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Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme

Titel: Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ténor
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ich.
    »Nein, Lizlide, nicht das!«, rief ich.
    Der Oberbefehlshaber runzelte die Stirn, doch als er merkte, worum es ging, war es bereits zu spät: Die Klinge der Elfe hatte die Kehle gewechselt. Lizlide beugte sich über Akys III, der sich steif an die Rückenlehne presste und dessen Halsschlagader unter der Klinge pochte. Sie flüsterte ihm ein paar Worte in der Elfensprache zu. Er schien einzuwilligen und erklärte dann trotzig: »Sobald du das Schwert von meinem Hals wegnimmst, bist du tot. Warum willst du dich für diesen Ausländer opfern?«
    »Mein Leben ist nicht so viel wert wie seines. Er soll gehen und nicht weiter belästigt werden.«
    »Und du?«
    »Ich kann stundenlang so bleiben, ohne müde zu werden.«
    Hilflos bat ich Longtothe mit den Augen um seine Meinung.
    »Folge deinem Schicksal, ohne dich umzudrehen, Thédric«, antwortete er. »Das Herz hat Schwächen, die die Vernunft manchmal ignorieren können muss.«
    Damit meinte er, wenn ich die Gelegenheit, einen Aufschub zu erhalten, nicht nutzte, würde ich Lizlide verraten, die sich für mich opferte. Also machte ich auf dem Absatz kehrt und lief auf den Ausgang zu. Plötzlich zeichnete sich eine Gestalt in der Öffnung ab, und ich blieb vor einem Mann mit breiten Schultern, langen, welligen Haaren und kurzem blondem Bart stehen. Hinter ihm erschienen Ergonthe, Fregainthe und eine ehrwürdige Versammlung von Herrenrittern.
    »Nun«, begann diese beeindruckende Persönlichkeit, »wie ich sehe, amüsiert man sich gut bei unserem Oberbefehlshaber,
während die Schlacht draußen eine merkwürdige Wendung nimmt.«
    Die Krieger und die Garde um mich herum neigten den Kopf, um den Neuankömmling zu begrüßen. Dieser betrat das Zelt wie ein Familienoberhaupt, das einem Verwandten einen unangemeldeten Besuch abstattete.
    »Tut mir leid, dich bei deiner Audienz stören zu müssen, mein Bruder«, fuhr er fort, »aber die Ereignisse auf der Ebene erfordern deine Anwesenheit.«
    Lizlide steckte ihr Schwert wieder in die Scheide. Akys III, der gekränkt war, weil er in dieser mehr als peinlichen Situation überrascht worden war, brummte: »Was willst du hier, Bruder Onorys?«
    »Die Orks ziehen sich zurück.«
    Der Oberbefehlshaber war verdutzt und konnte es kaum glauben. »Wie das?«
    »Wohlgeordnet und ohne Eile, als würden sie dem Kampf entsagen.«
    »Das ist doch absurd«, sagte Akys III.
    Eigentlich nicht, dachte ich. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, warum sie das taten, behielt es jedoch lieber für mich und sparte mir meine Enthüllungen für den Rat auf. Onorys VIII wandte sich mir zu und sah mich prüfend an.
    »Du bist das?«, fragte er.
    Ich glaubte, Enttäuschung aus seiner Stimme herauszuhören. Wen hatte er sich denn vorgestellt? Einen Koloss mit stahlharten Muskeln, Pitbullkopf und Laseraugen, die Blech zerschneiden konnten wie ein Protonenschweißbrenner? Wenn ich so darüber nachdachte, konnte ich ihn ein bisschen verstehen; ein Jurastudent von fünfundsiebzig Kilo beeindruckte jemanden wie ihn natürlich nicht. Ich blieb ungerührt. Onorys VIII wandte sich wieder seinem Amtskollegen zu und ließ ihn wissen, der Rat der Herrenbrüder
wolle den Ausländer »unverzüglich«, also noch in dieser Stunde, anhören. Trotz dieser weiteren Demütigung sagte Akys III keinen Ton. Diese Schlacht hatte er verloren, doch er sann bereits auf eine Revanche. Ich hingegen konnte wieder Atem schöpfen, während ich auf die nächste Runde wartete, und meinen litithischen Freunden meine Anerkennung aussprechen, weil sie mir mal wieder aus der Patsche geholfen hatten.
    Lizlide kam zu mir. Ich wollte ihr ebenfalls danken, doch die Besorgnis, die ich in ihren großen dunklen Augen las, erschreckte mich.
    »Wovor hast du Angst?«, fragte ich. »Die Situation scheint sich doch zum Guten zu wenden, oder nicht?«
    »Bist du sicher, dass das Geheimnis des Schändlichen enthüllt werden muss?«
    Ihre Frage überraschte mich zuerst und schlug dann wie eine Bombe bei mir ein. Natürlich muss das Geheimnis des Schändlichen bekannt werden, antwortete ich in Gedanken. Trotzdem regte sich bei mir ein Zweifel, ein schrecklicher Zweifel in Form einer schicksalhaften Wahl. Ich konnte einerseits das Geheimnis für mich behalten, aber dann würde ich nicht erfahren, welche mögliche Gefahr sich dahinter verbarg. Ich konnte es andererseits preisgeben, aber das würde das Risiko bedeuten, die Büchse der Pandora zu öffnen. Der Schändliche konnte zufrieden sein, dachte ich, ich

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