Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
spöttischen Blicken, als wäre ich eine Maus, die zu einer Versammlung streunender Katzen ging. Abgesehen vom Offizier, der vorausschritt, wurden wir von nicht weniger als fünf dieser muskelbepackten Schränke eskortiert. Vor der riesigen Flügeltür angekommen, benutzte der Offizier seine Eisenkeule als Klopfer auf dem bronzenen Türbeschlag. Kurz darauf öffneten sich die beiden Flügel langsam und mit einem lauten Kratzen. Ohne abzuwarten, bis die Tür ganz geöffnet war, und ohne uns aufzufordern, ihm zu folgen, betrat der Offizier den Palast.
Wir schritten über die Schwelle und trotz meiner Furcht spürte ich eine Anwandlung von Triumph.
Wir gelangten zunächst in einen riesigen Saal mit Kuppeldach. Er wurde von großen Spitzbogenfenstern erhellt, die auf raffiniert angelegte Innengärten hinausgingen. Die Friese und Basreliefs, die an den bemalten Holzwänden entlangliefen, zeigten Muster von Blättern und Stängeln und erinnerten mich an den Jugendstil. Der ganze Saal wirkte wie eine mit Reliefs verzierte Höhle und duftete nach Blumen und Bienenwachs. Große, kranzförmige Kandelaber, die ein weiß glühendes, irisierendes Licht verströmten und auf spiralförmigen Ständern ruhten, zogen meine Blicke auf sich. In meinem digitalen Reisebegleiter war ihnen ein Artikel gewidmet, denn so ein Licht gab es auf der Erde nicht: »… lebhaft und ruhig zugleich, verleiht es selbst den mattes - ten Gegenständen einen unvergleichlichen Glanz«. Leider brannten sie zu dieser Tageszeit nicht. Ansonsten befanden wir uns in einer typischen Empfangshalle großer öffentlicher
Gebäude: Es gab einen Bereich, der mit Sesseln und niedrigen Tischchen eingerichtet war, Informationsschalter (unbesetzt) und eine kleine Bibliothek, wo man auf Tischen mit schräger Platte die Gesetze des Landes oder die letzten Dekrete des Fürsten einsehen konnte.
Ich reckte beim Gehen das Gesicht nach oben, um die prunkvollen Basreliefs über den Fenstern zu bewundern, als mich ein heiseres, kurzes Kläffen zusammenzucken ließ. Erschrocken drehte ich mich um und sah etwas auf uns zustürzen, ein riesiges … Wie soll ich es beschreiben? Pitbull-Warzenschwein. Man stelle sich einen dicken, eckigen, ohrenlosen Kopf mit plattgedrückter Schnauze und einem Maul vor, aus dem Krokodilzähne hervorschauten. Er saß auf einem felllosen Körper von etwa einem Meter Höhe, der durch einen kurzen, mit einem Haarbüschel versehenen Schwanz verlängert wurde. Unnatürlich große Muskeln zeichneten sich unter der braunen, in den Falten grünlichen Haut ab. Man konnte es fast als abstoßend bezeichnen. Um das dantische Bildnis zu vervollständigen, waren die Augen des Tieres in schwarze Wülste eingebettet, die aus einer Art schützender Hornhaut bestanden. Wäre ich noch ein Tourist gewesen und kein litithischer Ritter, wäre ich wahrscheinlich schreiend davongelaufen. So wurde ich einfach nur blass.
Fregainthe klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter.
»Na, Thédric, was macht der Nervenkitzel?«
»Funktioniert«, antwortete ich, »eindeutig.«
Einer unserer Begleiter brachte den Cheub mit einer einfachen Handbewegung zum Stehen. Das Ungeheuer folgte uns auf dem Fuße und entfernte sich nie mehr als einen Meter von unserer Gruppe. Sicher hoffte es, dass einer von uns dreien einen Fuß außerhalb des Schutzkreises unserer Eskorte setzte, damit es heimlich einen Bissen zu fressen bekam. Sein röchelnder Atem und das Geräusch seiner
Krallen auf den grünen Marmorfliesen jagten mir kalte Schauder über den Rücken.
Wir wurden durch einen endlosen Gang geführt, der gewunden war wie ein Waldweg. Schließlich gelangten wir in ein Vorzimmer, das im selben Stil erbaut war wie der große Saal. Der Offizier befahl uns, stehen zu bleiben. Dann ging er allein auf eine Flügeltür in Arkadenform zu, hinter der die Gemächer des Fürsten von Isparin lagen. Meine Aufmerksamkeit wurde von den beiden Cheubs abgelenkt, die zur Bewachung der Räumlichkeiten abgestellt waren. Als sie ihren Artgenossen entdeckten, der sich von unserem Geruch anziehen lassen und daher unvorsichtigerweise sein eigenes Revier verlassen hatte, stürzten sie sich auf ihn und verjagten ihn mit gefletschten Zähnen und wütendem Knurren.
»Du wartest hier auf uns«, sagte Ergonthe plötzlich zu mir.
Bei diesem Befehl fuhr ich zusammen. Ich bemerkte, dass ein Flügel der Tür offen stand und den Blick auf einen geräumigen, prunkvoll ausgestatteten Salon freigab, der in ein seltsames
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