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Die Familie ohne Namen

Die Familie ohne Namen

Titel: Die Familie ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zurückerstattet. Ich erzähle Ihnen den Thatbestand, wie er ist, und muß es Ihnen überlassen, daraus Ihre Schlußfolgerungen zu ziehen.
    – Sehr gut, mein weiser Freund, antwortete ihm Herr de Vaudreuil lächelnd. Wir werden Sie nicht compromittiren. Doch wenn Sie heute nur nach der Villa Montcalm gekommen sind…
    – So geschah es, Herr de Vaudreuil, um zum dritten Male zu thun, was ich schon zweimal gethan habe. Am heutigen Morgen, dem des 3. Septembers, erhielt ich Auftrag: 1. den Rest der mir einst übergebenen Summe, d. h. fünfzigtausend Piaster, abzugeben; 2. dieselbe in die Hand des Vorsitzenden des Comités von Laval auszuliefern. Das ist die Veranlassung, Herr de Vaudreuil, daß, da Sie doch Vorsitzender des bekannten Comités sind, ich mich eingestellt habe, um die erwähnte Summe als Cassen-Bilanz hierher zu bringen. Ich weiß weder, noch wünsch’ ich zu wissen, welchem Zwecke dieselbe dienen soll. Ich habe die Ausschüttung der Masse in die Hand des durch jenen Brief bezeichneten Vorsitzenden besorgt, und wenn ich den Betrag nicht durch die Post sandte, sondern es vorzog, ihn selbst zu überbringen, so geschah das, weil es mir willkommene Gelegenheit bot, meinen werthen Freund, Herrn de Vaudreuil, und Fräulein Clary, seine Tochter, einmal wieder zu sehen.«
    Ohne unterbrochen zu werden, hatte Meister Nick seine Erklärung vollenden können. Nachdem er nun gesagt, was er nur zu sagen hatte, erhob er sich, näherte sich der, der Terrasse zu liegenden Fensteröffnung und betrachtete die Fahrzeuge, welche auf dem Strom in Berg-oder Thalfahrt begriffen waren.
     

    Herr Nick zog aus seiner Tasche einen Pack Banknoten. (S. 76.)
     
    In Nachsinnen versunken, verhielt sich Herr de Vaudreuil völlig still. Die Gedanken seiner Tochter waren ganz in derselben Richtung beschäftigt. Es war ja gar nicht zweifelhaft, daß dieses so geheimnißvoll geschickte und Meister Nick in Verwahrung gegebene Geld zu den Bedürfnissen der Parteisache verwendet worden war, und nicht weniger zweifellos war es, daß ihm angesichts einer bevorstehenden Erhebung dieselbe Anwendung vorbehalten war. Diese Sendung traf übrigens an demselben Tage ein, wo ein »Sohn der Freiheit« die vertrauten Freunde des Herrn de Vaudreuil nach der Villa Montcalm berufen hatte; deutete das nicht auf einen mindestens eigenartigen Zusammenhang?
    Die Unterhaltung dauerte noch eine Weile lang fort, was bei der Plauderseligkeit des Herrn Nick nicht zu verwundern war. Er unterhielt dabei Herrn de Vaudreuil von dem, was dieser ebenso gut und noch besser als er selbst wußte, von der politischen Lage, vorzüglich in Unter-Canada. Und diese Dinge, er wiederholte das öfter – berichtete er nur mit der allergrößten Reserve, da er keineswegs die Neigung habe, sich in Sachen einzumischen, die ihn nichts angingen. Sein Ziel schien nur das zu sein, Herrn de Vaudreuil möglichst Vorsicht zu empfehlen, denn sicherlich verdoppelte die Polizei ihre Aufmerksamkeit in den Kirchspielen der Grafschaft Montreal.
    Das veranlaßte den ehrenwerthen Herrn Nick noch zu den Worten:
    »Offenbar befürchten die Behörden ganz besonders, daß sich ein Führer an die Spitze der Volksbewegung setzen könne, und daß jener Führer der berühmte oder berüchtigte Johann ohne Namen sein werde.«
     

    Der Notar wurde mit einem herzlichen »Guten Tag, Herr Nick,« begrüßt. (S. 84.)
     
    Bei diesen Worten erhob sich Clary und lehnte sich an das nach dem Park zu gelegene Fenster.
    »Kennen Sie denn diesen kühnen Agitator, lieber Nick? fragte Herr de Vaudreuil.
    – Ich kenne ihn nicht, habe ihn niemals gesehen und sogar noch keinen Menschen getroffen, der ihn gekannt hätte. Daß er aber leibhaftig vorhanden ist, erleidet entschieden keinen Zweifel… Ich stelle mir ihn mit Vorliebe in der Erscheinung eines Romanhelden vor, eines jungen, hochgewachsenen Mannes mit vornehmer Erscheinung, sympathischem Gesicht und mit einnehmender Stimme – wenn es nicht eben ein braver Patriarch an der Schwelle des Greisenalters, mit tiefgerunzeltem Gesicht und entkräfteten Gliedern ist!… Ja, bei solchen Leuten weiß man nie vorher, woran man ist.
    – Wer er auch sei, antwortete Herr de Vaudreuil, gebe Gott, daß er bald auf den Gedanken kommt, sich an unsere Spitze zu setzen, und wir werden ihm ebenso weit folgen, wie es ihm belieben wird, uns zu führen.
    – O, Herr de Vaudreuil, das könnte vielleicht binnen Kurzem geschehen! rief Meister Nick.
    – Was sagen Sie?… fragte Clary, welche

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