Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
von dem Beruhigungsmittel gespritzt habe, müsstest du eigentlich schlafen wie ein Baby«, fügte ich hinzu.
Sie schwieg und beobachtete mich nur mit einer Intensität, die mich verwirrte. Statt ihrer antwortete unser Gastgeber.
»Die Elfen sind das vollkommenste Werk einer genialen Natur. Sie hat sie mit Fähigkeiten ausgestattet, die denen der Menschen weit überlegen sind. Vor allem mit der Fähigkeit, die schlimmsten Krankheiten zu überstehen oder sich von den furchtbarsten Verletzungen zu erholen. Diese junge Dame wird morgen früh sicher völlig genesen sein und ihr könnt euren Weg fortsetzen, als wäre ihr nichts geschehen.«
»Morgen früh werde ich nicht mehr hier sein«, entgegnete ich leise und hoffte ein wenig naiv, dass sie mich nicht hörte.
Der alte Mann sah mich streng an. »Du willst sie doch nicht im Stich lassen?«
»Nein, natürlich nicht«, versicherte ich eilig. Im Endeffekt blieb mir allerdings nichts anderes übrig, auch wenn ich noch nicht wusste, wie ich das auf anständige Weise anstellen sollte. »Ich muss zum Imaginoport in Isparin«, erklärte ich. »Und von da aus nach Hause zur Erde zurück. Falls das überhaupt noch möglich ist«, seufzte ich abschließend.
»Ich verstehe.«
Danach entstand eine lange Stille, während der wir jeder auf einer Seite des Bettes sitzen blieben und auf das noch immer halb ohnmächtige Wunder hinabblickten.
»Hier wird sie in Sicherheit sein«, sagte unser Gastgeber.
Ich schaute auf und lächelte ihn dankbar an. Leider wurde mir bei genauerer Überlegung klar, dass diese Lösung nicht infrage kam.
»Unglücklicherweise«, wandte ich traurig ein, »müssen Sie dieses Haus ebenfalls verlassen. Die Armeen aus den Schwarzen Welten werden es schon bald zerstört haben. Sie sind in Scharen über die Grenze am Turm des Großen Spähers marschiert.«
»Ich bin auf dem Laufenden.«
»Und Sie wollen trotzdem bleiben? Das wäre glatter Selbstmord.«
»Keineswegs. Mein Tal wird durch einen Zauberbann geschützt. Selbst der Schändliche könnte die Mauer nicht überwinden, so unsichtbar sie auch ist.«
Ich senkte den Blick. Wie ungerecht die Welt doch war. Dieser brave Mann hatte offensichtlich noch nie einen Ork zu Gesicht bekommen. Im Moment hatte ich nicht die Kraft, ihm zu widersprechen. Ich sagte mir aber, dass ich ihn noch den ganzen Abend überzeugen konnte, zu den Festungen im Süden des Königreiches zu fliehen, natürlich mitsamt der Elfe.
»Wie heißt du?«, wollte er wissen.
»Thédric. Und Sie?«
»Oda.«
Wieder trat eine lange Stille ein. Dann murmelte ich, den Blick auf die Verletzte gerichtet: »Ich kann sie Ihnen nicht vorstellen. Ich habe keine Ahnung, wie sie heißt.«
Ein schwaches Lächeln umspielte die blassroten Lippen der Elfe. Dann kam ein modulierter Ton aus ihrem Mund: »ΓΠΘΔΣΨΛ.«
Ich begriff, dass sie mir ihren Namen verriet, aber Oda musste ihn mir übersetzen: Lizlide.
»Du bist mir ja eine«, sagte ich lachend. »Tust so, als ob du schläfst, bekommst aber alles mit.«
Sie öffnete ein wenig die Lider, sah mich kurz an und sagte dann mit kristallklarer Stimme: »Ich verdanke dir mein Leben.«
Ich zuckte nur mit den Schultern, um zu zeigen, dass ich lediglich meine Pflicht getan hatte. Oda stand auf und bedeutete mir, ihm zu folgen. Er führte mich in die Küche und lud mich ein, mich an den Tisch zu setzen und zu essen.
»Vielen Dank, aber ich bin nicht besonders hungrig.«
Mein Magen fühlte sich an wie zugeschnürt.
»Wie du willst. Also ich möchte unbedingt den Posvot probieren, den ich seit drei Tagen köcheln lasse.«
Er nahm zwei tiefe grüne Porzellanteller aus einem Geschirrschrank. Dann füllte er sie voller Vorfreude mit einer Fleischbrühe, die auf einem außergewöhnlichen Herd dampfte (durch die bauchige Form und die kunstvoll ausgearbeiteten Füße sah er aus wie eine Barockkommode, gekachelt und mit Blumenmotiven). Obwohl ich sein Angebot abgelehnt hatte, schob er einen Teller zu mir herüber. Und ich muss sagen, es wäre ein Fehler gewesen, diese Köstlichkeit nicht zu probieren. Nachdem ich ihm dafür ein Kompliment gemacht hatte, versuchte ich, ihn mit ernster Miene davon zu überzeugen, dass er trotz seiner Zaubermauer so schnell wie möglich von hier verschwinden solle. Doch er unterbrach mich schon nach wenigen Worten mit einer ärgerlichen Geste.
»Spar dir die Mühe, du wirst mich nicht dazu bringen, von hier wegzugehen. Dafür bin ich zu alt und außerdem habe ich dir ja
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