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Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme

Titel: Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ténor
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hat der Rat der Herrenbrüder entschieden, die Schale des Schicksals zu befragen«, verkündete Onorys VIII. »Wir beachten das Ritual unseres Königreiches, wenden unseren Geist den Ahnen zu und bitten sie um ihren Schutz gegen den Schändlichen … und um ihre Vergebung, falls wir uns geirrt haben«, fügte er kopfschüttelnd hinzu.
    Ich schloss die Augen vor Bestürzung und vor Scham, denn ich fühlte mich zumindest zum Teil für diese verhängnisvolle Entscheidung verantwortlich. Lizlide zeigte keinerlei Reaktion, doch ich spürte, dass sie tief bewegt war. Die sechs Herrscher verließen ihre Sessel und stellten sich um die Schale herum auf. Akys III machte den nervösesten, Onorys VIII den ängstlichsten Eindruck. Die anderen, die sich dafür entschieden hatten, in den Apfel des Wissens zu beißen, platzten offensichtlich vor Neugierde. Der dienstälteste Ghoram II legte eine knochige, blaugeäderte Hand auf den Rand der Schale, wodurch das Quecksilber leicht zitterte. Dann sprach er ein langes Gebet auf Arth-Neuhm. Als Nächstes sah er einen nach dem anderen seiner Amtskollegen fragend an, und jeder von ihnen nickte. Nun stellte er in der Sprache der Ahnen die gefährliche Frage.
    »Wer ist der Schändliche?«
    In einer Stille, die vor Spannung knisterte, sahen wir zu, wie sich die sechs Herrenbrüder über die Schale beugten. Einen Moment lang verharrten sie ungerührt, angespannt, konzentriert. Dann weiteten sich ihre Augen vor Staunen. Einer von ihnen fasste erschrocken nach dem Arm seines rechten Nachbarn.
    »Das kann doch nicht sein!«, flüsterte Onorys VIII.
    Sie schauten sich gegenseitig an und diskutierten dann
leise auf Arth-Neuhm. Akys III redete am lautesten und hatte die Fäuste geballt, so als argumentierte er nachdrücklicher als die anderen. Ich lehnte mich zu Ergonthe hinüber, der links von mir saß, und bat ihn, mir den Wortwechsel zu übersetzen.
    »Ich kann sie nicht gut verstehen«, murmelte er. »Der Oberbefehlshaber scheint Thema einer Auseinandersetzung zu sein.«
    In diesem Moment wurden wir erneut aufgefordert, den Raum zu verlassen.
    »Raus! Alle raus!«, rief einer der Herrenbrüder mit einer heftigen Armbewegung.
    Der Ton hatte sich deutlich verändert.

    Später sollte ich erfahren, dass ihnen die Schale fast die gleiche Antwort gegeben hatte wie dem Schändlichen im Turm des Großen Spähers.
    Nachdem die Frage gestellt worden war, hatten die Herrenbrüder die Quecksilberoberfläche beobachtet, in der sich ihre Oberkörper spiegelten. Ihre Gesichter hatten sich eines nach dem anderen getrübt und dann verdunkelt, bis sie nur noch ein dunkler Schatten waren. Dann hatte sich der Oberkörper von Akys III verändert und war durch das Bild des Schändlichen in der Teerrüstung ersetzt worden. Der Herrscher der Schwarzen Welten trug seinen Helm, aber anstatt der Metallmaske war das Gesicht des Oberbefehlshabers darin erschienen. Von den fünf anderen Herrenbrüdern war nichts mehr zu sehen. Nur die Gestalt des Schändlichen war allein in der Mitte der Schale geblieben und besaß von nun an ein Gesicht.
    Nachdem sich die Herrenbrüder ein zweites Mal hinter verschlossenen Türen beraten hatten, fällten sie einige radikale Entscheidungen gegen Akys III, was niemand außer
mir nachvollziehen konnte. Dem Oberbefehlshaber wurde die vollständige Führung der verbündeten Truppen entzogen. Ihm wurde sogar jede Amtsgewalt aberkannt. Und schließlich - die größte Erniedrigung - erhielt er den Befehl, sich nach Olsomathe zu begeben, das er bis zum Ende des Krieges oder vielleicht sogar bis ans Ende seiner Tage nicht mehr verlassen durfte. Wir sahen ihn, wie er das Zelt des Rates verließ und von einem Dutzend Herrenritter begleitet wurde, die ihn jetzt nicht mehr beschützten, sondern bewachten. Mir fiel auf, dass die Scheide seines Schwertes leer war. Sein Gesicht war wutverzerrt, und als er an uns vorbeiging, überlief mich unwillkürlich ein Schauer. Longtothe kam zu mir und fragte: »Was hat das zu bedeuten?«
    »Als ich dem Schändlichen im Turm des Großen Spähers gegenüberstand und er der Schale die Frage ›Wer bin ich?‹ gestellt hat, ist Akys’ Gesicht darin erschienen«, verriet ich schließlich. »Heute Abend hat dieselbe Frage dieselbe Antwort erhalten.«
    »Aber das ist doch lächerlich. Das ergibt doch keinen Sinn.«
    »Doch, schon. Die Schwarzen Welten sind nichts als das negative Abbild des Königreichs der sieben Türme. Hier leben die Elfen, dort die Orks. Hier blüht

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