Die falsche Tochter - Roman
Schläger und der Ball zugleich.«
»Ach, dann ist das sozusagen Zen-Baseball?«
»Sehr witzig. Fertig?«
Lana zog die Unterlippe zwischen die Zähne und nickte. Albern wie ein junges Mädchen kreischte sie auf, als der Ball aus der Maschine heraussprang und auf sie zugeflogen kam.
»Du hast ihn verfehlt, Mommy!«, rief Tyler.
»Ja, Ty, ich weiß.«
»Schlag Nummer eins. Lassen Sie es uns noch einmal versuchen.« Dieses Mal hielt Doug sie von hinten umfangen und führte den Schläger mit ihr gemeinsam, als der Ball auf sie zuflog. Als er den Schläger traf und Lana ein Vibrieren in ihren Armen spürte, musste sie lachen. »Noch einmal.«
Sie trafen den Ball noch ein paar Mal, wobei Tyler jedes Mal wie wild jubelte. Dann lehnte Lana sich spielerisch mit
dem Rücken an Doug und blickte zu ihm auf, bis ihre Lippen fast sein Kinn streiften. Sie wartete, bis er sie anblickte.
»Wie war ich?«, fragte sie leise.
»Sie werden nie in der ersten Liga mitspielen, aber es war schon in Ordnung.«
Er legte ihr die Hand auf die Hüfte und ließ sie einen Moment lang da liegen. Dann trat er einen Schritt zurück. »Okay, Ty, du bist dran.«
Lana sah den beiden zu, betrachtete Dougs große Hände, die über den kleinen ihres Kindes auf dem Baseballschläger lagen. Einen Moment lang verspürte sie in ihrem Herzen erneut jene schmerzvolle Sehnsucht nach ihrem Mann, den sie so geliebt und schließlich verloren hatte. Und in diesem Augenblick hatte sie fast das Gefühl, er stünde neben ihr, so wie an manchen Abenden, wenn sie am Bett ihres schlafenden Sohnes stand.
Als Ty den Ball traf, lachte er vor Begeisterung hell auf und riss dadurch Lana aus ihren Gedanken. Der Kummer verging, und sie sah nur noch ihr Kind und den großen Mann, der mit ihm spielte.
12
Es dauerte drei Tage, bis das Gelände wieder für die Ausgrabung freigegeben wurde und Callie an ihrem Befund weiterarbeiten konnte. Einen dieser Tage hatte sie im Labor in Baltimore verbracht, ansonsten war sie die meiste Zeit in ihrem Motelzimmer geblieben und hatte an ihren Berichten gearbeitet. Als sie ihre offizielle Aussage vor dem Bezirkssheriff machen musste, hatte sie eine Stunde lang in seinem Büro gesessen und seine Fragen beantwortet.
Aus der Zeitung und nach dem, was in der Stadt geredet wurde, wusste Callie, dass die Polizei bei der Suche nach Dolans Mörder noch im Dunkeln tappte. Während sie die Erde in ihrer Grube untersuchte, dachte sie darüber nach, wie sonderbar es war, dass sie das Leben, die soziale Ordnung, ja sogar die tägliche Routine der Menschen erforschen konnte, die vor tausenden von Jahren an diesem Ort gelebt hatten, aber über Dolan, den sie persönlich gekannt und mit dem sie sich gestritten hatte, so gut wie gar nichts wusste.
»Du warst immer schon am glücklichsten, wenn du mit einer Schaufel in der Hand vor einem Haufen Erde sitzen konntest.«
Sie schaute auf und wischte sich den Schweiß ab, der ihre Schläfen hinunterrann. Als sie ihren Vater sah, setzte ihr Herz einen Schlag lang aus.
»Das ist ein Dentalhaken«, sagte sie und hielt das Instrument
hoch. Dann legte sie ihn beiseite und kletterte aus der Grube. »Ich werde dich lieber nicht umarmen, sonst versaue ich dir noch deinen schönen Anzug.« Sie reckte sich, um ihrem Vater einen Kuss auf die Wange zu geben, und wischte sich die Hände am Hosenboden ihrer Jeans ab. »Ist Mom auch da?«
»Nein.« Er blickte sich um. »Ihr scheint ja hier ganz schön beschäftigt zu sein.«
»Ja, wir müssen verlorene Zeit aufholen. Wir konnten drei Tage nicht arbeiten, bis die Polizei das Gelände wieder freigegeben hat.«
»Polizei? Hat es denn einen Unfall gegeben?«
»Nein. Offenbar sind die Nachrichten nicht so weit nach Norden vorgedrungen. Es hat einen Mord gegeben.«
»Einen Mord?« Erschreckt griff Elliot nach Callies Hand. »Mein Gott, Callie. Jemand aus eurem Team?«
»Nein, nein.« Beruhigend drückte sie seine Hand, und in diesem Moment verschwand die Verlegenheit, die sie beide zunächst empfunden hatten. »Komm, wir gehen ein bisschen in den Schatten.«
Sie bückte sich und holte zwei Flaschen Wasser aus ihrer Kühltasche. »Es war der Typ, dem das Land hier gehört, der Bauunternehmer. Offenbar ist er mitten in der Nacht hierher gekommen, um uns ein paar Tierknochen unterzuschieben. Er war nicht besonders glücklich darüber, dass wir mit der Ausgrabung sein Bauprojekt durchkreuzt haben. Jemand hat ihm den Schädel eingeschlagen, wahrscheinlich mit einem Stein.
Weitere Kostenlose Bücher