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Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme

Titel: Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ténor
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sagen sollte. Selbst zu schweigen war mir nicht erlaubt.

    Ein hochrangiger Herrenritter führte uns in das Zelt des
Oberbefehlshabers. Der Herrscher thronte auf seinem Sessel, der im hinteren Teil des Raumes stand. Mit verschlossenem, unbewegtem Gesicht musterte uns Akys III wie ein unbestechlicher, unbarmherziger Richter. Ein langer Tisch, der mit Landkarten, Notizbüchern und von Hand beschriebenen Papierstößen überhäuft war, nahm die rechte Hälfte des Zeltes ein. Die linke war dagegen spartanisch als Schlafzimmer eingerichtet und von einem durchscheinenden Vorhang verhüllt. Abgesehen von dem Dutzend anwesender Offiziere und Berater umfasste die direkt beim Oberbefehlshaber stehende Garde sechs Soldaten, die zu beiden Seiten seines Throns aufgestellt waren. Sie waren mit Armbrüsten und Klingen in verschiedenen Größen bewaffnet - ein Zeichen dafür, dass sich unser Gastgeber unter seinem eigenen Dach nicht ganz sicher fühlte.
    Der Herrenritter bat uns, in der Mitte des Raumes stehen zu bleiben, etwa fünf Meter von Akys III entfernt. Dann kam er zu mir, um mir meinen Schild abzunehmen, was ich mit einem Kopfschütteln ablehnte. Er versuchte es nicht weiter. Longtothe ließ sich auf ein Knie nieder, neigte den Kopf und legte eine Hand aufs Herz. Ich machte es ihm nach, stellte aber fest, dass Lizlide rechts von mir stehen blieb und den Herrenbruder aufmerksam beobachtete. Dieser hielt ihrem Blick eisern stand. Wir richteten uns wieder auf und warteten darauf, dass der Richter zu sprechen geruhte, was er auch bald tat.
    »Ich höre«, sagte er knapp.
    »Eure Herrlichkeit«, begann der Anführer der Litithen.
    Zu mehr kam er nicht. Akys III unterbrach ihn schroff.
    »Von Euch erwarte ich keine Erklärungen, Seigneur Longtothe.«
    Mein Magen, der durch meine Nervosität sowieso schon zusammengeschnürt war, verkrampfte sich noch mehr. Ich
würde mich einem Verhör unterziehen müssen, das eines Inquisitionsgerichts würdig gewesen wäre. Ich rief mir also ins Gedächtnis, dass in so einer Situation der Anfang am schwersten war. Danach kamen die Worte von allein, wobei ich in diesem Fall fürchten musste, mit jedem Satz mein Leben zu riskieren. Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf: Ich musste mich meinem Ankläger ebenbürtig zeigen, nicht als Beschuldigter, sondern als litithischer Ritter.
    »Eure Herrlichkeit, leider kann ich nicht mit Euch sprechen, solange ich noch die Hülle des Schändlichen trage. Bitte gewährt mir das Recht, mich davon zu befreien.«
    Akys III schien einen Moment lang zu zögern, dann hielt er es wohl für klug, mir diesen Wunsch zu erfüllen. Also setzte ich erst einmal ohne Eile den Helm ab und stellte ihn mir vor die Füße. Dabei klappte die Eisenmaske geräuschvoll herunter, sodass die Augenschlitze jetzt den Herrenbruder anstarrten. Als Nächstes legte ich den Rest der Teerrüstung in einem Stapel vor mir ab, außerdem Borhus’ Schild. Danach fühlte ich mich wunderbar befreit, so als hätte man mir einen Ganzkörpergips abgenommen. Jetzt konnte ich entspannt von meinen Abenteuern berichten, angefangen mit meiner Rückkehr zum Imaginoport kurz vor seiner Schließung. Ich vermied es, mich in unnötigen Einzelheiten zu verlieren, und blieb so sachlich wie möglich. Erst als ich auf meinen Vorschlag zu sprechen kam, eine Expedition zum Turm des Großen Spähers zu unternehmen, fing ich an zu stammeln und Akys III sich für meine Ausführungen zu interessieren. Meine Aufregung brachte mich aus dem Konzept, sodass ich den Tonfall änderte und mich zu rechtfertigen begann.
    »Natürlich bin ich nur ein Ausländer, aber ich fühlte mich von diesem Krieg betroffen, so als hätte ich eine Rolle darin
zu spielen, wenn auch nur eine kleine. Und da kam mir die Idee …«
    Ich blickte auf Borhus’ Schild hinunter, den ich auf den Kleidungsstücken des Schändlichen abgelegt hatte.
    »Ein Sakrileg zu begehen«, half mir der Herrenbruder.
    »Die Wahrheit sprechen zu lassen«, korrigierte ich. »Die Schale des Schicksals konnte uns über die wahren Motive des Schändlichen aufklären. Weshalb sie also nicht befragen?«
    »Und hast du es getan?«, wollte er wissen.
    Ich bemühte mich, ein undurchdringliches Gesicht zu machen, und schwieg aus Angst, mich zu verraten. Sein Blick verströmte so viel Autorität, dass ich ihm nur schwer standhalten konnte, und er sondierte mich wie eine Wärmebildkamera. Wenn ich log, würde er es mit Sicherheit merken, aber ihm die Wahrheit zu sagen, wäre ebenso

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