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Die falsche Tochter - Roman

Die falsche Tochter - Roman

Titel: Die falsche Tochter - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hielt.
    »Ja, ich weiß, aber niemand wusste genau, wann Sie zurückkommen würden. Ich hatte heute früh einen Termin beim Zahnarzt, sonst wäre ich schon eher da gewesen.«
    »Hm. Und, wie war es?«
    »Gut. Keine Probleme. Sie haben übrigens wirklich schöne Zähne.«
    Callie unterdrückte ein Schmunzeln. »Danke.« Sie notierte sich die Höhe des Landvermessungsstabes und rief: »Nächster Punkt, Frannie.«
    Jake hatte mit seiner Einschätzung der beiden Hilfskräfte aus West Virginia Recht gehabt: Frannie war dünn, dumm und vollkommen besessen von Chuck, befolgte aber willig jede Anweisung. Und im Gegensatz zu Bill blies sie ihr weder zärtlich in den Nacken, noch stellte sie ständig Fragen. Callie ließ das bewegliche Teleskop rotieren, bis die neue Position eingestellt war, und notierte den zweiten Wert. Bill hockte die ganze Zeit hinter ihr. Sie konnte sein Aftershave und einen Hauch von Mundwasser riechen.

    »Ich habe gestern Tonscherben gefunden«, sagte er. »Dory hat sie fotografiert. Möchten Sie die Fotos sehen? Ich selbst habe zusätzlich ein paar Polaroidaufnahmen gemacht. Hey, Dory! Wie läuft’s?«
    »Hi, Bill. Irgendwelche Höhlen entdeckt?«
    »Nö. Äh, Callie?«
    »Hm?«
    »Ich habe gestern Abend den Bericht geschrieben. Die Tonscherben sind wirklich cool. Digger sagt, dass sie vermutlich von einem Kochtopf stammen. Wir haben sie dokumentiert und so.«
    »Das ist gut.« Callie notierte sich weitere Maße. »Das war es, Frannie. Danke!«, rief sie und fuhr, an Bill gewandt, fort: »Bleib heute an der gleichen Stelle, und sieh zu, ob du noch etwas findest.«
    »Ich hatte gehofft, ich könnte heute mit Ihnen arbeiten.«
    »Später vielleicht.«
    »Okay, klar. Auf jeden Fall ist das alles viel cooler, als ich erwartet habe. Also, wenn Sie Hilfe brauchen …« Er wies auf die Stelle hinter dem Friedhof. »Bei den Knochen, meine ich. Ich könnte bei Ihnen an einem Tag mehr lernen als bei den anderen in einem Monat.«
    »Wir sehen mal, morgen vielleicht.«
    »Irre.«
    Bill machte sich auf den Weg, um sein Werkzeug zu holen.
    »Pass auf, dass du keinen Ausschlag davon bekommst, dass er dir ständig den Arsch küsst«, sagte Jake, der in diesem Moment hinter Callie auftauchte.
    »Ach, halt den Mund. Bill ist nur eifrig. Vielleicht könnte eine deiner Schönheitsköniginnen mit dem Einmessen anfangen. Sonya vielleicht? Dory könnte mit ihr zusammenarbeiten.«
    »Das habe ich schon veranlasst.« Er wies zu der Stelle, wo die beiden Frauen mit Zollstöcken und Bleilot arbeiteten. »Ab nächste Woche kann Sonya nur noch am Wochenende kommen. Ihre Vorlesungen beginnen wieder.«

    »Was ist mit Dory?«
    »Sie versucht ein Sabbatical zu nehmen, weil sie bei der Ausgrabung bleiben möchte. Chuck und Frannie bleiben auch, ebenso wie Matt. Jedenfalls in der nächsten Zeit. Und Bill würden sowieso keine zehn Pferde von hier wegbekommen. Von den Erstsemestern verlieren wir allerdings ein paar, aber Leo bemüht sich schon um Ersatz.«
    »Wenn uns die Hilfskräfte knapp werden, sollten wir zusehen, dass sie jetzt genug zu tun haben.«
    Sie trennten sich. Jake machte sich im Hüttenbereich, wie sie ihn bezeichneten, wieder an die Arbeit, und Callie ging zum Friedhof. Sie spürte die Erde zwischen den Fingern, während ihr die Sonne auf den Rücken brannte und der Wind mit ihren Haaren spielte. Mit Hacke und Bürste enthüllte sie Stück für Stück die Vergangenheit, während ihre Gedanken zu ihrer eigenen Geschichte zurückkehrten.
    William Blakely, Suzanne Cullens Gynäkologe, hatte sich zwölf Jahre nachdem er sie von einem gesunden, sieben Pfund schweren Mädchen entbunden hatte, zur Ruhe gesetzt. Vierzehn Jahre später starb er an Prostatakrebs. Seine Frau, die in der Praxis mitgearbeitet hatte, lebte noch. Sie hatten drei Kinder. Die Sprechstundenhilfe, die in der fraglichen Zeit bei Blakely gearbeitet hatte, war ebenfalls pensioniert und aus der Gegend weggezogen.
    Callie hatte vor, die Witwe des Arztes zu besuchen und so bald wie möglich mehr über die Sprechstundenhilfe herauszufinden. Sie wollte auch die Hebamme aufspüren, die Suzanne während der Entbindung beigestanden hatte, und die Frau, mit der sie im Krankenhaus das Zimmer geteilt hatte.
    Auch den Kinderarzt, zu dem Suzanne mit Doug und Jessie gegangen war, wollte sie aufsuchen. Es erinnerte sie an das Einmessen einer Grabungsfläche. Jeder der Namen auf Suzannes Liste war ein Punkt auf dem Bild ihrer Vergangenheit. Callie würde diese Punkte

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