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Die falsche Tochter - Roman

Die falsche Tochter - Roman

Titel: Die falsche Tochter - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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entgegnete er. Instinktiv legte er Callie die Hand auf die Schulter, als Sheriff Hewitt auf sie zutrat.
    Der Bezirkssheriff war ein großer, schwerer Mann, der sich auffällig langsam bewegte. In seiner braunen Uniform hatte er Ähnlichkeit mit einem riesigen, schwerfälligen Bär.
    »Dr. Dunbrook« – er nickte ihr zu –, »ich möchte Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
    »Ich weiß nicht, was ich zu berichten hätte.«
    »Für den Anfang könnten Sie mir zum Beispiel erzählen, was Sie gestern getan haben. Nur, damit ich einen Eindruck bekomme.«
    »Ich bin um kurz vor neun aufs Feld gekommen und habe den größten Teil des Tages an meinem Befund gearbeitet.« Sie wies auf das Areal kurz hinter der Absperrung.
    »Allein?«
    »Teilweise allein und ansonsten zusammen mit Dr. Graystone, als wir die ausgegrabenen Skelette für den Transport vorbereitet haben. Mittags habe ich ungefähr eine Stunde Pause gemacht, etwas gegessen und meine Notizen aufgearbeitet. Da hinten.« Callie wies auf ein paar Campingstühle, die im Schatten der Bäume am Bach standen. »Wir haben ungefähr bis sieben gearbeitet und dann Feierabend gemacht. Ich habe mir bei dem Italiener in der Stadt etwas zu essen geholt und bin damit in mein Motel gefahren, weil ich Papierkram zu erledigen hatte.«
    »Sind Sie danach noch einmal ausgegangen?«
    »Nein.«

    »Sie sind also in Ihrem Zimmer im Hummingbird Inn geblieben?«
    »Das ist richtig. Und zwar allein«, fügte sie hinzu, bevor er danach fragen konnte. »Von meinem gestrigen Zusammenstoß mit Dolan auf seiner Baustelle wissen Sie ja sicher schon.« Sie blickte zu ihrem Rover, auf dem sich die Schmierereien grellrot gegen den dunkelgrünen Lack abhoben. »Ich war wütend, weil jemand mein Auto beschmiert hat. Ich bin immer noch wütend, aber deswegen bringe ich niemanden um. Ein Alibi habe ich allerdings nicht.«
    »Sie hat ihr Zimmer nicht verlassen«, warf Jake ein, worauf Callie und der Polizist ihn verblüfft anschauten. »Mein Zimmer liegt direkt daneben«, fuhr er fort. »Du hast um elf Uhr angefangen, Cello zu spielen, und ungefähr eine Stunde lang auf dem verdammten Ding herumgesägt.«
    »Nimm dir doch ein anderes Zimmer, wenn es dich stört.«
    »Ich habe ja nicht gesagt, dass es mich stört.« Jake erwähnte nicht, dass er im Dunkeln gelegen, den leisen, melancholischen Tönen gelauscht und sich nach Callie gesehnt hatte. »Sie spielt Bach, wenn sie versucht, zur Ruhe zu kommen«, erklärte er dem Sheriff.
    »Du kennst Bach?«, sagte Callie. »Ich bin beeindruckt.« »Gegen Mitternacht hat sie mit dem Cellospielen aufgehört. Wer auch immer das Zimmer auf der anderen Seite neben ihr bewohnt, wird das bestätigen können. Außerdem war Dr. Dunbrooks Rover draußen direkt neben meinem Wagen geparkt. Ich habe einen leichten Schlaf, und wenn sie weggefahren wäre, hätte ich es mit Sicherheit gehört.«
    »Ich habe gestern Nachmittag auf Ihre Beschwerde hin mit Mr Dolan gesprochen.« Umständlich zog Hewitt einen Notizblock aus der Tasche. Er leckte sich über die Fingerspitze und blätterte die Seiten um, bis er fand, was er suchte. »Haben Sie den Verstorbenen, als Sie gestern mit ihm gestritten haben, tätlich angegriffen?«
    »Nein, ich …« Callie brach ab. »Na ja, ich habe ihm wohl einen kleinen Schubs versetzt.« Sie imitierte die Geste, indem
sie Hewitt leicht mit der Faust vor die Brust stieß. »Wenn das ein tätlicher Angriff ist, bin ich sicher schuldig. Er hatte mir ein paar Mal mit dem Finger vor dem Gesicht herumgefuchtelt.«
    »Und haben Sie ihm gedroht, ihn umzubringen, wenn er noch einmal in Ihre Nähe käme?«
    »Nein«, erwiderte Callie freundlich. »Ich habe ihm gesagt, ich würde ihm den Arsch aufreißen, wenn er sich noch einmal mit mir anlegt. Das mag ja unangenehm sein, aber tödlich endet es eigentlich nicht.«
    »Sie sind gestern ebenfalls mit Dolan zusammengetroffen?«, wandte sich Hewitt an Jake.
    »Ja, das ist richtig. Dolan war nicht glücklich mit der Situation. Er wollte, dass wir verschwinden – was vermutlich auch der Grund ist, weshalb er letzte Nacht hierher gekommen ist.« Jake warf einen viel sagenden Blick auf den Müllbeutel. »Wenn er auch nur die leiseste Ahnung davon gehabt hätte, was wir hier tun und wie und warum wir es tun, wäre ihm klar gewesen, dass sein Plan sinnlos ist. Das Problem war jedoch, dass er gar nicht wissen wollte, was wir hier eigentlich machen. Das zeigt, wie engstirnig und verbohrt er war. Aber den Tod hat er

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