Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
digitalen Reisebegleiters konnte ein Reisender in die Imagination kein Souvenir von seinem Aufenthalt in der Endloswelt mitnehmen. Diese technische Einschränkung nicht zu kennen oder die Kontrollen beim Einsteigen zu hintergehen, konnte eine echte Gefahr darstellen. Damit man gar nicht auf die Idee kam, die Sicherheitsvorschriften zu missachten, wurden in der Gebrauchsanleitung, die im digitalen Reisebegleiter enthalten war, einige Missgeschicke aufgeführt, die »kleinen Schlaubergern« zugestoßen waren. Einer hatte zum Beispiel geglaubt, Goldmünzen in seinem Verdauungstrakt mitnehmen zu können, wie ein Drogenschmuggler Kokain.
Bei der Ankunft auf der Erde hatte er ein riesiges Loch im Bauch. Bei dem Gedanken fiel mir siedend heiß ein: Ich würde mich aller Kleidungsstücke, Waffen und Accessoires entledigen müssen, die aus mir einen litithischen Ritter gemacht hatten. Anschließend würde ich mich einer Sonderbehandlung namens »vollständige Waschung« unterziehen müssen (Waschen, Spülen, Schleudern … ein wahres Vergnügen, das mir da bevorstand).
»Ich muss mich noch umziehen«, sagte ich.
Zum Glück hatte ich all meine persönlichen Sachen in einer Tasche aufbewahrt.
»Das hat keine Eile«, antwortete Ergonthe.
Er saß ab, und die anderen Litithen folgten seinem Beispiel.
»Wolltet ihr nicht zum Palast des Fürsten weiterreiten?«, fragte ich verwundert.
»Zuerst müssen wir uns vergewissern, dass du sicher nach Hause kommst.«
»Also ehrlich, ich bin ja sehr gerührt, aber ich kann ganz gut allein …«
Ergonthe schnitt mir das Wort ab und sagte zu seinen Gefährten: »Clausgainthe, Armodeme, ihr bleibt mit den Equineds hier. Wir anderen begleiten Thédric zum Schalter seiner Reisegesellschaft.«
Sein Tonfall ließ keine Widerrede zu, also blieb ich still.
Eng beieinander stürzten wir uns in die wogende, fast die ganze Halle ausfüllende Menschenmenge wie in einen Urwald. Meine Beschützer drängten sich so dicht um mich, dass ich mich fühlte wie in einem Sturmpanzer, was mich allerdings auch nicht ruhiger machte. Als wir uns der Abfertigungstheke näherten, spitzte sich die Sache zu, bis wir schließlich kaum drei Meter vor dem Ziel festsaßen.
»Wir schaffen es schon noch«, sagte ich, um meine Angst zu mildern.
»Welche Nummer hat dein Rückflugticket?«, wollte Ergonthe wissen.
»Ich hab die Papiere in meinem digitalen Reisebegleiter, aber ich kann mich im Moment nicht rühren. Und ehrlich gesagt habe ich auch keine Lust, mein Ticket in die Freiheit vor diesen tobsüchtigen Irren herauszuholen.«
»Einverstanden. Dann warten wir.«
Tatsächlich brauchten wir nicht allzu lange in dieser menschlichen Presse zu verharren, denn schon bald schallten aus den Lautsprechern des Imaginoports die Informationen, auf die alle warteten … und die alle fürchteten.
»Meine Damen und Herren, leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass die Erforscher der Imagination bis auf Weiteres alle Transfers einstellen …«
Die Meldung wurde mit einer Flut ohrenbetäubender Proteste aufgenommen, die die Entschuldigungen der Computerhostess übertönten.
»Man könnte meinen, wir sind in einem Fußballstadion«, rief ich Ergonthe zu.
»Verschwinden wir von hier«, befahl er.
»Kommt gar nicht infrage«, widersprach ich. »Ich hab keine Lust, meinen Platz zu verlieren, wenn die Schalter wieder aufmachen.«
»Glaub mir, Thédric, es ist besser, wenn wir diesen Ort verlassen.«
»Warum?«
»Weil diese Menschen Angst haben. Sie werden alles kurz und klein schlagen und sich wahrscheinlich gegenseitig umbringen wie Cheubs.«
»Cheubs?«
»Kriegshunde. Komm.«
Endlich hatte ich begriffen. Mein menschlicher Sturmpanzer trat den Rückzug an. Das wurde auch Zeit, denn kaum saßen wir wieder im Sattel, als eine Massenschlägerei ausbrach, die sich in einer verheerenden Wellenbewegung fortpflanzte. Ich war entsetzt darüber, freute mich insgeheim aber auch über die Zwangsverlängerung - und Armaintho anscheinend auch, denn er schlug freudig mit dem Kopf.
Schnell entfernten wir uns in Richtung des Palastes.
DER FÜRSTENPALAST VON ISPARIN
W ie soll ich bloß beschreiben, was in mir vorging, als mir klar wurde, dass ich meine Heimat wahrscheinlich nie wiedersehen würde? Ich war bestürzt, niedergeschlagen, völlig verzweifelt … Auf jeden Fall ein kräftiger Adrenalincocktail, der mich einen Moment lang in so etwas Ähnliches wie geistige Verwirrtheit stürzte. Dann begann ich über meine Situation
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