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Die falsche Tochter - Roman

Die falsche Tochter - Roman

Titel: Die falsche Tochter - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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zusammenbrachten. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals versucht hätte, mir spezifische Informationen zu entlocken. Und von meinen Patienten wurde auch niemand entführt – das hätte ich erfahren.«
    »Aber manche Ihrer kleinen Patienten waren adoptierte Kinder.«
    »Ja, natürlich. Das ist doch wohl kaum überraschend.« »Kamen einige Eltern mit ihren gerade adoptierten Kindern auf Carlyles Empfehlung zu Ihnen?«
    Dr. Yardley runzelte die Stirn. »Ja, höchstwahrscheinlich. Ein paar Mal war es bestimmt so. Wir waren, wie ich bereits sagte, miteinander bekannt und hatten dann ein intimes Verhältnis. Es ist doch nur natürlich –«
    »Erzählen Sie mir von Carlyle. Wenn er so charismatisch und attraktiv war, warum ging die Affäre dann zu Ende?«

    »Er war auch kalt und berechnend.« Sie fuhr nachdenklich mit den Fingern über die Fotos und Papiere auf ihrem Schreibtisch. »Ein sehr berechnender Mann, der kein Gefühl für Treue hatte. Es mag Ihnen seltsam vorkommen, da wir ja eine außereheliche Beziehung hatten, aber ich erwartete von ihm, dass er mir treu blieb. Er war mir jedoch nicht treu. Seine Frau wusste sicher von mir, aber sie hielt die Fassade ihrer Ehe aufrecht, auch wenn sie vielleicht Probleme mit den Affären ihres Mannes hatte. Es hieß, sie sei ihm und ihrem Sohn sklavisch ergeben und drücke deshalb beide Augen zu.«
    Ihre Lippen zuckten, und Doug ahnte, was sie von einer solchen Frau hielt. »Ich zog es jedoch vor, weiterhin einen scharfen Blick zu behalten. Als ich entdeckte, dass er außer mir auch noch eine andere Affäre hatte, stellte ich ihn zur Rede. Wir stritten erbittert und trennten uns dann. Ich konnte eine Menge ertragen, aber zu erfahren, dass er mich mit seiner Sekretärin betrog, war mir dann doch zu klischeehaft.«
    »Was wissen Sie über diese Sekretärin?« »Sie war jung. Ich war schon fast dreißig, als Marcus und ich ein Paar wurden, und sie war kaum über zwanzig. Sie zog sich sehr gewagt an, redete aber mit leiser Stimme – eine Masche, der ich von Anfang an misstraute. Und als ich schließlich erfuhr, dass Marcus ein Verhältnis mit ihr hat, fiel mir ein, dass sie mich öfter spöttisch angegrinst hatte, wenn sie mich begrüßte. Wahrscheinlich wusste sie von mir, lange bevor ich von ihr wusste. Ich habe gehört, dass sie eine der wenigen Mitarbeiterinnen aus der Kanzlei war, die Marcus mitnahm, als er nach Seattle zog.«
    »Haben Sie seither etwas über Carlyle oder diese Frau gehört?«
    »Ab und zu. Ich habe zum Beispiel gehört, dass er sich von Lorraine hat scheiden lassen, und war überrascht, dass er nicht diese Sekretärin zu seiner zweiten Frau machte. Irgendjemand hat mir erzählt, sie habe einen Buchhalter geheiratet und ein Kind bekommen. Und Marcus hat ja dann sogar noch ein drittes Mal geheiratet.«

    Dr. Yardley tippte wieder mit dem Füller auf die Schreibtischplatte. »Sie haben meine Neugier geweckt, Mr Cullen. Ich werde selbst ein paar Erkundigungen einholen. Ich schätze es nicht, wenn ich missbraucht werde, und sollte Marcus das getan haben, möchte ich es wissen.«
    »Er ist gestorben.«
    Sie riss den Mund auf, machte ihn jedoch gleich wieder zu und presste die Lippen aufeinander. »Wann?«
    »Vor ungefähr zwei Wochen, an Krebs. Zuletzt lebte er mit Ehefrau Nummer drei auf den Caymans. Ihn selbst kann ich also nicht mehr befragen, und sein Sohn weigert sich, unsere Beweise anzuerkennen.«
    »Ja, ich kenne Richard ein wenig. Er und Marcus hatten sich nicht viel zu sagen. Richard hängt sehr an seiner Mutter und seiner Familie. Haben Sie mit seiner Mutter gesprochen?«
    »Noch nicht.«
    »Wahrscheinlich wird Richard gerichtlich gegen Sie vorgehen, wenn Sie versuchen sollten, Kontakt zu ihr aufzunehmen. Sie geht nicht mehr so viel aus wie früher, und ich habe gehört, dass sie ziemlich gebrechlich ist. Aber das war sie eigentlich schon immer. Bleiben Sie noch lange in Boston?«
    »Möglich — aber Sie können mich so oder so jederzeit anrufen.«
    »Wie gesagt, Sie haben mich neugierig gemacht. Hinterlassen Sie mir bitte eine Nummer, unter der ich Sie erreichen kann.«
     
    Als Doug sich in seinem Hotelzimmer eingerichtet hatte, nahm er ein Bier aus der Minibar und rief Lana an.
    »Ja?«, meldete sich eine Männerstimme.
    »Äh … ich versuche Lana Campbell zu erreichen.«
    »Hey, ich auch. Sind Sie Doug?«
    »Ja. Wie meinen Sie das? Wo ist sie?«
    »Bisher noch ungefähr eine Armlänge entfernt, aber ich gebe die Hoffnung nicht

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