Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
etwa hundertköpfige Gruppe, die in dieselbe Richtung unterwegs war wie ich. Ich folgte gerade einem Weg, der über eine Wiese am Hang eines Hügels führte. Hier weideten Coskoths, eine Art Rinder, deren dichtes fuchsrotes Fell und gedrungene Gestalt an Bisons erinnerten. Ich befahl Armaintho, sich hinter ein Hügelgrab aus flachen Steinen zu legen. Die Halborks
kamen im Gleichschritt näher. Ich hörte das blecherne Klirren ihrer Ausrüstung und ihren rhythmischen Atem, der den erschreckenden Eindruck erweckte, die ganze Gruppe wäre ein einziges wildes Tier. Nachdem sie im Wald verschwunden waren, stand ich vor einem Dilemma: Die Vorsicht gebot mir, umzukehren und mich so weit wie möglich von diesem Trupp zu entfernen. Dieselbe Vorsicht warnte mich, dass ich mich vielleicht verirrte, wenn ich einen Bogen um den Wald machte, den ich eigentlich selbst auch durchqueren wollte. Was sagte meine Intuition? Hinauszögern bringt gar nichts! Nach dieser verblüffend logischen Überlegung setzten Armaintho und ich unseren Weg wachsamer als je zuvor fort.
FABELHAFTE BEGEGNUNG
W ir hatten einen Wald betreten, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Die Bäume waren mindestens dreißig Meter hoch und unglaublich breit. Jedes dieser Exemplare war ein wahres pflanzliches Monument, in dem man mühelos klettern, ja sogar spazieren gehen konnte. Obwohl nur wenig Licht bis zum Boden durchdrang, blühte hier eine üppige Pflanzenwelt: rote Farne, leuchtend grüne Moospolster, zitternde Gräser, große Flächen mit malvenfarbenem Heidekraut … und ein paar Sträucher mit Früchten und Blüten. Dieser seltsame Wald kam mir nicht völlig naturbelassen, aber auch nicht besonders kultiviert vor, doch mit Sicherheit war er von einem zivilisierten Volk bewohnt. Schon nach ein paar Hundert Metern gelangte ich nämlich an eine kleine Steinbrücke mit nur einem Bogen, der sich über einen Bach wölbte. Er hatte schmiedeeiserne, mit Windungen und Schnecken verzierte Geländer. Ebenso faszinierten mich der frische, fruchtige Duft, der die Luft erfüllte, und das Licht, das trotz des bleigrauen Himmels … Wie soll ich sagen? … frühlingshaft hell, fast unwirklich hell war. Es war einfach prachtvoll und verströmte die friedliche Ruhe eines Feenlandes, obwohl meines Wissens weder Feen noch
Zauberer zu den Einwohnern des Königreichs der sieben Türme zählten. Außer vielleicht die Nymphalen, jene bezaubernden geflügelten Geschöpfe, die ich mit meinem Blitzlicht vertrieben hatte.
Dennoch hatte ich das Gefühl, in ein von Elfen bewohntes Gebiet vorgedrungen zu sein. Also zog ich meinen digitalen Reisebegleiter hervor und schlug im enthaltenen Reiseführer unter der Rubrik »Der Lebensraum der Elfen« nach. Dort las ich, dass dieser Ort Smaragdwald hieß. Eine bedeutende Gemeinschaft von Waldelfen hatte sich hier niedergelassen. Diese Wesen waren außerordentlich scheu und empfindlich, daher war es schwierig, sie aus der Nähe zu sehen. Im Übrigen wurde empfohlen, keinen Kontakt zu ihnen zu suchen, und falls man versehentlich in ihr Territorium geriet, solle man sich damit begnügen, das Unterholz zu bewundern. Kurz gesagt, man sollte sie in Ruhe lassen. In einer Anmerkung hieß es, die in diesem Wald ansässigen Elfen seien besonders schalkhaft und ein zu neugieriger Reisender könne das am eigenen Leib zu spüren bekommen. Ich war gewarnt. Auf jeden Fall war ich schon lange kein Tourist mehr, der sich bereitwillig über alle Verbote hinwegsetzte, nur um ein originelles Foto oder ein reizvolles Souvenir mehr mit nach Hause zu nehmen.
Als ich mich an diese idyllische Umgebung gewöhnt hatte, fielen mir meine Eile und meine Sorgen wieder ein, und ich trieb Armaintho zu einer schnelleren Gangart an.
Nach ein paar Dutzend Schritten blieb er plötzlich so abrupt stehen, dass ich nach vorn auf seinen Hals fiel.
»Holla, sachte!«, rief ich. »Was ist los?«
An seinen aufgestellten, sich hin- und herdrehenden Ohren und seinen zitternden Nüstern erkannte ich, dass er eine Gefahr oder etwas Verdächtiges witterte. Mein Herz
schlug höher bei dem Gedanken, dass es vielleicht eine Elfe war. Armaintho verließ von sich aus den Weg und wechselte in den sogenannten Pirschgang mit langen, lautlosen Schritten - den Gang eines Raubtieres auf der Suche nach Beute. Alle Sinne in Alarmbereitschaft, beobachtete ich besonders die Blätter über uns und rechnete damit, dass jeden Moment ein Wesen auf uns herunterfiel oder hinter einem Baum
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