Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
beschwerlicher. Gefangen in meinem gelähmten Körper, stöhnte ich vor Ohnmacht und Verzweiflung … In diesem Moment legte sich eine Hand auf meine Schulter. Ich drehte mich um und blickte in das grässliche Gesicht meines Mörders.
»Thédric, wir reiten los«, sagte er mit der Stimme meines ehemaligen litithischen Fremdenführers. »Wach auf.«
»Was? … Hau ab, du Teufel!« Ich richtete mich schwungvoll auf. »Verschwinde … Oh, Ergonthe. Tut mir leid, ich …«
Ich blickte mich eilig um und stellte fest, dass es fast Tag war. Die litithischen Ritter waren schon auf den Beinen und dabei, das Lager abzubrechen.
»Mist, ich muss mir unbedingt einen Wecker kaufen«, sagte ich und rieb mir kräftig das Gesicht. »Hab ich noch Zeit, schnell etwas zu essen?«, fragte ich.
»Nicht, wenn du mit uns zusammen reiten möchtest, bis sich unsere Wege trennen.«
»Aber Ergonthe«, rief ich, »natürlich möchte ich das!«
»Du brauchst dich nicht so zu beeilen wie wir. Dein Weg ist nicht so weit.«
»Stimmt, aber …«
Er hatte sich neben mich gehockt, während sich seine Gefährten im Hintergrund hielten und ihre Equineds ungeduldig auf der Stelle traten. Mir wurde klar, dass ich sie durch meine Anwesenheit nur aufhalten würde.
»Na schön, dann ist die Stunde des Abschieds wohl gekommen«, murmelte ich schweren Herzens.
»Ja.«
»Und was wird aus Armaintho?«
»In Isparin vertraust du ihn einem der Palastgardisten an. Er wird wissen, was er zu tun hat.«
»Er stirbt, wenn ich ihn verlasse, das weißt du, oder?«
Der Litith gab keine Antwort. Er kannte die Folgen einer solchen Trennung, nachdem ein Ritter seinem Equined einen Namen gegeben hatte, nur zu gut. Dennoch war sie unvermeidlich. So blieb uns nichts anderes übrig, als sie zu akzeptieren wie ein Naturgesetz. Ich sagte Fregainthe und den anderen Rittern Lebewohl, dann stiegen alle auf ihre Equineds. Bevor Ergonthe losritt, empfahl er mir, ohne Zwischenhalt nach Isparin zurückzukehren, da die blutrünstigen Feldzüge der Orks sicher zunehmen würden. Ein letzter Gruß, dann verschwand die Gruppe auf dem Pfad, der sie auf die Ebene zurückführen würde. Zum ersten Mal seit meiner Ankunft in dieser Welt war ich allein. Und auf einmal fühlte ich mich auf dem in alle Richtungen offenen Plateau verwundbar wie ein Mäuschen im Gras. Also rollte ich schnell meine Decke zusammen und sattelte Armaintho.
»Nur noch schnell Pipi machen und dann geht’s los«, sagte ich und tätschelte ihm zärtlich den Hals.
Ich stellte mich mit dem Gesicht nach Norden, entleerte meine Blase und betrachtete dabei die Landschaft. Die Orks waren in der Nacht etwa zwanzig Kilometer vorgerückt, schätzte ich, und hatten dann Halt gemacht, um die nächste Nacht abzuwarten. Die Ebene und die Hügel, die sich südlich des Turms des Großen Spähers erstreckten, waren mit unzähligen Lagern bedeckt, die jeweils aus Hunderten schwarzen Zelten bestanden. Das Gelände schien von Pestbeulen übersät zu sein. Ich schauderte angewidert und kehrte eilig zu meinem Equined zurück.
Noch bevor es Mittag wurde, glaubte ich, über die Hälfte des Weges zurückgelegt zu haben, sodass ich hoffte, noch am selben Abend das Königreich der sieben Türme verlassen zu können. Das bereitete mir Freude und Angst zugleich. Einerseits war ich erleichtert bei dem Gedanken, meinen guten alten Heimatplaneten wiederzusehen, wo mir die Schlägertypen aus der Nachbarschaft von nun an armselig erscheinen würden. Andererseits fürchtete ich mich vor dem Moment, wo ich Armaintho und diese überwältigenden Landschaften zurücklassen musste. Auch meine litithische Ritteruniform würde ich schmerzlich vermissen. Bei der Aussicht, wieder in eine unbequeme Jeans und ein lächer - liches T-Shirt schlüpfen zu müssen, bekam ich Lust, die Klamotten zu zerreißen, als wäre ich ein tollwütiges Equined.
Bis es so weit war, bemühte ich mich, jede einzelne meiner letzten Minuten in dieser Welt zu genießen.
Als ich mir eine Mittagspause an einem Bachufer gönnte, wurde das Wetter schlechter und der Himmel verdunkelte sich. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Luft abkühlte, kam mir unnormal vor, als verbreitete sich der Einfluss des Schändlichen am Himmel noch schneller als am Boden. Das beunruhigte mich, denn wenn die Sonne nicht schien, konnten die Eindringlinge ihre Erkundungsgänge wieder aufnehmen.
Bald bestätigte sich meine Befürchtung: Keine Stunde später entdeckte ich auf einer Talsohle eine
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