Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
Fürsten Isparan entdeckt hatte.
Eine Bewegung der Elfe unterbrach meinen visuellen Erkundungsgang. Sie hielt die Augen geschlossen, aber ich wusste trotzdem, dass sie bei Bewusstsein war. Ich musste sie jetzt dringend von diesem Pfeil befreien.
»Ich hole was zum Behandeln«, sagte ich zu ihr.
Bevor ich aufstand, legte ich ihr eine Hand auf die Stirn und stellte erstaunt fest, dass sie kein Fieber hatte. Das war beruhigend - es sei denn, es waren die ersten Vorzeichen des Todes.
Als ich wieder bei ihr war, hockte ich mich auf die Fersen, stellte meine Reiseapotheke auf den Teppich und holte alles heraus, was ich für die schwierige Operation gebrauchen konnte. Die Warnungen und Empfehlungen, die ich bei meiner Vorbereitung auf den Aufenthalt hier in meinem digitalen Reisebegleiter gelesen hatte, waren so alarmierend gewesen, dass ich mir einen Schnellkurs in Erster Hilfe geleistet und mich stundenlang mit medizinischem Fachmaterial, vor allem über Notfallchirurgie, beschäftigt hatte. Natürlich hatte ich dabei nicht gelernt, wie man Armbrustpfeile herauszieht, aber immerhin so viel Grundwissen erlangt, dass ich - theoretisch - gebrochene Gliedmaßen zurechtflicken oder eine tiefe Wunde zusammennähen konnte. Kurzum, abgesehen vom fachmännischen Zerlegen der Sonntagsgans hatte ich keinerlei Erfahrung.
Schon bald stand ich vor der ersten Schwierigkeit: Ich musste die Verletzte ausziehen. Ich bin zwar normalerweise nicht verklemmt, aber angesichts dieses erhabenen Geschöpfs war ich starr vor Scheu, als hätte ich einen Engel vor mir. Und sie war tatsächlich ein Engel, ein Engel aus den Wäldern, den man auf den ersten Blick lieben musste. Leider musste ich mich auf meine Aufgabe konzentrieren und dafür sorgen, dass meine Hand nicht im entscheidenden Moment zitterte … Schon jetzt standen mir große Schweißtropfen auf der Stirn.
Ich atmete tief ein, um mich zu entspannen. Dann hakte ich mit vor Aufregung ganz ungeschickten Fingern den goldenen Kettengürtel auf, wofür ich eine gute Minute brauchte. Als ich der Elfe jedoch das Oberteil über den Kopf ziehen wollte, merkte ich, dass ich es wegen des Pfeils zerschneiden musste. Also nahm ich meine chirurgische Schere und beschloss nach kurzem Zögern, es am Kragen anzugehen. Es folgte die zweite Schwierigkeit: Der Stoff ließ sich nicht schneiden! So hartnäckig ich mich auch bemühte, es von allen Seiten probierte und mich aufregte, es wollte mir nicht gelingen. Schließlich verbog ich auch noch meine eigentlich perfekt geschärfte Schere. Anscheinend war dieser Stoff, der dünn und geschmeidig war wie Seide, einfach unzerreißbar! Nun bemerkte ich eine Kleinigkeit, die mir vorher im Eifer des Gefechts entgangen war: Die Pfeilspitze hatte den Stoff mit ins Fleisch gerissen - wie ein Finger, den man in einen Handschuh steckt -, vielleicht sogar ohne ihn zu durchbohren. In dem Fall bestand Hoffnung, dass die Wunde nicht verunreinigt worden war.
Bevor ich den Pfeil entfernte, verabreichte ich meiner Patientin ein Beruhigungsmittel auf Morphiumbasis. Auf die Spritze in die Armbeuge zeigte sie keine Reaktion. Da ich mir jetzt keine Gedanken mehr wegen ihrer Schmerzen
machen musste, streifte ich ihr Oberteil ab. Sie trug nichts darunter. Einen Moment lang - höchstens eine halbe Sekunde, ich schwöre! -, gerade lang genug für ein Bild, das sich mir für immer ins Gedächtnis graben würde, bewunderte ich ihre wohlgeformten Brüste. Als ich ihre seidige, honigfarbene Haut kurz darauf (notgedrungen) berührte, merkte ich, dass sie nur ganz leicht mit Härchen bedeckt war.
Wie ich vermutet hatte, hatte der Pfeil den Stoff in den Körper gezogen. Jetzt musste ich eine schwere Entscheidung treffen: Sollte ich den Pfeil einfach herausziehen oder mit dem Skalpell das Fleisch aufschneiden? Ich richtete mich auf. Wofür ich mich auch entschied, ich würde auf jeden Fall dabei ohnmächtig werden. Eine ganze Weile blieb ich unschlüssig, biss mir auf die Lippen und versuchte zweimal halbherzig, den Pfeil herauszuziehen. Schließlich folgerte ich, dass ich wohl das Skalpell benutzen musste.
»Na schön«, seufzte ich laut, »wenn es denn sein muss.«
Als echter Profi streifte ich mir Gummihandschuhe über. Dann überlegte ich lange, wo ich den Schnitt ansetzen sollte. Und in dem Moment, als ich gerade die blanke Spitze der Klinge in das weiche Fleisch drücken wollte, schlug die Elfe die Augen auf. Fast wäre ich schreiend zusammengezuckt wie ein Gerichtsmediziner,
Weitere Kostenlose Bücher