Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
Nase meines Equineds verlassen müssen, um Isparin wiederzufinden. Sogar unsere Reittiere wurden
unterwegs gefüttert, und zwar dank einer Technik, die ein Profireiter mit einem gewöhnlichen Pferd nur schwer hinbekommen hätte. Auf dem Hals liegend, schoben wir ih nen in regelmäßigen Abständen getrocknete Radonstücke zwischen die Zähne. Dann tränkten wir sie mit einer Feldflasche, die einen langen, gebogenen Schnabel hatte. So unglaublich es erscheinen mag, unsere Tiere ertrugen diese unmenschliche Behandlung. Ich befragte Fregainthe dazu (natürlich mitten im Galopp). Er erinnerte mich daran, dass die Equineds vor allem Kriegstiere und daher von Natur aus zu großer Ausdauer fähig waren. Außerdem erklärte er mir, dass sie unsere Unruhe spürten und teilten.
Nach diesem Gespräch beschloss ich, meinem Equined einen Namen zu geben und entschied mich für »Adlerflügel«. Ich bat Ergonthe, mir das in die Sprache der Alten zu übersetzen. ΛΓΨΔΣΘΠ, antwortete er. Extrem vereinfacht sprach man es »Armaintho« aus. Ergonthe fügte aber hinzu, dass Armaintho seinen Namen erst dann akzeptieren würde, wenn ich ein bestimmtes Ritual durchgeführt hätte. Dieses bestand darin, dass ich mir von ihm in die Hand beißen ließ. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass das für mich ein zusätzlicher Grund war, mich auf meine Rückkehr in die sogenannte zivilisierte Welt zu freuen.
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I m Laufe des nächsten Vormittags erreichten wir schließlich den Titanenwald, der sich nicht umreiten ließ. Normalerweise dauerte es nur wenige Stunden, ihn zu durchqueren. Aber an diesem Tag herrschte auf der breiten, gepflasterten Straße zwischen den gewaltigen Baumstämmen ein großes Durcheinander, das auf eine Massenflucht hinzudeuten schien. Wir saßen in einer lärmenden Menge aus Kriegern, überladenen Fuhrwerken und Familien fest, die sich jeweils zu mehreren Personen auf Fantronen zwängten - das waren eine Art rüssellose Elefanten, die mir schon bei meiner Ankunft begegnet waren. Seltsamerweise drängten die Menschen in beide Richtungen, beschimpften sich und schreckten vor nichts zurück, um schneller voranzukommen. Die einen wollten nach Isparin, weil sie glaubten, dort sicherer zu sein als auf dem Land. Die anderen waren überzeugt, dass es der Feind auf die Stadt, in der der Fürst Isparan residierte, zwangsläufig besonders abgesehen hatte.
Über unseren Köpfen hallten Schreie durch das Laub. Eine ähnliche Unruhe hatte die Dörfer erfasst, die auf fünfzig oder hundert Metern Höhe angelegt waren. Menschen rannten über Stege aus Ästen, andere schafften mit Seilen
große Tonkrüge, Bündel oder sogar sperrige Möbel hinunter. Überall hatte sich Panik ausgebreitet, das Chaos vor der Schlacht.
»Verlassen wir die Straße«, schlug Ergonthe plötzlich entnervt vor.
Doch abseits der Straße erwartete uns ein dichtes Gestrüpp aus riesigen Farnen und stacheligen Pflanzen und an einigen Stellen ein schwammiger Moosboden, in dem unsere Equineds bis zu den Knien versanken. So kamen wir nicht besonders schnell vorwärts. Die Anstrengung und die Ungeduld machten uns wütend, nicht nur aufeinander, sondern auf alles, Mensch oder Tier, was sich uns in den Weg stellte. Bis endlich die Vororte von Isparin in Sicht kamen.
Bei meiner Ankunft elf Tage zuvor hatten mir mein Fremdenführer und mein wildes Equined kaum Zeit gelassen, mich für die Hauptstadt zu interessieren. Nun nahm ich das Ballungsgebiet mit außergewöhnlich städtischem Charakter, das sich in drei verschiedene Bezirke untergliederte, richtig wahr. Der erste umfasste eine Anhöhe und wurde von einem Felsplateau dominiert. Dieses Wohngebiet war den Reichen und den angesehenen Persönlichkeiten der Stadt vorbehalten. Außer den imposanten Holzhäusern, die sich an den steilen Hang schmiegten, konnte man hier einige Paläste aus Naturstein und die dazugehörigen prachtvollen Stufengärten bewundern. Der zweite Bezirk, durch den wir soeben die Stadt betreten hatten, war wenig vornehm und erstreckte sich auf einer riesigen Lichtung von etwa drei oder vier Kilometern. Er war durch ein chaotisches Wirrwarr sechs-, acht- oder sogar zehnstöckiger Gebäude gekennzeichnet. Offensichtlich waren sie völlig aufs Geratewohl errichtet worden, ohne dass man sich um die Nachbarn oder einen Stadtplan geschert hätte. Das Gelände war vielmehr von
einem Netz aus unbefestigten, mehr oder weniger schlammigen, mehr oder weniger gepflegten und
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