Die falsche Tochter - Roman
auch nicht aus Woodsboro fort.«
»Die Leute reden zu viel, das ist das Problem mit dieser Spezies. Wir können nicht einfach schweigen.« Als Callie das Wasser abgedreht hatte und aus der Dusche stieg, reichte Rosie ihr ein Handtuch. »Die Leute aus dem Team wollen dich nicht noch mehr unter Druck setzen, aber Menschen sind eben von Natur aus neugierig. Und gerade unsereins will alles wissen, sonst würden wir keine Ausgrabungen machen.«
»Ich mache ja auch niemandem einen Vorwurf.« Callie wickelte sich das Handtuch wie einen Turban um die nassen Haare und griff dann zu einem Badetuch, um sich abzutrocknen. »Es macht mich nur fertig, dass Digger seine Blechbüchse von Eigenheim verloren hat, nur weil jemand mir ans Leder wollte.«
»Digger kann sich eine neue Blechbüchse kaufen. Wichtig ist nur, dass dir und Jake nichts Ernsthaftes passiert ist.«
»Das ist mir klar, Rosie. Und mir ist auch klar, dass es jemand darauf anlegt, mir Angst einzujagen. Und ich habe tatsächlich Angst und obendrein das Gefühl, weiter denn je davon entfernt zu sein, das zu finden, was ich suche.«
Sie griff nach der frischen Unterwäsche, die sie mit ins Badezimmer genommen hatte. »Warum hast du mich eigentlich nie nach den Cullens gefragt und danach, wie es sich anfühlt, plötzlich ein ganz anderer Mensch zu sein?«
»Ein oder zwei Mal wollte ich dich danach fragen, aber dann habe ich gedacht, dass du es mir bestimmt eines Tages von selbst erzählst. Callie, ich muss dir wohl nicht extra sagen, dass das Team hinter dir steht, nicht wahr?«
»Wenn ich nicht im Team wäre, wäre das Projekt nicht gefährdet.«
Rosie nahm eine Dose mit Körpercreme in die Hand. Sie öffnete den Deckel und roch daran. Dann nickte sie zustimmend und begann, die Creme auf ihren Armen zu verteilen.
»Du gehörst zum Team, und du hast mich dazugeholt. Wenn du gehst, gehe ich auch. Und wenn Jake geht, geht auch
Digger. Und dann ist das Projekt erst recht gefährdet, das weißt du auch.«
»Ich könnte Jake überreden, zu bleiben.«
»Du überschätzt deine Überredungskünste. Er wird dich nicht mehr aus den Augen lassen. Eigentlich bin ich ein bisschen enttäuscht, dass ihr nicht zusammen geduscht habt.«
»Es gibt hier schon genug Klatsch und Tratsch, auch ohne dass Jake und ich zusammen duschen.«
»Ach ja, da du es gerade erwähnst, eine Frage habe ich doch. Was ist eigentlich mit euch beiden?«
Callie schlüpfte in eine frisch gewaschene Jeans. »Ich weiß nicht.«
»Wenn du es nicht weißt, wer weiß es dann?«
»Niemand. Wir versuchen immer noch … ach, ich weiß nicht«, wiederholte sie und griff nach ihrem T-Shirt. »Es ist kompliziert.«
»Nun, ihr seid komplizierte Menschen, deshalb war es damals ja auch so interessant, euch zu beobachten. Ich kam mir vor, als würde ich Zeuge einer Kernverschmelzung. Dieses Mal ähnelt es allerdings mehr einem langsam brennenden Feuer, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob es einfach nur weiterglimmen wird oder ob irgendwann große Flammen herausschlagen werden. Ich habe euch immer gerne zusammen gesehen.«
»Warum?«
Rosie lachte perlend auf. »Ihr erinnert mich immer an zwei anmutige Tiere, die einander umkreisen und nicht genau wissen, ob sie sich in Stücke reißen oder paaren sollen.«
Callie ergriff eine Tube mit Feuchtigkeitscreme und begann, sich das Gesicht einzureiben. »Du und deine Vergleiche!«
»Ich bin eine romantische Natur, und ich sehe euch beide eben gern zusammen. Im Augenblick möchte Jake nur mit dir kuscheln, aber er weiß nicht, wie er es anstellen soll. Er weiß ganz genau, dass er vorsichtig sein muss, weil du ihm bei lebendigem Leib die Haut abziehen würdest, wenn er es falsch anstellt. Und das bereitet ihm Kopfzerbrechen, obwohl er andererseits dein Temperament auch liebt.«
Callie nahm das Handtuch vom Kopf und griff nach ihrem Kamm. »Ich habe gern Gewissheit.« Nachdenklich schlug sie mit dem Kamm auf ihre Handfläche, bevor sie begann, ihre Haare durchzukämmen. »Ich war mir nie sicher, ob Jake mich liebte. Ich habe gedacht, er betrügt mich mit Veronica Weeks.«
»Tja, darauf hatte sie es vom ersten Tag an abgesehen. Zum einen war sie eifersüchtig auf dich, und zum anderen ist dein Mann natürlich ganz schön sexy. Sie wollte dir eins auswischen, weil du zu viel Mumm hast.«
Callie kämmte sich die Haare aus dem Gesicht. »Das ist ihr ja auch gelungen«, sagte sie. Dann ließ sie plötzlich den Kamm sinken. »Wieso wusstest du das eigentlich und
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