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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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»Was ist Ihr Plan?«
    Â»Wir werden unsere Sicherheitsmaßnahmen weiter verstärken. Und wir
erwarten von unseren Freunden, dass sie uns dabei in jeder Hinsicht und mit
aller Kraft unterstützen.«
    Â»Klingt gut«, versetzte sein Kontrahent mit bösem Grinsen. »Aber was
heißt das genau?«
    Hier bahnte sich offenbar ein Kompetenzgerangel an.
    Â»Das werden Sie zu gegebener Zeit erfahren«, erklärte Sneider
distanziert. »Derzeit warte ich auf Analysen und Anweisungen aus Washington.
Anschließend werden wir über unsere nächsten Maßnahmen entscheiden und Sie über
unsere Beschlüsse in Kenntnis setzen.«
    Â»Ich mache Sie vorsorglich darauf aufmerksam, dass Sie sich hier
nicht auf US-amerikanischem Boden befinden.« Von Lüdewitz klang plötzlich sehr
amtlich. »Ihre Leute haben hier keinerlei polizeiliche Befugnisse, wie Ihnen
sicherlich bewusst ist.«
    Sneider sah mit unbewegter Miene an ihm vorbei und machte sich nicht
einmal die Mühe einer Erwiderung.
    Â»Sie sind hiermit informiert, meine Damen und Herren«, sagte er
stattdessen in die Runde. »Ich erwarte in Kürze weitere und aktuellere Fotos
von Abu Thala. Diese werden unverzüglich an Sie weitergeleitet. Wir gehen davon
aus, dass unseren Freunden Mister Hendersons Sicherheit ebenso am Herzen liegt
wie uns.«
    Â»Hier wird niemandem ein Haar gekrümmt«, versetzte von Lüdewitz, der
mir von Sekunde zu Sekunde sympathischer wurde. »Es sei denn, durch Mitarbeiter
deutscher Sicherheitskräfte. Sie dürfen darauf vertrauen, dass Sie sich hier
nicht in einer Bananenrepublik aufhalten. Und vielleicht erlauben Sie mir an
dieser Stelle den Hinweis, dass in unserem Land – im Gegensatz zu anderen –
bisher nicht ein einziger islamistischer Terroranschlag geglückt ist. Und dass
dieser Umstand gewiss nicht nur dem Glück geschuldet ist.«
    Sneider nickte ihm zu wie ein Lehrer einem Schüler, dessen Bemerkung
zu dämlich ist, als dass sie eine Antwort wert wäre, und zog die Stecker von
seinem überbreiten Laptop.
    In meinem Vorzimmer erwartete mich ein älteres, streng
dreinblickendes Ehepaar. Die beiden mochten um die siebzig sein. Die Frau war
weißhaarig mit einem leichten Stich ins Gelbliche, das Gesicht blass und rund.
Der Mann hatte ein Pferdegesicht, einen krausen Haarkranz und trug einen Walrossschnurrbart
von undefinierbarer Farbe. Nach seiner gequälten Miene zu schließen, war die
Frau bei diesem Überraschungsbesuch die treibende Kraft gewesen.
    Â»Die Herrschaften …«, begann Sönnchen zu erklären.
    Â»Wir sint hier weken Herrn Prochnik«, erklärte die Frau würdevoll.
Beide trugen graue Wollmäntel und festes Schuhwerk, als wären sie auf dem Weg
zu einer Wanderung im Odenwald. »Wir hapen eine Aussake zu machen!«
    Der Mann, zwei Köpfe größer als seine Angetraute, nickte mit
säuerlicher Miene. Sönnchen verzog indigniert den Mund.
    Â»Gehen wir doch in mein Büro«, schlug ich vor.
    Â»Frau Nebuscheit sagte uns, Sie interessieren sich dafür, mit wem
Herr Prochnik Umgank hatte«, fuhr die Frau fort, als wir Platz genommen hatten.
    Â»Wir heißen Bach«, erklärte der Mann mit verlegenem Lächeln. »Wie
der mit dem Wohltemperierten Klavier.«
    Â»Der Name Nebuscheit sagt mir leider nichts.«
    Â»Nachbarn von Herrn Prochnik«, kam Herr Bach seiner Frau zuvor. »Die
Nebuscheits, wissen Sie, haben auch einen Hund, und da trifft man sich
natürlich hin und wieder.«
    Â»Es kipt da nämlich eine Frau«, ratterte seine steif auf ihrem Stuhl
sitzende Gattin. »Eine Frau, die Herrn Prochnik öfters pesucht hat.«
    Helena Guballa hörte mitten im Wort auf zu tippen. Ich beugte mich
vor, stützte die Unterarme auf den Tisch und sah Frau Bach aufmunternd an.
    Â»Wir kennen sie nicht, tiese Frau. Wir haben sie nur tes Öfteren
tort kesehen.«
    Â»Können Sie sie beschreiben?«
    Â»Tunkel. Mittelgroß. Leider haben wir sie immer nur von hinten
kesehen. Sie ist nämlich immer erst spät abends gekommen. Im Tunkeln. Jürken,
sag doch auch mal was!«
    Â»Sie ist immer spät abends gekommen«, sagte Jürgen. »Und dunkle
Haare hat sie. Bubikopf oder wie man das nennt. Recht gut gebaut. Ganz hübsch,
ja.«
    Seine Frau warf ihm einen befremdeten Seitenblick zu.
    Â»Das Alter?«
    Â»Schwer zu saken«, sagte die Frau.

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