.
    Â»Theresa, bitte. Der Kerl ist es doch nicht wert, dass wir uns
streiten …«
    Â»Ich will mich aber streiten«, zischte sie. »Es macht mir Spaß, mich
zu streiten!«
    Eine Weile schwiegen wir verstockt vor uns hin.
    Schließlich sah sie mir ins Gesicht. »Weißt du eigentlich, wie viel
er verdient hat, als er noch Boss der HBC war?«
    Â»Siebzehn Millionen Dollar im Jahr. Bei zweihundert Arbeitstagen
sind das fünfundachtzigtausend pro Tag. Man hat mich schon aufgeklärt.«
    Nun war sie doch ein klein wenig überrascht.
    Â»Herrgott, Theresa!«, sagte ich begütigend. »Wenn du jeden Manager,
der so viel verdient, ins Gefängnis sperren wolltest, dann müssten wir eine
Menge Mörder und Vergewaltiger freilassen.«
    Â»Sag doch mal ehrlich, findest du das nicht auch pervers?«
    Â»Natürlich ist es pervers. Meine Töchter finden es außerdem noch
fies und krank und ekelerregend.«
    Â»Deine Töchter sind mir sehr sympathisch.«
    Â»Ich heute offenbar nicht. Wenn du jetzt nicht sofort aufhörst mit
dem Thema, dann gehe ich und besaufe mich irgendwo. Irgendwo, wo es hübsche
junge Frauen gibt, die sich kein bisschen für Politik interessieren …«
    Es gelang mir mit knapper Not, ihrer Kopfnuss auszuweichen. Kurz
darauf kugelten wir auf unserer Matratze herum, keilten und schubsten, kniffen
und knufften, und dann waren wir plötzlich sehr still und sehr zärtlich.
    Â»Ich hasse ihn«, erklärte Theresa, als wir uns zwei
Stunden später ankleideten. »Ich hasse deinen Mister Henderson aus tiefster Seele.
Weil er für ein Wirtschaftssystem steht, das uns vor Kurzem um ein Haar in den
Abgrund gerissen hätte. Das Zigtausende ins Elend gestürzt hat.«
    Â»Wie oft soll ich es noch sagen: Er ist nicht mein Mister Henderson.« Ich atmete tief durch, schloss meinen Gürtel und mäßigte
meine Stimme. »Für mich ist der Mann einfach nur irgendein ausländischer
Politiker, auf den ich von Berufs wegen aufzupassen habe, verstehst du? Das
heißt nicht, dass ich seine Meinungen oder seine Methoden oder sein Einkommen
irgendwie gut finde. Das heißt einfach nur, dass ich den Job mache, für den ich
am Ende des Monats mein spärliches Gehalt überwiesen kriege.«
    Â»Bei Frauen nennt man das Prostitution.«
    Â»So.« Ich zog meinen Mantel an. »Mir reicht’s. Schönen Abend, Frau
Liebekind. Grüßen Sie Ihren Mann von mir, wenn er morgen wiederkommt.«
    Glücklicherweise war ich schon fertig angezogen, während sie noch in
Designerunterwäsche steckte und an ihren teuren Strümpfen herumfummelte.
    Ich knallte die Tür hinter mir zu.
    Â»Alexander!«, hörte ich noch, als ich die Treppe hinuntersprang mit
dem festen Vorsatz, die Susibar aufzusuchen und mich wirklich zu betrinken.
    Am Samstagmorgen waren die Zwillinge, die an Wochenenden
üblicherweise vor Mittag nicht aus den Betten zu locken waren, um Punkt halb
neun wach. Die Bescherung hatte ich auf dem Küchentisch aufgebaut, mit allen
Kerzen, die ich in der Wohnung hatte finden können, und einem riesigen Strauß,
den ich in einem Blumengeschäft an der Rohrbacher Straße besorgt hatte, das praktischerweise
schon um acht öffnete.
    In der Tür blieben die beiden kurz stehen, um die Inszenierung mit
glänzenden Augen zu betrachten. In ihren völlig identischen Pyjamas wirkten sie
plötzlich wieder sehr klein und schutzbedürftig.
    Â»Herzlichen Glückwunsch«, sagte ich ein kleines bisschen gerührt und
umarmte sie in der Reihenfolge ihrer Geburt – erst Sarah, dann Luise.
    Â»Danke, Paps«, sagten sie artig und küssten mich links und rechts.
    Â»Ab heute dürft ihr ganz legal bis Mitternacht in Discos herumhängen.«
    An die Lampe hatte ich ein Banner gehängt, auf das ich mit dickem
    Filzschreiber riesengroß die Zahl 16 gemalt hatte. Leider hatte es die dumme
Eigenschaft, sich bei jedem noch so kleinen Luftzug selbst zusammenzufalten,
sodass ich es dreimal wieder zurechtbiegen musste, während meine Töchter daran
gingen, andächtig ihre Geschenke auszupacken und sich gebührend zu freuen.
    Balke hatte recht

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